Essen. RTL wagt einen deutschen Katastrophenfilm mit Stars wie Heiner Lauterbach, Katharina Wackernagel, Katja Riemann und Armin Rohde: Das idyllische Städtchen Lorchheim wird zum Ort eines Vulkanausbruchs. Die Bilder gehen so schnell nicht mehr aus dem Kopf.

Bisher schlafen sie friedlich, die Vulkane am Laacher See in der Eifel. Aber was wäre, wenn . . .? RTL denkt den Satz zu Ende und wagt einen deutschen Katastrophenfilm. Ein heißes Experiment mit Starbesetzung, das gleich an zwei Abenden (Sonntag und Montag, jeweils 20.15 Uhr) Glut, Staub und Asche regnen lässt.

Ach, wie idyllisch erscheint das Städtchen Lorchheim! Natürlich ist das nur die Fassade. Unter dem Erdboden grummelt es nämlich gewaltig. Und weil die Eifel-Apokalypse allein offenbar noch nicht reicht, lässt RTL die Einwohner vor dem dicken Knall ihre ganz privaten Katastrophen durchleben. Da ist der junge Feuerwehrmann Michael (Matthias Koeberlin), dem die Freundin (Katharina Wackernagel) davonläuft. Ein bankrotter Banker (Heiner Lauterbach) lebt entfremdet von seiner Familie im schwindenden Wohlstand. Eine junge Mutter (Katja Riemann) betrügt ihren Gatten mit einer Jugendliebe.

Hilfspolizist führt Kleinkrieg mit der Jugend

Die glühende Lava wird zur Gefahr für die Bewohner von Lorchheim. Foto: RTL
Die glühende Lava wird zur Gefahr für die Bewohner von Lorchheim. Foto: RTL © RTL/Willi Weber

Bevor das große Feuer kommt, geht der städtische Vollzugsbeamte Röhricht (Armin Rohde) schon durch die Hölle. Der Hilfspolizist führt einen Kleinkrieg mit der örtlichen Jugend. Rohde macht die Figur Röhricht zu einem bemitleidenswerten Loser. Einer, mit dem kein Mädchen tanzt; einer, dem sie beim Feiern Bier in den Hemdkragen schütten. Schon will Röhricht sich die Kugel geben, da geschieht das, was sich schon längst angekündigt hatte: mit toten Schafen auf der Wiese, mit giftigen Gasen, die durch die Eifellandschaft wabern. Da blubbert es gar heftig in den Tiefen des Pulvermaars, und ein Erdbeben lässt Heiner Lauterbachs Kaffeetasse tanzen. Sei's drum: Die Städter holen unbeirrt die Biertische raus, braten ihre Würstchen und lauschen der Blaskapelle.

„Event-Zweiteiler” nennt RTL diesen Streifen. Der Reiz war offenbar groß, Pompeji ins Rheinische zu verlegen. Manches wirkt so dick aufgetragen wie die Krater-Asche: Wenn Raben krächzend um die Burgruine flattern, wenn die Orchestermusik wieder und wieder die Spannung in seismographische Höhen treiben muss, wenn sichtbar nicht die Landschaft, sondern nur die Kamera wackelt, dann wird das Event zum Witz.

Streckenweise gut in Szene gesetzt

Gerhard Maug (Heiner Lauterbach) und Paula Maug (Sonja Gerhardt) haben überlebt. Foto: RTL
Gerhard Maug (Heiner Lauterbach) und Paula Maug (Sonja Gerhardt) haben überlebt. Foto: RTL © RTL/Willi Weber

Dennoch: Diese geradezu biblische Katastrophe, die NRW und die Nachbarländer hier heimsucht, ist streckenweise gut in Szene gesetzt. Man mag nicht glauben, was man da sieht, aber die Bilder von Lavabrocken, die wie Silvesterraketen in den Himmel steigen, kriegt man so leicht nicht mehr aus dem Kopf.

Was wäre, wenn . . .? Die WAZ fragte Professor Ulrich Schreiber, Vulkanologe an der Uni Duisburg-Essen, der die Filmemacher wissenschaftlich beraten hat. „Diese Geschichte ist natürlich Fiktion, aber sie ist nicht ganz an den Haaren herbeigezogen”, sagt Schreiber. Nur würde sich ein Ausbruch dieser monumentalen Größe lange vorher ankündigen, mit vielen Beben und mit Gasaustritten. Die Bevölkerung würde also nicht von der Naturgewalt überrascht.

"Irgendwann geht der Korken aus der Flasche"

Eine Einschränkung macht der Vulkanologe aber doch: „Wenn, wie in dem Film angedeutet, einer der Westeifel-Vulkane plötzlich mit Wasser in Kontakt kommen sollte, dann entstünde eine hoch explosive Lage.” Eine, die die Republik erschüttern, aber nicht auslöschen würde. Schreiber glaubt, dass es in der Eifel noch viele große Vulkanausbrüche geben wird. „Irgendwann geht der Korken aus der Flasche.” Nur könne das noch einige 10.000 Jahre dauern.

Die junge Wissenschaftlerin im Film, gespielt von Yvonne Catterfeld, nähert sich dem Vulkan indes so, als wäre er ein lebendes Wesen: „Das Gefährlichste an einen Vulkanausbruch ist die Stille. Dann sammelt er Kraft. Er atmet durch.” So wie wir, wenn der Abspann läuft.