Berlin. Bei „Hart aber fair“ nahm eine Philosophin die Ungeimpften in Schutz. Mit ihren halbseidenen Argumenten stand sie ziemlich alleine da.
Vielleicht wurde die Booster-Kampagne zu spät gestartet; vielleicht war es unklug, der epidemischen Lage ein Enddatum zu geben. Doch am Ende ist die erneut schwierige Corona-Situation vor allem auf eines zurückzuführen: Die Impfquote ist in Deutschland nach wie vor zu niedrig.
Das Thema beschäftigte am Montagabend auch die Runde bei „Hart aber fair“. „Ist unsere Politik beim Impfen zu feige?“, lautete die etwas populistische Leitfrage der Talkshow von Frank Plasberg.
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„Hart aber fair“ – das waren die Gäste
- Stephan Weil (SPD): Ministerpräsident von Niedersachsen
- Georg Mascolo: Journalist, Leiter der Recherchekooperation von NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“
- Lisa Federle: Notärztin, Pandemiebeauftragte des Kreises Tübingen
- Svenja Flaßpöhler: Philosophin, Chefredakteurin "Philosophie Magazin"
- Carsten Watzl: Immunologe, Leiter des Forschungsbereichs Immunologie am IfADo - Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund
„Hart aber fair“: Alle gegen eine
Es wurde eine unruhige Debatte, in der Svenja Flaßpöhler ständig mit ihren Mitdiskutanten – und dem Gastgeber – stritt. Der Grund: Die Chefredakteurin des "Philosophie Magazin" trat vehement für die Perspektive der Ungeimpften ein.
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„Es ist fatal, dass Menschen kriminalisiert werden, die vom Recht Gebrauch machen, Eingriffe in ihren Körper abzulehnen“, fasste Flaßpöhler gleich zu Beginn ihre Haltung zusammen. Und führte aus, dass ihrer Ansicht nach durch die Kritik an den Ungeimpften nur die politischen Versäumnisse überspielt werden sollten.
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Flaßpöhler bringt manches schiefe Argument
Für diese Haltung führte Flaßpöhler, die nach eigenem Bekunden selbst geimpft ist, manches schiefe Argument an. Es könne doch etwa sein, dass jemand, der in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Impfungen und deren Nebenwirkungen gemacht habe, in der persönlichen Abwägung zu dem Schluss komme, eine Herzmuskelentzündung nicht riskieren zu wollen.
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Gut, dass mit Carsten Watzl ein Immunologe in der Runde war. Er stellte klar: Bei einem jungen Mann bestehe diese Chance im Falle einer Impfung mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:20.000. „Bei Ungeimpften liegt das Risiko im Falle einer Erkrankung sechsmal höher.“
Auch an anderer Stelle verzettelte sich Flaßpöhler, etwa, als sie sagte, dass man Motorradfahrern oder Rauchern doch auch nicht vorhalte, mit ihrem Verhalten die Intensivstationen zu belegen. Ein ebenfalls schiefes Argument, weil diese Menschen ja in aller Regel sich selbst gefährden und es nicht um eine kollektive Notlage geht.
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Impfpflicht: Ist sie der letzte Ausweg?
Doch so viel berechtigte Kritik die Runde an der Philosophin übte, an einer Stelle lag sie richtig. So wies Flaßpöhler ihren Gastgeber mit gutem Grund zurecht, nachdem dieser darüber sinniert hatte, ob man Ungeimpften nicht „wie Kindern“ mit Druck begegnen müsse. „Es ist seltsam, so über Bürgerinnen und Bürger zu reden, da habe ich ein ganz anderes Demokratieverständnis“, sagte Flaßpöhler.
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Und die eigentliche Frage der Sendung? Zur angeblichen Feigheit der Politik lieferte Georg Mascolo die treffendste Analyse. „Es ist eine der schrecklichsten Ideen, eine Impfpflicht zu verhängen“, sagte der Journalist. Noch schrecklicher aber sei es, dass die Politik diese Maßnahme von vornherein ausgeschlossen habe. Das sei nun in der Welt – und gleichzeitig könne es passieren, dass die Situation eine Impfpflicht doch noch notwendig mache.
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Das Fazit
Diese Ausgabe von „Hart aber fair“ war von Streit geprägt, was aber durchaus produktiv war. Denn durch die oppositionelle Vertretung durch Svenja Flaßpöhler wurden einige Gedankengänge der Ungeimpften sichtbar – und auch gleich von der Runde zurechtgerückt. Das ist in Zeiten, in denen es häufig bereits an gemeinsamer Kommunikation mangelt, doch schon mal eine Errungenschaft.
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