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Dominic Raacke mal nicht als Berliner Tatort Kommissar in der ARD, sondern als Macho-Arzt im ZDF. Im Interview spricht er über den Zweiteiler „Der Doc und die Hexe“ und die hohen Anforderungen an den Mann von heute.

Dominic Raacke (51) kennt das Publikum vor allem vom „Tatort“ in Berlin, an dem er am Sonntag in acht Tagen wieder ermittelt. Vorher ist der gebürtige Hesse als Macho-Arzt in dem ZDF-Zweiteiler „Der Doc und die Hexe“ (Montag/Mittwoch, 20.15 Uhr) zu sehen. Jürgen Overkott sprach mit Raacke über den Charme des Potsdamer Platzes, die moderne Rolle als Mann und warum ihm graue Schläfen keine Angst machen.

„Der Doc und die Hexe” und Ihr „Tatort” haben eines gemeinsam: Beide spielen in Berlin. Sagen Sie mit Kennedy: Ich bin ein Berliner?

Dominic Raacke: (mit amerikanischem Akzent): Ich bin ein Teilzeit-Berliner. Es ist unsere Hauptstadt, eine Metropole wie New York und Paris, und deshalb spielen die Filme genau dort. Eigentlich sollte der Zweiteiler in München spielen, und ich hatte mich schon gefreut: Drehen – und endlich mal nicht im Hotel wohnen…

…und deshalb klingt Ihre Würdigung der Hauptstadt auch etwas distanziert.

Raacke:Überhaupt nicht! Ich bin gerne in Berlin. Das ist eine aufregende Stadt, und ich spiele immer wieder mit dem Gedanken umzuziehen. Sehen Sie: München ist doch inzwischen ein Museum, und ich stelle mir die Frage, warum verlangen sie von den Besuchern noch keinen Eintritt. Oder anders gesagt: Man kann die Mieten und die Parkgebühren durchaus als Museumseintritt verstehen. Mal sehen, wann über München eine Glasglocke gesetzt wird.

Was ist Ihr Lieblingsplatz?

Raacke:Der Potsdamer Platz! Auch wenn viele Leute die Hände vorm Kopf zusammenschlagen. Ich habe für mich für die Mitte der Stadt entschieden, wo der Osten und der Westen zusammentreffen. Das ist mein Bohrloch, gerade dann, wenn man bei Dreharbeiten für vier, fünf Wochen in einem seltsamen Orbit schwebt.

In welcher Klinik haben Sie den Zweiteiler gedreht?

Raacke:Das ist gar kein richtiges Krankenhaus mehr, sondern ein leeres Gebäude, das heute als Filmkrankenhaus genutzt wird. Wir waren beim Drehen ganz unter uns, es war sehr intensiv, sehr familiär.

Was hat denn den Ausschlag gegeben, dass Sie die Rolle angenommen haben – das Buch oder ihre Film-Partnerin Christiane Paul?

Raacke:(lacht) Das Drehbuch.

Wie würden Sie das Verhältnis zu Ihrer Kollegin beschreiben?

Raacke:Wir kannten uns vorher flüchtig, aber wir haben nur ganz kurze Zeit gebraucht, um miteinander warm zu werden. Es gab die ganze Zeit eine positive Spannung zwischen uns, wir haben uns die ganze Zeit angefrotzelt, nicht nur vor der Kamera, sondern auch danach.

Schauspielern sagt man nach, sie spielten gern das exakte Gegenteil von dem, was sie selbst ausmacht. Ihr Dr. Wu ist ein Chauvi alter Schule. Sind Sie selbst so sanft wie ein Lamm?

Raacke:Ruhiger ja, aber sicher nicht sanft wie ein Lamm. Es ist schon so, dass ich gelegentlich schwanke zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, zumal das Dasein als Mann nicht leichter geworden ist. Man muss heute als Mann toll sein, fürsorglich, stark, erfolgreich, aber auch sensibel, am besten alles auf einmal...

…und das auch, wenn man die ersten Silberlocken an sich entdeckt…

Raacke:…die habe ich schon länger (lacht). Aber das macht mir überhaupt nichts aus. Ich fühle mich mit meinen 51 gut, ich merke noch überhaupt keinen Verschleiß. Und wissen Sie, was mich als Vertreter der Baby-Boomer ungemein beruhigt? Wir sind ganz viele. Wir spielen immer für ein riesiges Publikum, das die Probleme kennt, die wir vor der Kamera verhandeln.