Berlin. Wolfgang Bosbach zeigte sich bei „Markus Lanz“ von Philipp Amthors Lobbyarbeit überrascht. „Das tut man nicht“, so der CDU-Politiker.
Wolfgang Bosbach ist zurück auf seiner zweitliebsten Bühne – der Talkshow-Bühne. Nachdem er sich 2017 wegen einer Krebserkrankung nicht nur aus der Politik, sondern auch weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, meldete sich der CDU-Politiker nun umso lauter zu Wort.
Seine letzten Laborwerte seien endlich gut gewesen, berichtete Bosbach bei Markus Lanz – wohl mindestens so gut, dass er öffentlich wieder gegen Parteikollegen austeilen kann. Dieses Mal im Fokus: Philipp Amthor, der junge Shootingstar der Bundestagsfraktion der CDU.
Wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete, soll der Abgeordnete Lobbyarbeit für ein Start-up betrieben haben, bei dem er nicht nur selbst Direktor ist, sondern für das er auch Aktienoptionen hat. Der Vorwurf des „Lobbyismus“ ist dabei noch eine harmlose Umschreibung, viele Experten sprechen mittlerweile von Korruptionsvorwürfen.
„Markus Lanz“: Wolfgang Bosbach ist überrascht von Philipp Amthor
Wolfgang Bosbach nahm das Wort „Korruption“ zwar betont nicht in den Mund, der Sachverhalt machte den Rechtsanwalt und langjährigen Abgeordneten aber mehr als stutzig: „Ich war völlig überrascht“, sagte er, „mein erster Gedanke war, „Philipp, wie kann dir so etwas überhaupt passieren““?
Zwar hatte der junge CDU-Abgeordnete die Nebentätigkeit angemeldet – seine Aktienoptionen bei Augustus Intelligence verschwieg er aber. Auch als er die Firma dem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier empfahl.
Dass gerade Amthor als studierter Staatsrechtler die Grenze zwischen Nebentätigkeit und Instrumentalisierung so vermischt, findet auch Wolfgang Bosbach bedenklich: „Es geht nicht nur um die Kategorien „Erlaubt“ oder „Verboten“ – es gibt auch die Kategorie „Das tut man nicht““, sagte der profilierte Innenpolitiker bei Lanz.
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„Markus Lanz“: Philipp Amthor schlug Einladung aus Zeitgründen aus
Um zu erkennen, dass Amthors Arbeit für Augustus Intelligence alles andere als angemessen für einen Bundestagsabgeordneten sei, müsse man keine Vorschriften kennen. Es gehöre sich einfach nicht, konstatierte Bosbach.
Am tragischsten sei aber, dass die Geschichte alle Vorurteile gegen Politiker bestätige, so der ehemalige Spitzenpolitiker der CDU. Die Kritik an dem 27-jährigen Politiker sei gerechtfertigt. Konkrete Konsequenzen für Amthor forderte Bosbach aber nicht.
Als Markus Lanz erwähnte, dass Philipp Amthor einer Einladung in die Sendung nicht gefolgt sei, merkte der ehemalige Abgeordnete Bosbach nur an, dass gerade ja Sitzungswoche im Bundestag sei.
Hendrik Streeck: „Wettereffekt“ bei Coronavirus-Verbreitung
Im zweiten Teil der Sendung widmete sich Lanz wieder der Corona-Pandemie. Zu Gast in der Sendung war Hendrik Streeck, Chef des Instituts für Virologie an der Uniklinik Bonn, der besonders durch seine Heinsberg-Studie bekannt wurde.
Für den Wissenschaftler rückt jetzt eine Eigenschaft des Coronavirus ganz besonders in den Fokus. Er vermutet, dass die unterschiedlichen Ansteckungsraten in den verschiedenen Ländern auch mit einem „Wettereffekt“ zusammenhängen könnten.
Vom Corona-Ausbruch beim Schlachtbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück versprach sich Streeck deshalb vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse und hoffte auf genaue Aufzeichnungen von Virologen und Hygienikern. Mittlerweile sind mehr als 650 Beschäftigte der Schlachterei positiv auf das Virus getestet worden.
Corona-Ausbruch bei Tönnies: Darum haben es Viren in Fleischfabrik leichter
Streeck hatte auch schon eine Vermutung, weshalb es in der Fleischverarbeitung häufiger zu Infektionsherden kommen könnte. „Wir wissen von Schlachtereibetrieben: Sie sind kalt und sie sind laut. Man muss schreien und durch die Kälte halten sich Aerosole und damit auch Viren viel besser in der Luft“, erklärte der Virologe. So sei eine Übertragung einer Corona-Infektion sehr viel wahrscheinlicher.
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Streeck geht, wie viele andere Experten auch, daher weiter von einer Wetter- und Temperaturabhängigkeit des Coronavirus aus. Das könnte für das Infektionsgeschehen in Deutschland signifikant sein, beispielsweise auch eine neue Infektionswelle im Herbst begünstigen. Doch laut Streeck ist die Pandemie zwar weiterhin eine Gratwanderung, dürfe aber auch nicht überdramatisiert werden.
Das aktuelle Coronavirus habe nur eine angenommene Sterblichkeitsrate von 0,4 Prozent – während das erste SARS-Virus bei 9,6 Prozent lag, so der Wissenschaftler. Er forderte für die nächsten Monate einen pragmatischeren Blick auf den Umgang mit dem Virus – an das Leben mit Corona müsse man sich so oder so gewöhnen.
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