Berlin. Bei „Maischberger“ ging es um Corona-Lockerungen. Österreichs Kanzler Kurz sprach sich für den Impfpass nach Israelischem Vorbild aus.
Der „Maischberger“-Talk am Mittwochabend machte deutlich: Deutschland steht vor einer neuen Phase in der Corona-Pandemie. Überall im Land wird über mögliche Lockdown-Lockerungen diskutiert und gestritten. Am 3. März tagt die Corona-Runde von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Regierungschefinnen und -chefs der Länder erneut - und der Erwartungsdruck steigt. Wie gehen andere Länder vor?
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Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärte die kürzlich beschlossenen Lockerung der Corona-Maßnahmen in der Alpenrepublik. Der ARD-Talk blickte zudem nach Großbritannien, wo Premierminister Boris Johnson kürzlich das Ende des Corona-Lockdowns im Juni ankündigte. Außerdem verteidigte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble Gesundheitsminister Jens Spahn in der aktuellen Debatte um den geplatzten Start der Corona-Schnelltests in Deutschland. Lesen Sie dazu: Jens Spahn - Der "Ankündigungsminister" im Kreuzverhör
„Maischberger. Die Woche“ – das waren die Gäste
- Sebastian Kurz (ÖVP): Österreichischer Bundeskanzler
- Wolfgang Schäuble (CDU): Bundestagspräsident
- Dirk Brockmann: Epidemiologe
- Gabor Steingart: Journalist
- Düzen Tekkal: Journalistin
- Sibylle Anderl: Journalistin
Lockdown: Österreich lockert Corona-Regelungen stufenweise
Zu Beginn des „Maischberger“-Talks stellte sich der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz im Einzelgespräch den Fragen von Sandra Maischberger. Vor zwei Wochen lockerte die österreichische Bundesregierung den Lockdown im Land. Damals lag der Inzidenzwert bei ungefähr 100 – deutlich über dem aktuellen Wert in Deutschland. Weitere Lockerungen sollen stufenweise folgen. Auch interessant: Polit-Jungstar Sebastian Kurz - Fakten zu seiner Person
Zur Öffnungsstrategie erklärte Kurz: „Wir haben nach sechs Wochen Lockdown gemerkt, dass der Bevölkerung die Kraft ausgeht.“ Wenn die Menschen beim Lockdown nicht mitzögen, sei es an der Zeit für neue Strategien. Die schrittweise Rückkehr zur Normalität werde durch umfangreiche Testungen an rund 2,5 Millionen Menschen pro Woche begleitet.
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Kostenlose Corona-Schnelltests seien von entscheidender Bedeutung für die Öffnungsstrategie, unter anderem für den Präsenzunterricht in Schulen. Er rechne damit, dass die Schnelltests ab 1. März gratis in Apotheken verfügbar seien. Der ÖVP-Politiker erklärte: „Je mehr man testet, desto mehr kann man das Infektionsgeschehen kontrollieren und desto mehr Freiheiten kann man in der Pandemie gewähren.“
Mit einem digitalen und europaweiten Impfpass nach israelischem Vorbild solle zudem nachvollziehbarer werden, wer bereits geimpft wurde. Israel hatte zuletzt einen „grünen Pass“ eingeführt, der mit Privilegien für Geimpfte und Genesene verbunden ist. Kurz kündigte an, dem EU-Rat ein solches Modell am 26. Februar vorschlagen zu wollen. Lesen Sie dazu: Urlaub 2021: Was ein europäischer Impfpass ändern würde
Andere Länder als Vorbild für Deutschland?
Sandra Maischberger hakte clever nach und fragte nach einem „politischen Scheitern“ des Corona-Lockdowns in Österreich. „Wir wollten nicht leichtfertig öffnen“, erklärte Kurz sachlich. Die Corona-Tests als Bedingung für den Zugang zu körpernahen Dienstleistungen, etwa Friseuren, sei mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Er gestand aber auch ein: Die für Österreich wichtige Tourismusbranche leide stark unter den Pandemie-Einschränkungen.
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Kann die österreichische Öffnungsstrategie ein Vorbild für Deutschland sein? Und wie gehen anderer Länder vor? Die Aufmerksamkeit der „Maischberger“-Runde richtete sich nun auf das vom britischen Premierminister Boris Johnson angekündigte Lockdown-Ende in Großbritannien. Die britische Regierung will bis zum 21. Juni alle Beschränkungen in der Corona-Pandemie in England aufheben.
Boris Johnson: Kontroverse um britischen Premier
Die kommentierenden Journalisten des „Maischberger“-Talks diskutierten diese Ankündigung kontrovers. Podcast-Journalist Gabor Steingart sah in Johnson gar den „Held der Woche“, denn aus seiner Sicht sei das Land auf das Lockdown-Ende gut vorbereitet.
Buchautorin Düzen Tekkal kritisierte den britischen Premier dagegen scharf. Sie sagte: „Man hört natürlich raus, dass es ihm um die Wahlumfragen geht, anstatt um das Wohl der Bevölkerung.“ Man könne ihn nicht dafür loben, dass er die Gefahr lange unterschätzt habe. Die Pandemie habe in Großbritannien besonders viele Todesopfer gefordert, erklärte Tekkal.
„FAZ“-Journalistin Sibylle Anderl blickte dagegen auf Deutschland. Sie sagte: „Deutschland hatte das große Glück in der ersten Welle, dass vieles gut lief.“ In der zweiten Welle seien aber entscheidende Fehler passiert, was sich nun in den Fallzahlen und der Verbreitung der Corona-Mutationen bemerkbar mache.
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Die Öffnungsdebatte in Deutschland im Fokus
Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) nahm sich der deutschen Öffnungsdebatte an. Er sprach sich für schrittweise Lockdown-Lockerungen aus. Im Einzelgespräch mit Sandra Maischberger erklärte er: Durch einen „Dreiklang“ von Tests, das Beachten der Abstandsregeln und das Tragen von Masken sowie die Impfungen könnten die Corona-Maßnahmen künftig besser abgewogen werden. Lesen Sie dazu: Exitstrategie: Wie die Kanzlerin aus dem Lockdown will
Doch gerade der Impfstart verlief in Deutschland eher schleppend. So berichtete der 78-jährige CDU-Politiker, dass er selbst noch keinen Impftermin erhalten habe. Gleichzeitig verteidigte er Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der aus seiner Sicht „ein bisschen ungerecht behandelt“ würde. Spahn stand zuletzt wegen der von Kanzlerin Merkel verschobenen Schnelltest-Offensive in der Kritik. Spahn müsse „zwischendurch auch Perspektiven geben und Hoffnung machen“.
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"Maischberger.Die Woche" - Das Fazit
Ein guter „Maischberger“-Talk, der ein mögliches Szenario für Deutschland zeigt? Wie in Österreich könnten schrittweise Öffnungen auch hierzulande schon bald auf der Tagesordnung stehen. Die Diskussion zeigt aber auch, dass die Politik mit dem langgezogenen und nachgeschärften Lockdown auch in Deutschland langsam an ihre Grenzen stößt. Besonders im Superwahljahr 2021 wird das die Corona-Politik nachhaltig beeinflussen.
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