Essen. Er ist cholerisch, chronisch pleite, hat massenhaft Pech - und heute sein 75. Jubiläum. Alles Gute, Donald Duck! Ein Gespräch mit der sympathischsten aller Comic-Enten - ein fiktives, natürlich.

In den vergangenen 75 Jahren waren Sie Tiefseetaucher und Truthahnjäger, Postbote und Papieraufsammler im Stadtpark. Trotz aller Schufterei gelten Sie jedoch immer noch als der größte Faulenzer von Entenhausen...

Donald Duck: ... Würg! Was soll das für eine Frage sein?! Irgendwas rät mir, unverzüglich den Rückzug anzutreten.

Sie haben es nicht so mit Journalisten?

Donald Duck: Ganz ein schwieriges Unterfangen mit diesen Schreiberlingen! Holzauge sei wachsam. Ich befürchte das Schlimmste. Dass ja mein Name nicht falsch abgedruckt wird! Grrr!

Keine Sorge, Ihr Name ist doch weltbekannt. Sie sind eine Berühmtheit! Jedes Ihre Abenteuer wird in einer Auflage von 300.000 Stück gedruckt. Sie sind ein Star, der sogar mit einem eigenen Stern auf dem Hollywood Boulevard geehrt wurde.

Donald Duck: He? Kicher! Keinen müden Kreuzer habe ich bis heute verdient! Ich verrate Ihnen jetzt mal was. Flüster, Flüster. Onkel Dagoberts Vermögen zählt elf Oktillionen, zweihundertfünfzig Umtillionen und sechzehn Cent. Und was bleibt mir? Schauf! Ein einziger lumpiger Stern!

Donald wird 75

Die Geschichte eines Enterichs

Seine erste Nebenrolle hat Donald Duck am 9. Juni 1934 in dem Musikfilm „The Wise Little Hen“ (Die kluge kleine Henne). Es waren die US-Zeichner Al Taliaferro und Carl Barks, die Donald zu einer Kultfigur entwickelten. In Deutschland trat die Ente 1951 unter ihrem amerikanischen Namen auf. Seither hat allein der Egmont-Verlag fast 9000 Donald-Geschichten unter die Fan-Gemeinde gebracht. Übersetzt wurden die meisten der Sprechblasen von der promovierten Kunsthistorikerin Erika Fuchs.

Zum Jubiläum gibt der Ehapa-Verlag einen Sonderdruck heraus: "Donald Duck Superstar - 75 Jahre Spaß!"

www.ehapa-comic-collection.de

Was für eine Karriere, wenn man bedenkt, dass Sie am 9. Juni 1934 bei Ihrem ersten Auftritt in dem Disney-Trickfilm „Wise Little Hen“ nur eine Nebenrolle spielten. Und dann diese Cartoon-Erfolgsstory – macht Sie das nicht stolz?

Donald Duck: Ja, doch. Seufz. Wenn bloß meine geliebte Daisy das endlich mal zu schätzen wüsste. Immer Ärger mit der Dame! Verzwickte Geschichte!

Möglicherweise liegt’s am Outfit: Mit dem immergleichen, zweireihigen Matrosenanzug kann man der hübschesten Entenlady in ganz Entenhausen vielleicht nicht unbedingt dauerhaft den Kopf verdrehen. Der eitle Glückspilz Gustav Gans mimt schließlich stets den überzeugenderen Verführer: bringt frische Blumen mit, lädt in die Oper ein, ist immer so adrett angezogen...

Donald Duck: Grrr! Gustav Gans, der kann’s. Ich kann’s noch besser: Ihn erbarmungslos niedermetzeln, erschießen, aufspießen, durchbohren... Ich werde nie hinnehmen, dass er Daisy je den Kopf verdreht. Wenn doch, räche ich mich! Und meine Rache wird furchtbar sein!

Nun mal halblang, was sollen denn Tick, Trick und Track denken? Ihren Neffen sind Sie doch trotz aller neurotischer Tollpatschigkeit der vorbildlichste Erziehungsberechtigte, den sich die Drillinge nur wünschen können.

Donald Duck: Sie machen mir Spaß! Ha! Ha! Meine Musterknaben brauchen kein Vorbild. Nichts da! Die lernen ganz ordentlich bei Fähnlein Fieselschweif. Da kann ich’s mir in meiner Hängematte bequem machen...

Die Hängematte in Ihrem Garten: ein Platz – zum Sterben schön?

Donald Duck: Sterben? Ach du grüner Hering! Im „Lied vom rührseligen Cowboy“ habe ich zwar geträllert: „Und lieg’ ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Gitarre und gebt sie mir mit in mein Grab“. Aber: Nichts da! Helden sterben nicht. Schon gar nicht in Entenhausen.

Und heute? Da werden Sie Daisy doch sicher heldenmäßig stilvoll zum 75-Jahre-Jubiläums-Empfang abholen – mit Frack, Blumenstrauß und in einem schicken Oldtimer?

Donald Duck: Juhu, das ist die Lösung! So werde ich ihr Herz gewinnen! Aber: Halt. Wieso sollte ich mir einen alten Wagen zulegen, meiner ist doch alt genug!