Essen. Längst ist der Kriminalfilm keine Männerdomäne mehr, treiben sich weibliche Ermittler dutzendweise an Tatorten herum. Dass die Probleme von Frauen im Polizei- oder Staatsdienst jedoch größer sind als die ihrer männlichen Kollegen, davon zeugen nun vier französische Kinofilme, die 3sat zeigt.

Isabelle Huppert spielt in Claude Chabrols
Isabelle Huppert spielt in Claude Chabrols "Geheime Staatsaffären" eine Untersuchungsrichterin. Foto: Getty Images © Getty Images

Starke Frauen bestimmen von Dienstag an die Abende beim TV-Sender 3sat: „Madame le Commissaire" heißt die Filmreihe vom 22. bis 25. September. Da wird der Fernsehzuschauer plötzlich Frauen entdecken, die mehr Facetten, mehr Probleme und mehr dunkle Seiten besitzen als die gemeine Kommissarin des deutschen TV-Serienkrimis.

Das Quartett startet mit der deutschen Erstaufführung von „Eine Polizeiromanze” (3sat, Dienstag, 22.55 Uhr), dem Debütfilm der aus Marokko stammenden Filmemacherin Stéphanie Duvivier. Die Heldin Emilie (Marie-Laure Descoureaux) ist denkbar unscheinbar, gewinnt mit der Zeit aber ungemein an Attraktivität – trotz ihrer stark untersetzten Figur, trotz ihres hohen Haaransatzes. Aber vielleicht wegen dieser Augen, die einen an den Blick einer Bette Davis erinnern können.

In der Dunkelheit scheint alles möglich

Regisseur Claude Chabrol mit der Berlinale Kamera während der 59. Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Foto: Imago
Regisseur Claude Chabrol mit der Berlinale Kamera während der 59. Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Foto: Imago © imago stock&people

Emilie ist leitende Streifenpolizistin, durchkämmt mit ihrer männlichen Einheit nachts einen Pariser Vorort. Vorwiegend also ist dies ein Film der Dunkelheit, in der alles möglich scheint, meistens aber recht wenig geschieht. Bis der junge Marokkaner Jamil als Hospitant erscheint und Sturm läuft gegen die Routine. Er hört auf alte Damen, die Drogenschmuggler beobachtet haben wollen, beweist Zähigkeit und bricht nebenbei das Herz seiner verheirateten Vorgesetzen.

Wer Geduld beweist und nicht mit Versatzstücken abgefertigt werden will, der entdeckt in diesem nur äußerlich düsteren „film noir” die Poesie des Alltags ebenso wie das Drama des Polizeiberufs. Wenn's richtig brenzlig wird und die Kugeln fliegen, sehen wir einen Polizisten auch schon mal vor Angst zusammenbrechen.

Natalie Baye und Isabelle Huppert

Auch die weiteren Filme der Reihe sind kenntnisreich ausgewählt. In „Eine fatale Entscheidung” (24. September) von Xavier Beauvois spielt Nathalie Baye derart intensiv eine alkoholkranke Polizistin, dass sie sich dafür ihren vierten „César” abholen durfte. Auch dies ist ein Anti-Thriller mit dokumentarisch wirkenden Bildern von Polizei-Routine.

Der bekannteste Film ist zweifellos Claude Chabrols „Geheime Staatsaffären” (25. September), dessen deutscher Titel klar in die Irre führt. Denn eigentlich geht es hier um das Psychogramm einer Untersuchungsrichterin (Isabelle Huppert), die sich als Resultat ihrer Erfolge in einem Fall von Veruntreuung und Bestechung geradezu in einen Machtrausch steigert.

Auch eine Komödie gibt es: In „Sandrine sieht rot” (23. September) muss eine prinzipientreue Polizistin drei korrupte Politiker ins Gefängnis schaffen. Es wird eine Sache für ausdauernde Füße, denn leider haben wir Generalstreik – und das Ziel ist über 40 Kilometer entfernt.