Berlin. Er hat mit der "Schwarzwaldklinik" das beliebteste Krankenhaus der Deutschen erfunden und die Nation mit dem "Traumschiff" zu Kreuzfahrern gemacht. Am 24. November 2009 wird TV-Produzent Wolfgang Rademann 75 Jahre alt.
Frühmorgens ist es, Rademann sitzt bereits im Büro. Ist viel zu tun. Geschichten ausdenken, Darsteller engagieren, Drehorte auswählen, alles macht der gebürtige Berliner allein. Urlaub macht er nie. „Am Strand liegen und in die Wellen kieken, da werde ich bekloppt.” Denn Rademann langweilt sich schnell. Und Langeweile hasst er. Deshalb wird der gelernte Schriftsetzer in den 50er-Jahren auch Lokalreporter in Ostberlin. 1958 wechselt er in den Westen, den Beruf wechselt er nicht. Jahrelang schreibt Rademann für die „B.Z.” und den „Stern”.
Viele Prominente lernt er dabei kennen. Peter Alexander ist einer von ihnen. Die beiden werden Freunde. 1969 fragt Alexanders Frau, zugleich seine Managerin, ob Rademann für das ZDF eine Show mit ihrem Mann produzieren wolle.
Rademann will. In den USA hat er Shows mit Dean Martin und Frank Sinatra gesehen. Daran orientiert er sich. Und trifft den Nerv des deutschen Publikums. Straßenfeger sind die Shows mit dem Österreicher, die meist in der Vorweihnachtszeit laufen. Über 20 Millionen schalten ein. Rademann wird einer der Großen der Branche. Eine Zeitlang sogar der Größte.
Publikum begeistert
Möglicherweise lassen sie ihn nur deshalb gewähren beim ZDF, als er Anfang der 80er-Jahre nach dem Konsum mehrerer Folgen der US-Serie „Loveboat“ vorschlägt. „Lasst uns doch mal was mit einem Kreuzfahrtschiff machen.“ „Narrenschiff“ lästern die Kritiker nach Ausstrahlung der ersten Folge und prognostizieren baldige Strandung in seichten Gewässern der Unterhaltung. Das Publikum aber ist wieder mal begeistert.
Nur Rademann kann Rademann in den 80ern Konkurrenz machen. Kaum ist das „Traumschiff” unterwegs, eröffnet er ein Krankenhaus. Nicht am Rande der Stadt wie das tschechische Vorbild, sondern im malerischen Glottertal. „Schwarzwaldklinik“ heißt die Einrichtung deshalb auch, die bald bis zu 27 Millionen Menschen vor die Fernseher lockt und Schauspieler wie Klausjürgen Wussow oder Gaby Dohm über Nacht zu Superstars macht.
Beim ZDF kennt er seine Pappenheimer
Da juckt es Rademann wenig, dass die Kritiker ihn „Meister des Trivialen” schelten. Im Gegenteil. „Ich arbeite nicht für die Kritiker, ich arbeite für das Publikum“, sagt Rademann bis heute. „Wenn ich in den Feuilletons der großen Zeitungen mal eine gute Kritik bekommen sollte, dann weiß ich, dass ich was falsch gemachte habe.”
Wird so schnell nicht passieren. Weil Rademann sich stets treu bleibt. Seit fast 30 Jahren kreuzt das „Traumschiff” schon die Meere, „aber es gibt keine Sendung, die sich so wenig verändert hat”, sagt er. Ein wenig hat er die Dramaturgie angepasst, die Schnitte ein wenig schneller gemacht, sonst aber am Konzept nicht gerüttelt. Viel Liebe, ein paar Triebe, niemals Hiebe. Gewalt gibt es beim Erfolgsproduzenten nicht. „Aber immer ein Happy-End.“ Weil die Zuschauer im echten Leben doch schon genug Probleme haben.
In all den Jahren blieb Rademann auch dem ZDF treu. „Klar gab es Angebote von den Privaten”, sagt er. Gut dotierte Angebote. Doch er hat sie alle ausgeschlagen. Denn beim ZDF kennt er seine Pappenheimer. Bei anderen Sendern nicht. „Und ich habe keine Lust, mir von irgendwelchen 25-Jährigen erklären zu lassen, wie Fernsehen funktioniert.”
So werden sie also zusammenbleiben, das ZDF und Rademann. Zumal die Quote für den Kreuzfahrer immer noch ordentlich ist. Und der Produzent noch immer Ideen für neue Geschichten hat. Viele davon holt er sich aus den sieben Zeitungen, die er täglich liest. Ein Problem aber kann selbst er nicht lösen. 60-mal war das „Traumschiff” bisher unterwegs, und es hat auf seinen Reisen nahezu jeden Winkel der Erde besucht. „Langsam”, sagt Rademann, „geht mir die Welt aus.”