Essen. In der ARD-Produktion stimmt alles. Herausragend sind insbesondere die Hauptdarsteller Justus von Dohnányi und Ullrich Matthes.

Am Ende setzen sich Malte (Ulrich Matthes) und Patrick (Justus von Dohnányi), in einer Mischung aus Trotz und Übermut, ein wohl unerreichbares Ziel: Ab nach Paraguay. Vor drei TV-Jahren hat man die beiden grundverschiedenen Männer in den 60ern kennen- und lieben gelernt. Mit dem für kostbare Fernsehmomente sorgenden Zweipersonenkammerspiel „Freunde“ (2021), so empfanden es Rick Ostermann (Regie) und David Ungureit (Buch), war deren Geschichte aber längst noch nicht auserzählt.

Nun treffen sich die „2 Freunde“, deren Kontakt sich seit dem ersten Wiedersehen nach 35 Jahren auf Weihnachts- und Geburtstagskarten beschränkt hat, wieder. Doch der melancholisch-heitere Film, der mehr Fortschreibung als Fortsetzung ist, entfaltet in seiner menschlichen Tiefe die gleiche magische Wirkung wie „Freunde“.

Dialoge, Regie, Bildgestaltung, Musik - bei „2 Freunde“ stimmt alles

Alles stimmt in dieser hochkonzentrierten Geschichte – von Ungureits Dialogen, die ungekünstelt und unangestrengt sind, frei von üblichen Männer-Stereotypen, über Ostermanns beseelte Regie und Ralph Kaecheles Bildgestaltung bis zu der wunderbaren, jeder Situation traumhaft sicher entsprechenden Musik von Stefan Will. Und da sind schließlich und vor allem die beiden großen Charakterdarsteller, die knapp 90 Minuten lang auf sich gestellt sind und den Fernsehfilm endgültig zu einem besonderen Erlebnis machen. Das einzige Lebewesen, das außer ihnen in Erscheinung tritt, ist eine Schildkröte.

„Freunde“ spielte in Patricks Elternhaus, fast einem Anwesen, in der Nähe von Hanau. Das neue Kammerspiel findet nun unter freiem Himmel statt, an einer Steilküste an der Ostsee, mitten in einem militärischen, minenbelasteten Sperrgebiet. Der menschenleere Schauplatz mit seinen verfallenen, langsam von der Natur zurückeroberten Sowjet-Kasernen ist beredtes Bild der Vergänglichkeit. Und an diesen Ort der Ruhe und Einsamkeit hat sich Malte nach der Aufgabe seines schlecht gehenden Buchladens mit seinem neuen alten Wohnmobil zurückgezogen, als Patrick unangekündigt auftaucht.

Am Abend soll in der Nähe das Konzert einer Band stattfinden, in der Vincent spielt, Patricks Sohn, dessen leiblicher Vater allerdings Malte ist. Patrick erinnert den Freund an den vor drei Jahren geleisteten Schwur, Vincent fern zu bleiben; der soll nie erfahren, wer tatsächlich sein Erzeuger ist. Doch eine Zufallsentdeckung im Wohnmobil bringt Patrick von seinem Plan ab, Malte unbedingt am Besuch des Konzerts zu hindern.

Geradezu intimes Eindringen in die Gedanken- und Gefühlswelt

Im Verlaufe eines Tages, einer Nacht und eines Morgens loten die Freunde, deren Blicke, Gesten, Tonfälle dank Ulrich Matthes und Justus von Dohnányi oft mehr oder ganz anderes sagen als Worte, aus, was sie noch zu erwarten haben. Was wollen sie, was fürchten sie, was sind sie noch bereit zu riskieren, was hat noch Wert? Es ist ein geradezu intimes Eindringen in die Gedanken- und Gefühlswelt zweier Männer, die an späten Wendepunkten ihres Lebens stehen und die vor allem herausfinden wollen, was von ihrer alten Freundschaft noch Bestand hat.

„2 Freunde“ läuft am 28.02. um 20.15 Uhr im Ersten. Der Film ist ebenfalls in der ARD-Mediathek verfügbar.