Essen. "Super Nanny" Katharina Saalfrank spricht im Interview über Killerspiele und den Amoklauf von Winnenden. Eltern rät die Diplompädagogin, das Gespräch mit ihren Kindern zu suchen und den Nachwuchs im verantwortungsvollen Umgang mit dem Computer zu schulen.

Strikte Erziehungsregeln sind eigentlich nicht ihr Ding. Katharina Saalfrank, die „Super-Nanny” von RTL, bevorzugt das Gespräch, das elterliche Vorbild. Doch beim Thema Killerspiele wird die 37-jährige Diplom-Pädagogin kategorisch: „Die müssen nicht sein! Sie machen Gewalt zu etwas Alltäglichem!” Hayke Lanwert sprach mit ihr vor dem Hintergrund des Amoklaufes von Winnenden.

Frau Saalfrank, ihre Haltung zu Killerspielen und Horrorfilmen ist sehr eindeutig, aber was empfehlen Sie nun Eltern, deren Kinder sich für Counterstrike oder „World of Warcraft” begeistern?

Katharina Saalfrank: Ich empfehle, vor allem den Kontakt zu Jugendlichen nicht zu verlieren und zu reden, sie zu fragen: 'Warum tut ihr das so gerne?' Die Sucht, die dahinter steckt, das Fliehen in die virtuelle Welt. . . Dort gibt es Anerkennung, die man im realen Leben so schnell nicht bekommt.

Ich erlebe in den Familien, die ich kennen lerne, oft Jungen in der Pubertät, die schon fast erwachsen wirken und eigentlich noch ganz kindliche Bedürfnisse haben nach Zuneigung und Verständnis. Wenn so ein junger Mann keine Alternativen hat, keine Freunde, keinen Sport, und dann noch ein Außenseiter ist, dann ist die Gefahr groß, dass er sich in der virtuellen Welt Anerkennung holt. Auch der Amokläufer von Winnenden scheint sich in sich zurückgezogen zu haben, zumindest scheint niemand seinen psychischen Zustand wahrgenommen zu haben.

Aber auch unabhängig von Killerspielen ist das Thema Computernutzung in vielen Familien ein Diskussionspunkt. Sitzen unsere Kinder inzwischen nicht viel zu lange davor, chatten sie nur noch anstatt sich zu treffen?

Saalfrank: Da gibt es zwei Seiten. Natürlich kann man sagen, wie nervig das ist, wenn sie ständig vor dem Computer sitzen. Aber wie war es denn früher? Da gab es dann gab es immer Streit um das Telefon. Irgendwann gab es dann drei Anschlüsse, und die Telefonkosten schossen in die Höhe. Aber natürlich ist es anstrengend, Daueronline zu sein. Es geht alles sehr schnell, und wie beim smsen schreibt man auch anders als man spricht. Ich finde, der Computer muss als neues Kommunikationsmittel gesehen werden. Unsere Zeit erfordert es, Schulen lehren deshalb auch den Umgang damit. Und Eltern sollten sich untereinander austauschen: „Wie haltet ihr es damit?”

Ein Computerverbot scheint Kinder inzwischen härter zu treffen als das „gute alte” Fernsehverbot. Dennoch gehört der Fernseher in vielen Kinderzimmern zum Standard. . .

Saalfrank: Ich halte erst einmal nichts von dem grundsätzlichen Satz „Ein Fernseher gehört nicht ins Kinderzimmer!”. Schließlich sind Wohnsituationen nicht überall gleich, müssen auch Jugendliche sich abgrenzen können. Entscheidend ist die Frage, wie mit dem Fernsehen umgegangen wird. Spätestens wenn man merkt, das Kind sitzt nur noch davor, sollte man sinnvolle Alternativen anbieten. Vor allem aber sollte man selbst Vorbild sein, und nicht das Gerät einschalten, sobald man nach Hause kommt. Bei Kindern unter drei Jahren halte ich Fernsehen ohnehin völlig überflüssig.

Sie haben selbst vier Kinder zwischen 9 und 15 Jahren. Wie halten Sie es selbst mit Computer und Fernseher?

Saalfrank: Das möchten Sie wohl gerne wissen. . . (lacht) Wenn die Sonne scheint, ist bei uns die erste Wahl: RAUS!

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