Berlin. Bei Lanz war wieder das Coronavirus Thema. Diesemal mit Blick in die Zukunft: Die Epidemie könnte die Welt noch lange in Atem halten.
Aktuell gibt es mehr als 540 bestätigte Coronavirus-Fälle in Deutschland. Fünf Wochen sind vergangen, seit es den ersten Infizierten in Deutschland gab. Bis zum 28. Januar war das Coronavirus für Deutschland vor allem eins: weit weg. Das änderte sich mit dem ersten Fall in Bayern, Kreis Starnberg, schlagartig. Seit dem beschäftigt das Coronavirus praktisch alle Menschen in Deutschland – und auch wieder Moderator Markus Lanz mit seinen Gästen im ZDF-Talk am Donnerstag.
In Bayern war bei einem 33-Jährigen, der Kontakt mit einer Kollegin aus China hatte, die vom Coronavirus ausgelöste Erkrankung Covid-19 festgestellt worden. Das machte Holger Engelmann über Nacht zum Krisenmanager. Der Vorstandschef des Autoteile-Zulieferers Webasto, bei dem der Erstinfizierte arbeitet, musste nun Unternehmen und Mitarbeiter möglichst unbeschadet durch die Coronavirus-Krise steuern.
Coronavirus Thema bei „Markus Lanz“: „Gesellschaft muss krisenresistenter werden“
Insgesamt neun von Engelmanns Mitarbeitern infizierten sich letztendlich mit Covid-19. „Wir haben nach Bekanntwerden des ersten Falls dann erstmal Homeoffice angeordnet“, erzählt Engelmann bei „Markus Lanz“. Mittlerweile sind alle Betroffenen wieder genesen. Zwischenzeitlich hatten aber auch nicht infizierte Webasto-Angestellten mit Ausgrenzung zu kämpfen: Beispielsweise verweigerten Kindergärten die Betreuung ihrer Kinder oder sogar Werkstätten die Reparatur von privaten Autos.
Eins hat der Unternehmer aus der Situation mitgenommen: Panik und Hysterie, wie man sie jetzt zum Teil in Deutschland beobachtet, bringen im Ernstfall einer um sich greifenden Epidemie gar nichts. „Wir sollten daraus lernen, dass wir als Gesellschaft krisenresistenter werden müssen und uns nicht wegen eines Virus’ auseinander dividieren lassen“, appelliert Engelmann.
Karl Lauterbach zum Coronavirus: „Wird im Herbst mit voller Wucht zurückkommen“
„Das ist bei Ihnen nochmal glimpflich ausgegangen“, sagt Karl Lauterbach an Holger Engelmann gewandt. Junge und mittelalte Menschen, die vor allem die Webasto-Belegschaft ausmachen, hätten das Virus nicht wirklich zu fürchten. Für ältere Menschen sehe das schon anders aus, meint der SPD-Politiker und Mediziner: „Ich warne davor, es kleiner zu machen, als es ist.“
Lauterbach hat eine Professur in Klinischer Epidemiologie, die seit seiner Wahl in den Bundestag ruht. Er weiß also, wovon er spricht. „Man muss die Bevölkerung jetzt darauf vorbereiten, dass die Epidemie nochmal ein anderes Gewicht bekommen und auch nicht so schnell weggehen wird“, sagt Lauterbach. Im Sommer sei zwar ein leichter Rückgang zu erwarten, doch man dürfe sich nichts vormachen: „Im Herbst wird es dann mit voller Wucht zurückkommen.“
Coronavirus: Entwicklung eines Impfstoffs kann bis zu zwei Jahre dauern
Bis dahin werde es aber noch keine Impfungen gegen das Coronavirus geben. Die Entwicklung eines Impfstoffs dauere optimistisch eineinhalb Jahre, realistisch betrachtet eher zwei Jahre. „Für Mers haben wir bis heute nichts“, sagt Lauterbach – und Markus Lanz glaubt, es ginge um eine Spitze gegen den CDU-Politiker Friedrich Merz.
Lauterbach redet aber nicht vom Führungskampf in der CDU, sondern einen Verwandten des aktuellen Coronavirus Sars-CoV-2. MERS-CoV trat erstmals 2012 auf und verursacht beim Menschen eine schwere Infektion der Atemwege, Lungenentzündung und Nierenversagen. Bislang existiert keine erprobte Therapie und kein Impfstoff. Man kann also nur darauf hoffen, dass es beim neuen Coronavirus besser laufen wird.
Corona-Fälle in den USA: „Die haben die Situation überhaupt nicht im Griff“
Bis dahin gilt aber weiterhin: Hände waschen und sich präventiv verhalten. Laut Experten werden bis zu 70 Prozent der Bevölkerung wohl mit dem Virus in Kontakt kommen. „Es wird sich durch die gesamte Bevölkerung fressen, obwohl viele davon nichts merken werden“, prophezeit Lauterbach. Die meisten Infektionen mit dem Coronavirus verlaufen bisher leicht oder gar symptomfrei.
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Etwas dramatischer sieht Lauterbach die Lage in den USA: „Die haben die Situation überhaupt nicht im Griff.“ Die Trump-Regierung hat einen dreiköpfigen Krisenstab aus Vizepräsident Mike Pence, dem laut dem Bundestagsabgeordneten „völlig überforderten“ Gesundheitsminister und einem der Fachwelt unbekannten Experten zusammengestellt. Unterdessen verbreitet das Weiße Haus zweifelhafte Fallzahlen.
„Bei uns läuft nicht alles perfekt, aber dort kann man nur hoffen, dass es nicht so schlimm wird“, erzählt Lauterbach, der gerade von einer USA-Reise zurückgekehrt ist, „dort ist nichts vorbereitet, eine katastrophale Situation.“ Auch beim Coronavirus zeigt sich, dass unter der aktuellen Regierung auf die Weltmacht USA selten Verlass ist.