Berlin. Die Battles bei „The Voice“ nehmen Fahrt auf, oft setzen sich die Favoriten durch. Doch die Jury folgt manchmal noch dem Bauchgefühl.
Es gibt Stimmen, die besonders sind. Weil sie einen ganz eigenen Klang haben. Eine individuelle Note, die einfach im Gedächtnis bleibt – so wie der Mix aus Alkohol und Zigaretten. Und ja: Das ist in diesem Fall absolut positiv gemeint.
Mark Forster (38) hat also alles richtig gemacht, als er Alexandra Sutter in sein Team holte. Die 44-jährige Österreicherin ist ein Glücksfall für die aktuelle Staffel von
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. Nicht nur, dass sie eine Stimme hat, aus der „man das ganze Leben heraus hört“ (O-Ton Forster), nein, mit ihrer Präsenz nimmt sie die Bühne auch voll ein – bis in den letzen Winkel. Oder wie sie selber sagt: „Ich bin eine tickende Zeitbombe“. Und was für eine!
„Blues-Röhre“ gegen „Michael Jackson aus Bielefeld“
Dabei hatte die „Blues-Röhre“ es am Sonntagabend in den Battles nicht leicht. Mit dem 37-jährigen Simon Zawila wartete ein starker Gegner. Beide sollten „Say Say Say“, ein Duett von Michael Jackson und Paul McCartney, performen. „Ich kann das nicht“, sagte Alexandra noch zu Anfang – um dann so richtig abzugehen. „Sie wird jeden Tag besser“, stellte Konkurrent Simon anerkennend fest. Der Westfale selbst erinnerte Juror Mark Forster an eine Art „Michael Jackson aus Bielefeld“. Keine schlechte Voraussetzung, um einen Song des King of Pop zu interpretieren.
Den Moonwalk konnte Simon zwar nicht, doch zumindest der Sidewalk sah schon mal nicht schlecht aus. Doch es half am Ende nichts: Nur gut allein reicht eben nicht, gegen die soulig-rauchige Stimmgewalt der Österreicherin kam er nicht an.
Es war fast symptomatisch für diese Runde der Battles, die am Sonntagabend ausgestrahlt wurde. Alle Teilnehmer, die noch dabei sind, sind gut. Manche auch sehr gut. Und doch waren die Duelle eben oft so, dass sich schon vorher ein Favorit abzeichnete – und im entscheidenden Moment auch durchsetzte. Weiteres Beispiel gefällig?
Schlager? Da werden Emotionen gespielt
Bei Team „Fanta“ (Smudo und Michi Beck) standen sich Kim Friehs und Isabell Plaue gegenüber. Ihr Song: „Das hat die Welt noch nicht gesehen“ der Söhne Mannheims. Ein Lied, in dem – typisch für die Band um Xavier Naidoo – viel Herzschmerz steckt. Und mit dem Ex-Model Isabell so ihre Probleme hatte. Sie kommt ja aus dem Schlager. Einer Musik-Ecke, in der, so Smudo, mehr mit den Emotionen gespielt werde.
Doch Isabell legte sich ins Zeug, gab alles und lieferte einen soliden Auftritt ab. Die Jury war zwar nicht restlos begeistert von dem, was sie da boten (
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: „Die Seele hat gefehlt“), doch zumindest Smudo stellte zufrieden fest, dass sich beide auf ein Niveau gebracht hätten – die Entscheidung am Ende fiel trotzdem zugunsten der Favoritin aus.
Ein Duell für die Dramaturgie
Ist das auf Dauer spannend? Nö. Der Dramaturgie tat es also gut, dass im Team Samu noch das Battle Lara Will, 17, gegen Malina Stark, 22, anstand. Zwei junge Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die eine – Lara - zweifelt an sich selber, stellt alles in Frage. Die andere – Malina - platzt fast vor Selbstbewusstsein. Und dann sollten sie auch noch „Everybody hurts“ von REM performen – ein echter Klassiker.
Die Sache schien klar. „Ich will das Ding auf jeden Fall gewinnen“, tönte Malina. „Ich habe Angst vor meiner Konkurrentin, weil sie richtig gut ist“, gab Lara kleinlaut zurück. Das sind nicht unbedingt Eigenschaften, die eine echte Bühnensau auszeichnen.
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„Wenn du singst, wird die Welt schöner“
Als die Scheinwerfer dann aber angingen und beide loslegten, war der Unterschied doch kleiner, als es die Sprüche zuvor vermuten ließen. Klar, Malina hat etwas mehr Power in der Stimme, sie nahm auch sofort die „Leader-Position“ auf der Bühne ein, wie Juror Samu Haber (41) feststellte. Doch auch Lara kitzelte alles aus sich raus. Wer am Ende besser war? Geschmackssache.
Auch die Jury war sich da nicht so sicher. Denn gut waren beide. „Lara, wenn du singst, wird die Welt schöner“, säuselte Samu hinterher. „Ich gehe mit meinem Bauchgefühl und entscheide mich für dich“. Ausgerechnet bei dem Duell, in dem wohl die meisten mit einem Sieg der Favoritin gerechnet hatten, ging die Jury – in diesem Fall Samu Haber – einen anderen Weg. Gut so! Denn nicht nur die Stimme ist entscheidend, das Gesamtpaket muss stimmen. Eine Menge Potential steckt auf jeden Fall in der 17-Jährigen.
Nur ihre Bescheidenheit, die hat sie auch nach dem Battle-Triumph nicht abgelegt. „Das kam total überraschend“, sagte sie. In diesem Fall muss man sagen: zum Glück.