Die zweite Staffel von Seth McFarlanes Star-Trek-Klon „The Orville“ überrascht mit guten Geschichten und einer erfrischend menschlichen Besatzung.
„The Orville“ nennt sich das Raumschiff unter Leitung von Captain Ed Mercer (Seth McFarlane). Sein Ziel: die Entdeckung des unbekannten Weltraums, Missionen für die Planetare Union und der Kontakt zu neuen Welten. Angesichts der Parallelen zum Star-Trek-Universum ist es kein Wunder, dass die Serie von Seth McFarlane („Family Guy“, „Ted“) als Parodie auf ebendiese angekündigt wurde.
Die erste Staffel schwankte irgendwo zwischen Star-Trek-Komödie und ernst gemeinter Raubkopie des Originals. Dabei gelang es der Orville-Crew, das Star-Trek-Gefühl der Originalserie aus den 60er-Jahren besser ins Heute zu transportieren als so mancher Nachfolgesendung.
Eigentlich entspricht Orville einer klassischen Sofa-Couch-Sitcom
Tatsächlich ist die Orville das Setting einer klassischen Sitcom mit Brücke statt Couch. Gemeinsam mit seiner Ex-Frau Commander Kelly Grayson (Adrienne Palicki) leitet Mercer eine Alien- und Menschenbesatzung, von der jeder seine Geschichten an Bord erlebt.
Da ist die alleinerziehende Dr. Finn, die sich in Roboter Isaac verliebt oder Lieutenant Alara Kitan, die mit ihrer Alienstärke zu kämpfen hat. Und nebenbei droht immer wieder der Kampf mit den verfeindeten Krill, einer fundamentalistischen Alienspezies.
Eine neue Bedrohung bahnt sich an
In Staffel zwei zeichnet sich jedoch ein neuer Gegner ab, als Isaac von seinem Heimatplaneten Kaylon aus deaktiviert wird. Die Crew bringt ihn dorthin. Doch vor Ort kommen die eigentlichen Pläne der Roboterspezies Kaylon ans Tageslicht: ein Genozid an allen biologischen Lebensformen im All. Der technologisch überlegene Gegner führt zu diplomatischen Anspannungen innerhalb der Union, aber auch zu einer neuen Allianz mit den Krill.
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Neben diesen großen Entwicklungen bietet „The Orville“ auch weiterhin einzelne Folgen mit abgeschlossenen Geschichten. Eine große Rolle spielen dabei die Moclaner, eine vermeintlich rein männliche Alienspezies mit ungewöhnlichem Verdauungssystem, zu dem auch Commander Bortus von der Orville-Besatzung gehört.
Ohne Flachwitze geht es nicht ganz
Dienten die Eigenheiten der Moclaner anfangs eher als Steilvorlage für flache Witze, so werden in der zweiten Staffel Themen rund um Geschlecht, Sexualität und Identität an ihnen behandelt. Dabei wird die Serie nicht moralisch. Stattdessen belässt sie es dabei durch den Kniff mit den Aliens einen Blick von außen auf allzu menschliche Probleme zu liefern.
Einer der stärksten Momente der Staffel ist der, als die Orville eine Flüchtlingskolonie weiblicher Moclanerinnen entdeckt. Die Planetare Union steht vor einem Dilemma: Soll sie die Flüchtlinge vor den Moclanern schützen und dadurch ihren wichtigsten Waffenproduzenten verärgern? Oder soll die Union die Kultur der Moclaner respektieren, was für die Frauen Zwangsoperationen bedeuten würde?
Es menschelt auf dem Raumschiff
In solchen Momenten hat „The Orville“ den Geist der Enterprise perfekt eingefangen. Aber natürlich gibt es auch eine Episode, in der Moclaner Bortus seine Pornosucht mit Alienorgien im schiffseigenen Simulator auslebt. Ganz ohne Klamauk kann McFarlane nun einmal nicht. Solche Momente fügen sich aber hervorragend in das Seriengesamtbild ein – menschlicher ging es auf einem Raumschiff wohl nie zu.
The Orville
Staffel 2, 14 Episoden,
je ca. 48 Min., Onlinestreaming, Amazon Prime Video
Wertung: 4 / 5 Punkten.