Essen. Am 1. November ersetzt ZDFneo den Dokukanal des Senders. Angesprochen sind vor allem Menschen zwischen 25 und 49 Jahren. Kritik kommt von RTL und Co: Das sei ein öffentlich-rechtliches Privatprogramm.

Wertfrei betrachtet heißt neo im Griechischen neu. Im Südafrikanischen bedeutet es auch Geschenk, im Lateinischen spinnen und zuweilen wird es auch als „near earth object” (erdnahes Objekt) bezeichnet. Ein bisschen von allem, so scheint's, hat das Team um ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut zusammengewebt für den neuen digitalen Auftritt des ZDF. Am Samstag, 1. November, stellt der ZDF Dokukanal seine Arbeit ein, ZDFneo tritt an.

„Intelligent, clever, hochwertig” sei das neue Programm, lobt sich Bellut selbst. Menschen zwischen 25 und 49 Jahren möchte das ZDF ansprechen, und erklärt damit das Publikum der Privaten zur neuen Zielgruppe. Was RTL & Co bereits zu harscher Kritik animierte. Das ZDF kopiere mit öffentlichen Geldern die Privaten, erklärte RTL-Medienpolitik-Chef Tobias Schmid. Und ProSiebenSat.1 legte nach. Das sei ein öffentlich-rechtliches Privatprogramm, kritisierte die Medienpolitik-Chefin Annette Kümmel. „Alles Quatsch”, kontert Bellut.

Intelligent, clever, hochwertig

Der neue Kanal, ohne Nachrichten übrigens, bleibt zur Hälfte alter Doku-Kanal. Der andere Part wird bestückt mit Comedy (23 Uhr), Entertainment (19.30 Uhr), Musik (sonntags 22.30 Uhr) und Serien (22.30 Uhr). Bei letzteren ist Bellut ein Coup gelungen: Die mit drei Emmys ausstaffierte amerikanische Kult-Serie „30 Rock” (ab 4. November) konnte Bellut für neo kaufen. Außerdem gibt's die bissige Workplace-Comedy „Taking the Flak – Reporter auf Kriegsfuß” (ab 5. November) zu sehen, die die BBC produziert hat. Und sonst? Um 19.30 Uhr ist Doku-Soap-Zeit – vom „Straßenchor” der Hartz-IV-Empfänger bis zu „Mamas Traumjob”, bei dem Vollzeitmütter für zwei Wochen in ihren alten Job zurückkehren, reichen die Formate.

„Sieh's mal neo” fordert Bellut die Zuschauer auf. Leicht gesagt. Nur 40 Prozent der Haushalte können heute den Doku-Kanal empfangen. Der Marktanteil liegt bei 0,3 Prozent. Den will Bellut in einem Jahr verdoppeln – vielleicht auch, um potenziellen Rechteverkäufern ein zuschauerfreudiges Gesamtpakat vorlegen zu können. Mit dem großen ZDF an der Seite, wo innovative, gute Programme nach einer Testphase auf neo landen könnten.