München. Die Macher von „Commissario Brunetti” lassen nun auch in Paris ermitteln. Liebesfilmspezialist Francis Fulton-Smith spielt „Kommissar LaBréa”, der einen brutalen Frauenmörder sucht. Ein Interview.

Venedigs Commissario Brunetti bekommt Konkurrenz: Die ARD schickt noch einen Großstadtermittler vor malerischer Kulisse auf Mörderjagd. Kommissar Maurice LaBréa, gespielt von Francis Fulton-Smith (42), ermittelt in Paris.

Der in München lebende Sohn eines britischen Jazzmusikers und einer Deutschen wurde als schmucker Hauptdarsteller der ARD-Serie „Familie Dr. Kleist“ und in diversen Liebesfilmen bekannt. In seinem ersten Fall „Kommissar LaBréa – Tod an der Bastille“ (Donnerstag, 20.15 Uhr, ARD) jagt LaBréa, der nach dem brutalen Mord an seiner Frau allein erziehender Vater ist, einen Serienkiller. Wenn die Quoten stimmen, soll aus dem Stoff, der auf den Romanen von Alexandra von Grote basiert, eine Reihe werden.

Als neuer ARD-Kommissar Maurice LaBréa jagen Sie in Ihrem ersten Fall einen brutalen Frauenmörder. Wollen Sie weg vom Schmusekurs, den Sie sonst in der Serie „Dr. Kleist“ oder diversen TV-Romanzen pflegen?

Fulton-Smith: Ich komme vom Theater, habe eine klassische Ausbildung und versuche, mich künstlerisch weiterzuentwickeln. Ich habe immer den Wunsch gehabt, große, komplexe, auch ein Stück weit gebrochene Charaktere zu spielen, und das ist für mich zur Zeit ein künstlerisches Thema, das ich gerne weiterverfolgen möchte.

Und der Pariser Kommissar LaBréa ist so eine Figur?

Fulton-Smith: Ja, er ist für mich eine wunderbare Möglichkeit, eine zerrissene Persönlichkeit zu zeigen. Er ist sehr ernsthaft, sehr feinfühlig, glaubt an eine bessere Welt und ist doch Realist genug um zu wissen, dass es ganz schreckliche Menschen auf diesem Planeten gibt. Er ist ein Familienmensch, aber auch ein Vollblutbulle mit extremem Gerechtigkeitsempfinden. Er hat eine traumatische Vergangenheit, unter der er sehr leidet. Als LaBréa zeige ich neue Facetten und hoffe, dass die Zuschauer Lust auf einen spannenden Krimi haben.

Was hat „LaBréa“, was andere Städtekrimis nicht haben, zum Beispiel „Commissario Brunetti“?

Fulton-Smith: Es gibt viele Unterschiede, und man sollte nicht immer Formate miteinander vergleichen. Paris ist nicht Venedig. Brunetti geht zu Fuß zur Arbeit oder nimmt die Gondel, wir rasen mit dem Blaulicht durch Paris. La Bréa ist außerdem kein Eigenbrötler, der die Fälle mehr oder weniger alleine löst, sondern er hat ein Team, das er zur Talkrunde einlädt, zum Brainstorming. Der Krimi ist eine Hommage an den legendären Film noir, eine Verneigung vor dem Genre und den französischen Kollegen. Ich habe versucht, meine Kindheitshelden wie Jean Gabin oder Lino Ventura, die mich geprägt haben, mit einfließen zu lassen.

Aber so düster wie bei den großen Vorbildern ist der erste Fall für LaBréa nicht geworden.

Fulton-Smith: Selbstverständlich kann man die Latte noch höher legen und die Romanvorlage ist ja weitaus blutrünstiger, aber wir haben das ganz bewusst entschärft. Wir haben einen klaren Sendeauftrag für 20.15 Uhr donnerstags in der ARD, und ein öffentlich-rechtlicher Sender hat ja auch eine andere Verantwortung als ein Privatsender. Wir haben versucht, das unheimliche Element auf der psychologischen Ebene einzubringen und das Katz-und-Maus-Spiel der Figuren hervorzuheben.

Wie waren denn die Dreharbeiten mitten in Paris?

Fulton-Smith: Über eine Sache haben wir uns bei den Dreharbeiten echt permanent totgelacht: Man sieht wirklich sehr oft, wie irgendjemand mit einem Baguette unter dem Arm aus einer Bäckerei rennt, das fanden wir so lustig, dass wir es mit einem Augenzwinkern in den Vorspann genommen haben. Ansonsten haben wir uns bemüht, Paris einzufangen, ohne dabei Klischees zu bedienen.

Sind Ihnen beim Drehen eigentlich auch ständig Touristen durchs Bild gelaufen? Bei den Aufnahmen für „Commissario Brunetti“ ist das ja immer ein echtes Problem.

Fulton-Smith: Das mit den nächtlichen Dreharbeiten war da eigentlich eine ganz geschickte Lösung, und die wenigen Touristen, die sich um diese Zeit in der Gegend rumgetrieben haben, die sind eben im Bild zu sehen. Paris ist davon abgesehen auch eine echte Metropole, Filmteams gehören zum Stadtbild, es ist nicht so, dass die Passanten da staunend stehen bleiben und sich ständig Menschentrauben bilden.

Als LaBréa stehen Sie, wie man es von Ihren TV-Rollen kennt, auf der Seite des Guten. Wollen Sie irgendwann mal einen echt fiesen Schurken spielen? Die Rolle als dauernder Sympathieträger muss einem doch irgendwann auf den Geist gehen...

Fulton-Smith: Sehr gerne, aber dann muss es schon ein toller Böser sein, und Hannibal Lecter ist ja leider schon besetzt (lacht). Den Schurken einfach nur zu spielen, um mal der Böse zu sein, ist langweilig, auch wenn die Bad Guys natürlich immer eine schöne Herausforderung sind. Das tägliche Geschäft hat außerdem den Sachzwang, dass man keine Dauerrolle als Böser spielen und davon seine Miete zahlen kann. Da muss man Kompromisse machen.

Bedeutet das, dass Sie dem Publikum als Dr. Kleist erhalten bleiben?

Fulton-Smith: Das steht momentan noch nicht zur Diskussion. Wir drehen jetzt die vierte Staffel noch zu Ende, und dann werden wir sehen.

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