Essen. Das Grimme-Institut (AGI) fusioniert mit dem Europäischen Medienkompetenzzentrum (ECMC). Ein zukunftsfähiger Weg? Hinter den Kulissen geibt es Zweifel.

Der rote Teppich, über den Iris Berben, Marietta Slomka und Jörg Schüttauf, um nur einige zu nennen, in Marl geschritten sind, ist noch in der Reinigung. Doch wenn er für den 46. Adolf-Grimme-Preis am 26. März 2010 erneut ausgerollt wird, hat das altehrwürdige Adolf-Grimme-Institut (AGI) Verstärkung bekommen. Die etwa 20 Mitarbeiter des Europäischen Medienkompetenzzentrums (ECMC), das 1997 ebenfalls in Marl gegründet wurde, werden dann in das AGI, das den renommierten TV-Preis alljährlich verleiht, integriert sein.

Als „große Chance” schätzt AGI-Chef Uwe Kammann die Fusion ein. Und auch Jennifer Jahnke, Chefin des ECMC, setzt auf positive „Synergieeffekte”. Die Szene ist sich einig. „Trotz leerer Kassen haben wir beiden Einrichtungen ein gutes Zuhause gegeben”, erklärt auch Marls neuer Bürgermeister Werner Arndt (SPD).

Doch ganz so harmonisch scheint diese Fusion nicht aufgenommen zu werden. Hinter den Kulissen wächst Zweifel bei manchen Protagonisten heran. Das ECMC wurde einst von Wolfgang Clement (SPD) als Flaggschiff neben dem Oberhausener HDO und dem Europäischen Medieninstitut zur Stärkung des Medienstandortes NRW gegründet. Die letzten beiden sind schon lange abgewickelt. Und das ECMC ist seiner europäischen Dimension nie gerecht geworden. „Die europäischen Aspekte sind in den Jahren verloren gegangen”, sagt ECMC-Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Brautmeier. „Schwierig zu finanzieren” seien solche Projekte, erklärt Jahnke. „Wir brauchen jemand, der unsere Miete und das Personal bezahlt”. Von daher habe man sich in den letzten Jahren dem Thema Medienkompetenz gewidmet. Und da befände man sich in guter Nachbarschaft zum Grimme-Institut.

"Der Preis bleibt in Marl."

„Da werden komplett unterschiedliche Kulturen zusammengewürfelt”, sagt ein Medienwissenschaftler. „Eine Altlast des Landes soll bereinigt werden.”

„Das Interesse, Grimme unbeschädigt zu halten, scheint zu gelingen”, erwidert Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW und Aufsichtsratsvorsitzender bei Grimmes. Von daher habe man auch den Vertrag des AGI-Chefs Uwe Kammann um vier Jahre verlängert. „Das ist ein Signal, wer wohin fusioniert”, so Schmid-Ospach weiter.

„Personalpolitisch ist dieser Schritt bedenklich”, warnen Insider. In vier Jahren, wenn der Vertrag von Kammann ausläuft, steht ein Generationenwechsel im Grimme-Institut an. Mit dem Chef gehen dann zeitgleich einige Mitarbeiter, die federführend am Renommee des Preises und Instituts gefeilt haben.

Droht dann die „feindliche Übernahme” durch die jungen, bisher kaum in Erscheinung getretenen Mitarbeiter des ECMC? „Die Befürchtung, dass aufgrund der personell anderen Altersstruktur das AGI von innen aufgerollt werden könnte, verstehe ich”, sagt Schmid-Ospach. „2014 müssen wir sehen, wie wir mit dem Problem umgehen”, erklärt Brautmeier. Für ihn sei heute aber klar: „Der Preis bleibt in Marl.” Der rote Teppich kann also noch ein paar Mal gereinigt werden.