Berlin.
Dieter Hallervorden steht für Palim, Palim. Die Zuschauer lieben den Knallchargen, er selbst ist lieber Satiriker, scharfzüngiger, politischer Kabarettist und ernsthafter Schauspieler. Am Sonntag feiert er seinen 75. Geburtstag.
Jetzt hat er das Theater. Was heißt eins? Gleich zwei sind es, um die sich Dieter Hallervorden mittlerweile kümmern muss. Denn zu den „Wühlmäusen“ unterm Funkturm ist vor gut eineinhalb Jahren das Berliner Schlossparktheater gekommen. Viel Arbeit ist das. Erst recht, wenn man nun auch schon 75 Jahre alt wird. Aber der Mann will es nicht anders. Wahrscheinlich auch, weil er gern als scharfzüngiger, politischer Kabarettist und ernsthafter Schauspieler in Erinnerung bleiben möchte statt als Knallcharge vom Dienst.
„Palim, Palim“
Wird aber schwierig. Denn für die meisten Deutschen wird Dieter Hallervorden auf ewig „Didi” bleiben. Der Verrückte aus „Nonstop Nonsens”. Der mit den Glubschaugen und den wirren Haaren. Und statt an geschliffene Monologe aus Dieters Mund erinnern sich die meisten Menschen schenkelklopfend nur an zwei Worte von Didi: „Palim, Palim.”
Er sei, hat Hallervorden längst gemerkt, irgendwann „in eine Schublade geklettert, aus der man sehr schwer wieder herauskommt“. Ganz freiwillig ist diese Klettertour in den 60er Jahren allerdings nicht. Hallervorden braucht Geld. Geld für sein Theater, das er gerade umgebaut hat.
Wenige Jahre zuvor ist er geflohen aus der DDR. Romanistik hat der dort studiert und als Dolmetscher für die SED gearbeitet. Gerne lässt er „kritische Kommentare einfließen” in seine Übersetzungen. Als das ein Parteibonze merkt, haut Hallervorden ab. Setzt sich in die S-Bahn und fährt nach West-Berlin. Das ging 1958 noch.
Im Westen reizen ihn Kabarett und Schauspielerei. An der Max-Reinhardt-Schule jedoch lehnen sie ihn ab. „Mangels Talent“. Und auch die „Stachelschweine” wollen ihn nicht. Aber aufgeben? Nicht Hallervorden. Er gründet einfach sein eigenes Kabarett, die „Wühlmäuse”.
Zwischen Satire und Slapstick
Von da an pendelt Hallervorden ständig zwischen Satire und Slapstick, zwischen Komik und Charakterfach. Er kommt ins Fernsehen, ist der Killer im „Millionenspiel” oder entflohener Irrer im „Springteufel”. Für den Durchbruch mit der Reihe „Nonstop Nonsens“ aber muss Dieter 1975 erst zu Didi werden, muss als Butler am Telefon vom Schicksal der Kuh „Elsa“ erzählen oder im imaginären Kaufladen „eine Flasche Pommes Frites” bestellen. „Palim, Palim.“
Vom Fernsehen geht es ins Kino. „Didi – der Doppelgänger“, „Didi auf vollen Touren” oder „Didi und die Rache der Enterbten” heißen die Streifen, die ebenso flach wie erfolgreich sind. Und wenn sie ausnahmsweise mal „Ach du lieber Harry” heißen, spielt Hallervorden trotzdem den Didi. Grob ist sein Humor und schnell. Immer Vollgas und auf direktem Weg zur Pointe. Dafür lieben die Deutschen Didi. Und kaufen sogar Platten mit Titeln wie „Die Wanne ist voll” oder „Ich bin der schönste Mann in unserer Mietskaserne”.
„Ich habe Didi gerne gespielt”, erinnert sich der Vater von vier Kindern. „Ich habe aber nie gesagt, dass ich das bis zu meinem Lebensende mache.” Hat er auch nicht gemacht. Anfang der 1990er schickt Hallervorden sein anderes Ich in Rente. Doch die Fans tun sich schwer mit Dieter – egal, ob im Fernsehen oder auf der Bühne. Erst im Laufe der Jahre gewinnt Hallervorden sein Publikum zurück – ohne allerdings je die frühere Popularität erreichen zu können.
Damit kann er leben. Schlimmer ist die schlechte Auslastung des Schlossparktheaters. Ist im Schnitt nur zu gut 50 Prozent gefüllt. Gut eine Million Euro eigenes Geld hat er deshalb schon zugeschossen. „Unbegrenzt“ gehe das nicht, sagt er. Aber aufgeben? „Ein Narr gibt nie auf”, hat Hallervorden neulich gesagt. Selbst mit 75 nicht.