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Natascha Kampusch sprach bei Beckmann über ihre Entführung. Der Moderator wirkte seltsam befangen im Gespräch mit der acht Jahre lang gefangenen, jetzt 22-jährigen Österreicherin.
Natascha Kampusch war Opfer eines der bizarrsten Kriminalfälle der jüngeren Vergangenheit. Acht Jahre lang musste die junge Österreicherin im Verließ eines psychisch gestörten Entführers ausharren. Nach ihrer Selbstbefreiung vor vier Jahren drohte sie erneut zum Opfer zu werden: Teilen der Öffentlichkeit erschien die Wienerin zu selbstbewusst. Selbst ARD-Talker Reinhold Beckmann wirkte am späten Montagabend beim Gespräch mit der heute 22-Jährigen seltsam befangen.
Dabei wollte es der 54-jährige Moderator besonders gut machen. Er trug den klassischen Sozialarbeiter-Dress, ein graues Sakko und helle Hemden-Karos auf dunkelblauem Grund. Und um Sympathie für seine Gesprächpartnerin zu bekunden, beugte sich Beckmann seinen Oberkörper weit über die dunkelbraune Platte seines Studio-Tisches.
Dennoch lastete auf Beckmann eine seltsame Anspannung, die im Zwiegespräch mit der unfreiwillig prominent geworden Frau keinen rechten Fluss aufkommen lassen wollte. So arbeitete Beckmann über weite Strecken kaum mehr als bekannte Fakten ab, zu den Umständen der Entführung, zum Entführer und nicht zuletzt zu ihrer Selbstbefreiung, ganz so, als wollte ein Therapeut testen, wie belastbar eine sehr angeschlagene Klientin ist.
Als Beckmann die Frage stellte, warum Kampusch ihren Entführer gebeten habe, sie zu umarmen, klang er so, als befürchte er einen Zusammenbruch seiner Gesprächspartnerin.
Nur bei einer Frage scheint ihr kurz die Sprache wegzubleiben
Doch Kampusch bewahrte Nerven, wie zu Beginn des Gesprächs und beinahe bis zum Schluss, mit schmallippigem Lächeln, klaren, fast druckreifen Sätzen und einem “Tagesschau”-Deutsch, aus dem nur noch ein Hauch von Wiener Akzent herausklingt. Der “Täter”, so nennt sie ihren Entführer Wolfgang Priklopil, habe ihr Jugend gestohlen, und in dieser Situation habe er ihr die “Mutter ersetzen” sollen. Nur Kampuschs knetende Hände verrieten ihre Anspannung.
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Erst als Beckmann herausarbeitete, dass Kampusch inzwischen vielerorts für unglaubwürdig gehalten wird, blieb der jungen Frau mit den schmalen Lippen und dem strengen Seitenscheitel kurz die Sprache weg. Die Zweifel an ihrer Leidensgeschichte waren erklärtermaßen der Grund, warum Kampusch ihr ganz persönliches Drama zu einem Buch verarbeitete: “3096 Tage” heißt es, exakt 3096 Tage war sie in eigenen Worten in “Dunkelhaft”, gefangen von einem Muttersöhnchen und Frauenhasser, der das eingekerkerte Kind betrachtete “wie ein neues Haustier”.
Beiläufig lieferte Kampusch auch eine Erklärung für ihr sehr kontrolliertes, kopfgesteuertes Auftreten. Schon vor der Entführung, während der Paar-Krise ihrer unverheirateten Eltern, habe sie gelernt, “sich in einen Ruhezustand zu versetzen”. Genau das half ihr in buchstäblich dunklen Stunden im Montagekeller eines stinknormalen Wohnhauses in einem Dorf bei Wien.
Und genau das wird Kampusch auch helfen, Hass und Häme, Neid und Missgunst auszuhalten: Sie wolle in Wien bleiben, kündigte sie an, “ich bleib zum Trotz ich.”