Essen. Einer will Geheimnisse aufdecken, einer will Macht, einer Geld und einer will Liebe – das alles "Um jeden Preis": Zum 53. Mal ermitteln die Kommissare Batic und Leitmayr am Tatort München. Persönlich Verstrickungen machen es nicht leichter herauszufinden, warum Rainer Truss sterben musste.

Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links) mit dem italienischen Austausch-Assistenten Luca Panini (Leonardo Nigro). © BR/hager moss film GmbH/Heike Ulrich
Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links) mit dem italienischen Austausch-Assistenten Luca Panini (Leonardo Nigro). © BR/hager moss film GmbH/Heike Ulrich © BR/hager moss film GmbH/Heike Ul

Ein junger Mann erhängt sich. Sehr öffentlich, spektakulär - unerwiderte Liebe scheint das Motiv zu sein. Oder ist der Reporter Rainer Truss in den Tod getrieben worden? Vom Gewerkschaftsfunktionär Leo Greedinger vielleicht? Kann sich Kommissar Ivo Batic gar nicht vorstellen – mit der Familie Greedinger verbindet ihn eine alte Freundschaft. Und weil die sein professionelles Urteilsvermögen deutlich einschränkt, muss sich Kollege Leitmayr allein auf Spurensuche machen: „Um jeden Preis“ ist der neue Münchner Tatort betitelt.

Drehbuchautor Christian Jeltsch scheint um jeden Preis jede Menge Mordmotive verbraten zu wollen: Korruption, unglückliche Liebe, ein drohender Sex-Skandal, Macht-Gier, Geld-Probleme. Dazu kommen Themen wie Globalisierung, komplizierte Vater-Sohn-Beziehungen, Vorurteile gegenüber Homosexualität - damit ist das Drehbuch ordentlich überfrachtet, eine etwas kleinere Auswahl hätte es auch getan.

Beim Grauwerden, Verknittern und Ermitteln zugucken

Gilt auch für die Klischees, die Regisseur Peter Fratzscher in 90 Minuten unterbringt. Da ist die Schlampe vom Boulevard-Blatt, unterwegs mit feuerroter Milva-Mähne, Flachmann und Kodderschnauze („An Hänger ham mer lang net mehr g’habt“), da ist der kleine italienische Austausch-Kollege, der viel mit den Händen redet und dessen Akzent immer wieder für Witze herhalten muss, dazu ein Gewerkschafter mit Schiebermütze, ein Genosse der Bosse (merke: wer sich die Haare zurück gelt, kann nur schmierig sein) und ein skrupelloser Manager.

Und trotzdem kann man diesen Tatort des Bayerischen Rundfunks gut gucken. Das hat ganz wesentlich mit der Chemie zwischen Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl zu tun; die beiden spielen zum 53. (!) Mal die Münchner Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr, und es wird nicht langweilig, ihnen beim Grauwerden, Verknittern und Ermitteln zuzusehen. Ihre Figuren sind denn auch am Genauesten gezeichnet. Und genau zu betrachten – Leitmayr und Batic treten auch mal kurz halbnackt auf.

Tatort, Das Erste, Sonntag, 18. Oktober, 20.15 Uhr