Essen. Ab Mittwoch strahlt RTL die neue Staffel von „Raus aus den Schulden” aus. Die WAZ hat mit dem Gelsenkirchener Schuldnerberater Norbert Donner über sein berühmtes TV-Pendant Peter Zwegat gesprochen.
Peter Zwegat ist wohl der berühmteste Schuldnerberater Deutschlands. In „Raus aus den Schulden” (morgen, 21.15 Uhr, RTL) hilft er Menschen, die jede Hoffnung bereits aufgegeben haben, aus der Klemme – mit dem Rotstift. Was kann eingespart werden? Wie kommt wieder Geld in die Haushaltskasse?
In der Kategorie „Unterhaltung/Spezial” wurde Zwegat nun sogar für einen Grimme-Preis nominiert. Doch was halten andere Schuldnerberater von ihrem TV-Pendant und den geschilderten Beratungsfällen? Die WAZ hat mit Norbert Donner, Leiter der Schuldnerberatung bei der Gelsenkirchener Arbeitsförderungsgesellschaft (Gafög), über Zwegat gesprochen.
„Ich finde es zwar vernünftig, dass ein solch sensibles Thema in der Öffentlichkeit behandelt wird. Es hilft Betroffenen, ihre eigene Schamgrenze zu überwinden und sich an Menschen zu wenden, die ihnen helfen können”, sagt Norbert Donner. Und das war es dann vorerst auch mit dem Lob für die TV-Sendung. „Mir haben die Folgen, die ich bislang gesehen habe, überhaupt nicht gefallen”, so Donner. Die in den ausgestrahlten Episoden beschriebenen Fälle seien sehr speziell ausgewählt und würden gar nicht dem entsprechen, was sich in den Beratungsstellen abspiele. „Das sind schon echte Exoten, wie es sie im Alltag so nicht gibt.”
Auch habe ihn die Herangehensweise von Peter Zwegat an die Problemfälle befremdet. „Für solche Aktionen haben wir gar keine Zeit. Wir bearbeiten in zwei Monaten rund 50 Fälle. Da kommt keine Minute Langeweile auf”, sagt Donner in Anspielung auf Peter Zwegat, der sich mit seiner Klientel zusammensetzt und ihnen zu Energiesparlampen anstelle von Glühbirnen rät, um Geld zu sparen.
Auch würden die Schuldnerberater der Gafög ihre Kunden nicht an der Hand nehmen, um mit ihnen in die Bank zu gehen. „Das würde aber auch rein gar nichts bringen, denn wir haben ja kein Kamera-Team dabei und können den Geldinstituten im Gegensatz zum Fernsehen keine kostenfreie Werbezeit bieten, damit sie im Gegenzug auf ein paar hundert Euro verzichten.”
„Raus aus den Schulden”, sagt Norbert Donner, habe bei seiner Klientel in Gelsenkirchen eine gewisse Erwartungshaltung geweckt. Viele Leute hätten in den Tagen nach der ersten gesendeten Folge bei der Gafög angerufen und gefragt: „Wann kommt ihr denn mal zu uns?” Donner betont, dass weder er noch seine Kollegen Hausbesuche machen würden – es sei denn, der Klient könne aus gesundheitlichen Gründen sein Haus nicht verlassen.
Zwegat ist selbst Schuldnerberater in einer Beratungsstelle in Berlin-Friedrichshain. Der 59-Jährige absolvierte eine Ausbildung zum Verwaltungsbeamten und studierte Sozialpädagogik. Heute ist er auch als Dozent für Schuldnerfragen beim Bundesverband der Verbraucherzentralen tätig. In der neuen Folge von „Raus aus den Schulden” berät Zwegat übrigens einen Hoteldirektor, der das Lampengeschäft seines Schwiegervaters übernimmt, sich völlig kalkuliert – und am Ende 400 000 Euro Schulden hat.