Berlin. .
Das nennt man staatstragend: Am Donnerstagabend stellten Stefan Raab und die beteiligten Sender den Schlachtplan für die Eroberung des Grand Prix in Oslo vor – im Berliner Reichstagsgebäude, hoch über dem Parlament. Soll Raab die Musiknation retten? Es klingt so.
„Der Grand Prix soll wieder eine nationale Aufgabe sein“, versprach ARD-Programmdirektor Volker Herres fast ganz ohne Ironie. Bei der „Mutter aller Sangesschlachten“ kenne er keine Konkurrenten mehr, „da kenne ich nur noch Deutsche“. Ein bisschen Wilhelminismus schadet nie. Auch Stefan Raab, die selbsternannte Trümmerfrau des Grand-Prix, hofft auf blühende Landschaften: „Man kann gar nicht genug pathetische Floskeln dafür finden.“ Pause. „Die Nation soll am Ende gesammelt dahinter stehen.“
Der Mann hat Erfahrung mit dem Grand Prix. Sein Debüt gab der TV-Quatschmacher vor zwölf Jahren, als er Guildo Horn für Deutschland ins Rennen schickte. Zwei Jahre später versuchte es Raab selbst mit „Wadde hadde dudde da?“. Beim dritten Mal suchte er einen unverbrauchten Kandidaten und fand Max Mutzke. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen: Platz sieben, Platz fünf, Platz acht.
Jetzt kommt wieder Raab zum Zug, die Wunderwaffe der schrägen Unterhaltungsshow. Der Mann mit dem XXL-Ego wird zum ersten Mal die offizielle deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest Ende Mai in Oslo dirigieren - Titel: „Unser Star für Oslo“. Der Mann mit dem notorisch offenen Oberhemd wird die Jury durchgängig leiten, seine Mitjuroren dagegen wechseln. Mit dabei sind Peter Maffay, Yvonne Catterfeld, Sarah Connor, Xavier Naidoo und Marius Müller-Westernhagen. „Da sind eben alle Fachkräfte der Republik gefragt“, sagt Raab und guckt staatsmännisch.
Über 4500 Kandidaten
Und so läuft es diesmal: Über 4500 Kandidaten haben sich im Vorfeld beworben, ab 2. Februar treten die 20 Besten in fünf Vorrunden-Shows gegen einander an. Das Publikum entscheidet per Telefon oder Sms, welcher Kandidat weiterkommt, am Ende sogar, mit welchem Lied der Sieger nach Oslo reist. ARD und ProSieben teilen sich die Übertragung: Das Viertelfinale zeigt die ARD, das Halbfinale wird von ProSieben übertragen, das Kölner Finale am 12. März läuft wieder im Ersten.
Zehn Frauen und zehn Männer sind unter die letzten 20 Kandidaten gekommen. Leicht war die Entscheidung nicht. „Es gehört ja auch ein Fünkchen Charisma dazu“, sagt Raab und grinst fein. Viel mehr will er nicht sagen, nur noch das: „Wir brauchen uns um die drei ersten Plätze keine Gedanken machen“, schraubt er die Erwartungen runter. Die „alten Seilschaften in Osteuropa“ seien stark und Deutschland nicht gerade beliebt. Extrem wird’s voraussichtlich nicht. „Eher Mutzkig als Hornig.“ Heißt: Eher Ballade als Blödelsong.