München. .
„Unser Star für Oslo“ sei eine Casting-Show für Niveau lautet das Urteil der Jury. Deshalb erhielt Entertainer Stefan Raab am Freitag den Bayerischen Fernsehpreis. Weitere Preisträger: Senta Berger, Herbert Knaup, Klaus Doldinger und Annette Frier.
Für Stefan Raab läuft es gerade rund. Nach Lobeshymnen für seine Grand-Prix-Sendung, Chart-Erfolgen mit seiner Gewinnerin Lena Meyer-Landrut und der Ankündigung, dass er auch 2011 Jury-Präsident beim deutschen Vorentscheid von ProSieben und ARD sein wird, hat der Moderator nun auch seinen ersten Preis für die Showreihe „Unser Star für Oslo“ erhalten: Der Bayerische Fernsehpreis wurde ihm am Freitagabend in München verliehen. „Alles ist schön, die ganze Welt ist schön“, strahlte Raab. Es war sein letzter Auftritt auf deutschem Boden vor der Entscheidung beim Eurovision Song Contest. Schon am Samstag (22. Mai) stand für Raab die Reise in die norwegische Hauptstadt an, wo Lena am 29. Mai für Deutschland singen wird.
„Ich hoffe, Sie drücken uns alle die Daumen“
Raab habe bewiesen, dass „Castingshows mit Niveau“ funktionieren können, hatte die Jury ihre Entscheidung begründet. Bei Lena, die in den vergangenen Wochen mit ihrem Lied „Satellite“ von Auftritt zu Auftritt getingelt war, bedankte sich Raab für ihren „harten Job“. „Ich hoffe, Sie drücken uns alle die Daumen“, rief er ins Publikum im Prinzregententheater. Sänger Peter Maffay, der in der Showreihe als einer der Juroren mitgewirkt hatte, war als Laudator extra aus Mallorca angereist. „Du hast bewiesen, dass man auch im Fernsehen tolle Künstler entdecken kann, wenn man seine Kandidaten respektvoll behandelt“, sagte Maffay. Und Raab hatte noch einen Grund zur Freude: „Das ist der erste Preis, den ich bekomme, der mit Geld dotiert ist. Da kann ich die Hotelbar in Oslo ja leer machen“, scherzte er mit Blick auf seine 10 000 Euro Preisgeld.
Eine Premiere gab es bei der wichtigsten Auszeichnung des Abends, dem Ehrenpreis für den Jazzmusiker und Komponisten Klaus Doldinger. Überreicht wurde er - erstmals in der gut 20-jährigen Geschichte des „Blauen Panther“ - nicht vom Ministerpräsidenten, sondern von seinem Stellvertreter, da Horst Seehofer (CSU) zum Champions-League-Finale nach Madrid gereist war. Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) war für die Aufgabe aber prädestiniert: Eine neue Welt habe sich ihm erschlossen, als sein großer Bruder ihn früher zu seinem ersten Jazzkonzert von Doldinger und dessen Band Passport mitgenommen habe, hob er hervor.
Stehende Ovationen für Klaus Doldinger
Der 74-jährige Preisträger, der unter anderem die „Tatort“-Erkennungsmelodie und die Filmmusik für „Das Boot“ geschrieben hat, wurde mit stehenden Ovationen gefeiert und wünschte sich, dass seine Lehrer, die ihn wegen seiner Leidenschaft für die Jazzmusik 1955 zunächst nicht zum Abitur zulassen wollten, sehen könnten. „Denen habe ich es aber gezeigt“, sagte Doldinger unter Gelächter, bevor er mit seiner Band ein Medley seiner Hits spielte.
Weitere Fernsehpreise gingen unter anderen an Jörg Wontorra für seine Moderation des Fußball-Talks „Doppelpass“ sowie an die Schauspieler Senta Berger und Herbert Knaup. Für Berger war es bereits die dritte große Auszeichnung innerhalb von nur acht Monaten. Sie überzeugte die Jury mit ihrer Rolle in dem ARD-Film „Frau Böhm sagt nein“. Gewöhnen werde sie sich an Preise nie, sie freue sich immer von neuem über die Anerkennung ihrer Arbeit, sagte sie.
Im Januar hatte Berger die Goldene Kamera und im September den Deutschen Fernsehpreis erhalten. Sie setzte sich in der Kategorie Fernsehfilm gegen ihre nominierten Kolleginnen Iris Berben, die bereits im Vorjahr das Nachsehen hatte, und Heike Makatsch durch. Makatsch verriet auf dem roten Teppich, dass sie ihren „Blauen Panther“, den sie 2006 bekommen hatte, im Keller aufbewahre. So sehr sie sich über derartige Preise freue, sie halte nichts davon, die Trophäen „in eine Vitrine in den Flur zu stellen“, erklärte sie.
„Genialer Film“
Herbert Knaup wurde für seine Leistung im BR-Krimi „Erntedank“ geehrt, konnte wegen Dreharbeiten aber nicht persönlich dabei sein. Insgesamt war der Bayerische Fernsehpreis mit 160 000 Euro dotiert. Der Regisseur Niki Stein erhielt seinen „Blauen Panther“ für das Drehbuch und die Regie zum ARD-Drama „Bis nichts mehr bleibt“, den ersten Film über Scientology im deutschen Fernsehen. Heiner von Rönn - der Mann, an dessen Geschichte das Drehbuch angelehnt war - dankte Stein für diesen „genialen Film“ und forderte: „Scientology muss verboten werden. Kein Kind sollte das durchmachen, was meine beiden Söhne erleben mussten.“
In der Kategorie Serien und Reihen hatte bei den Damen Annette Frier als Hauptdarstellerin der neuen Sat.1-Serie „Danni Lowinski“ die Nase vorn. Sie erlaubte sich ein Scherzchen auf Kosten ihres Arbeitgebers und dankte - nach den zügigen Wechseln an der Spitze des Senders - gleich drei Geschäftsfürern. Für die ZDF-Krimireihe „Ein starkes Team“ wurde Schauspieler Florian Martens ausgezeichnet.
Einen Sonderpreis gab es für den Regisseur Till Endemann und seinen ARD-Film „Flug in die Nacht - Das Unglück von Überlingen“ über die Flugzeugkatastrophe vom 1. Juli 2002. Endemann habe die Tragödie „mit Feingefühl und Respekt für die Opfer“ verfilmt, lobte die Jury. (ddp)