München. ARD-Programmchef Volker Herres baut den Montagabend um: Quotenflop „Geld.Macht.Liebe” läuft mit der letzten Folge am 14. Dezember aus. Glücklos bleibt das Erste auch am Vorabend. Eine Entscheidung über „Das Duell” steht aus.
Das Jahr endet für die ARD, wie es angefangen hat. Quotenflop „Geld.Macht.Liebe” läuft mit der letzten Folge am 14. Dezember aus. Das heißt: Das Erste bleibt am Montagabend glücklos. Das Gleiche gilt für den Vorabend. Eine Entscheidung über „Das Duell” steht aus. Die ARD gewährt Pilawa-Nachfolger Florian Weber eine Gnadenfrist bis zum nächsten Frühjahr.
Programmchef Herres lässt sich die gute Laune nicht verderben
Die gute Laune ließ sich ARD-Programmchef Volker Herres von derlei Widrigkeiten nicht verderben. Vielmehr verwies er beim Adventsessen der öffentlich-rechtlichen Sendergruppe in München auf die Top 3 des noch nicht ganz beendeten Fernsehjahres – vorne weg das letzte Spiel der Fußballnationalelf in diesem Jahr und das erste nach dem Freitod von Nationaltorhüter Robert Enke. Das Freundschaftsspiel Deutschland–Elfenbeinküste sahen 10,24 Millionen Zuschauer. Das entsprach einem Marktanteil von 33,7 Prozent. Zudem sah fast jeder dritte Zuschauer unter 50 den Kick. Die ARD bedient sonst vorwiegend Ältere.
Dem Fußball folgten Ausgaben von „Tatort” und „Tagesschau”. „Sport, Unterhaltung und Information”, bilanzierte Herres zufrieden – ganz so, wie es dem gesetzlichen Auftrag der Anstalt entspreche. Erstaunlicherweise nannte Herres auch die Sendung, die zur besten Sendezeit die schlechteste Quote einfuhr. Die Polit-Runde „Jetzt reden wir – Europa vor der Wahl” Ende Mai interessierte nicht mal eine Million Zuschauer. Die Quote, 3,5 Prozent, wäre selbst für einen Kleinsender wie Vox blamabel.
Mit Süffisanz heimliche Botschaft vermittelt
Kaum mehr Zuschauer erreichte der Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor beiden Kammern des US-Parlaments, wie Herres launig hinzufügte. Seine Süffisanz vermittelte jenseits der Quoten-Bilanz eine heimliche Botschaft: Die ARD lässt sich von der großen Politik nicht so gängeln wie das ZDF jüngst im Streit um den Chefredakteur des Senders. Da sei schon die Struktur der Sendergruppe mit ihren neun Anstalten vor, hieß es.
Jenseits der absoluten Zuschauerzahlen verbuchte das Erste übrigens die besten Marktanteile mit einem Sport, der in der Beliebtheitsskala nicht unbedingt vorn vermutet wird: Biathlon. „Wir hatten Marktanteile um die 40 Prozent”, vermeldete Herres strahlend. Das hat damit zu tun, dass der Mix aus Skilanglauf und Schießen nachmittags läuft. Der Wintersport komme nicht nur bei Männern, sondern auch bei Damen an, fügte Herres hinzu. Biathlon statt Telenovela.
Apropos Sport. Herres gab auch einen Ausblick auf Olympia 2010. Bei den Winterspielen in Vancouver, Kanada, werden zwei Experten fehlen, die Sport und Spaß vereinen: Waldi und Harry. Sport-Experte Waldemar Hartmann und Komiker Harald Schmidt werden fehlen. Wenn sie nach dem Wettbewerben auf Sendung gingen, sei es wegen der Zeitverschiebung in Deutschland schlichtweg zu spät, der Markterfolg, im Vergleich im Aufwand, zu gering, hieß es.
Fall Heinze nur hinter vorgehaltener Hand
Für eine Analyse von Herres' Zahlen war, dem vorweihnachtlichen Anlass entsprechend, kein Platz. Überhaupt wurden unangenehme Themen wie der Fall der gefeuerten NDR-Filmchefin Doris Heinze, die ihren Sender als Selbstbedienungsladen betrachtet hatte, bestenfalls hinter vorgehaltener Hand diskutiert.
Vielmehr diente die öffentlich-rechtliche Adventfeier als Branchentreff von Schauspielern, Produzenten und ARD-Granden. Die meisten Gespräche drehten sich um die Auslosung für die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika, die das Zweite parallel zu der Fête übertragen hatte. Für das fußballverrückte Schauspieler-Duo Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner, demnächst im Vorabend-Klassiker „Notruf Hafenkante” zu sehen, hat das Turnier den Charme, das es gemeinsam für die Nationelf fiebern kann. Normalerweise schlägt ihr Herz für den FC St. Pauli und seins für Werder Bremen.