Essen. Dieter Pfaff wird in der aktuellen "Bloch"-Episode vom "Tod eines Freundes" (Mittwoch, ARD, 20.15 Uhr) belastet. Jochen Nickel ist sein Gegenspieler als traumatisierter Afghanistan-Veteran. Jürgen Overkott sprach mit Pfaff über den Film und, natürlich, den Einsatz am Hindukusch.

Christoph Waltz will nicht zum „Tatort“, weil er die Wiederholungen fürchtet. Nun sind Sie mit zwei Serien im Fernsehen zu sehen, „Bloch“ und „Der Dicke“. Sehen Sie Wiederholungen als Belastung?

Dieter Pfaff: Das verstehe ich nicht. Selbst die Wiederholungen in den Dritten Programmen bringen gute Quoten. Ich habe damit kein Problem.

Der neue „Bloch“ stellt das Thema Afghanistan in den Mittelpunkt. Sie passt zur aktuellen Situation wie die Faust aufs Auge. Gehört die Bundeswehr nach Afghanistan?

Dieter Pfaff: Ich habe meine Informationen aus den Medien. Ich finde es schwer, sich ein eindeutiges Urteil zu bilden. Der Film versucht, dem auch gerecht zu werden, indem er verschiedene Standpunkte zeigt. Ich bin Unicef-Pate und habe in Sierra Leone gesehen, was Krieg mit Menschen anstellt. Sie sind verstümmelt, ihnen sind die Gesichter weggeschnitten worden, Kinder wurden missbraucht. Es war schlimm, das mitanzusehen. Zu Afghanistan ist zu sagen: Dort hat noch nie eine ausländische Macht einen Krieg gewonnen.

Führt die Bundeswehr Krieg?

Dieter Pfaff: Der Ansatz der Bundeswehr, beim Aufbau des Landes zu helfen, war richtig. Sie haben das aber nicht halten können. Jetzt wird die Bundeswehr in Kampfhandlungen verwickelt –auch mit Kampfeinsätzen für die Soldaten, die dort sind. Andererseits sehe ich, dass im Nachbarland Pakistan auch Atombomben sind – und Taliban. Wenn die Taliban Atombomben in die Hände bekommen, wird sich die Welt verändern.

Es gab Wahlen in Afghanistan…

Dieter Pfaff: Demokratie in ein Land zu bringen, das von Stämmen regiert wird, ist schwierig. Ich fühle mich im Hinblick auf Afghanistan hilflos, beide Standpunkte sind richtig.

Haben Sie mit Afghanistan-Veteranen gesprochen?

Dieter Pfaff: Ja, das habe ich. Wir hatten außerdem Fachberater dabei.

Die Episode fängt damit an, dass Bloch an einem Burnout leidet. Haben Sie sich selbst schon mal über einen längeren Zeitraum ausgebrannt gefühlt?

Dieter Pfaff: Nein.

"Langeweile ist wunderbar"

Wie laden Sie Ihre Akkus auf?

Dieter Pfaff: …indem ich nichts mache. Wenn jemand so viel beruflich macht wie ich, ist Nichtstun ein wunderbarer Zustand. Ich mache Musik, ich gehe mit Freunden Essen. Selbst Langeweile ist wunderbar.

Zum Schluss des Films geben Sie Ihrer Partnerin eine anrührende musikalische Liebeserklärung. Geben Sie gelegentlich Konzerte?

Dieter Pfaff: Nö, ich mache nur privat Musik.

Was ist die Musik Ihres Herzens?

Dieter Pfaff: Musik, die mit Liebe gemacht wird, die aus dem Bauch kommt. Früher war das Eric Burdon, beispielsweise, aber auch heute gibt es wunderbare Musik. Ich selbst mache Musik seit dem zwölften Lebensjahr, und ich habe eine, wie ich finde, interessante, eigene Version für „Ring of Fire“ gefunden.

Sind Sie gelernter Rock’n’Roller?

Dieter Pfaff: Jaaaaaa, wenn man so will. Angefangen habe ich, Ende der Fünfziger, mit Skiffle. Die Kohlen im Keller beiseite geschaufelt und dann Musik gemacht mit Besen-Bass und Waschbrett, mit Gitarre und Banjo.

„Bloch“ zeichnet sich dadurch aus, dass er gut zuhören kann. Nehmen Sie das auch für sich in Anspruch?

Dieter Pfaff: Das ist berufsbedingt. Ich muss meinen Partnern gut zuhören, ich bin neugierig auf Menschen. Das ist der Fundus, aus dem ich meine Rollen entwickle.

Eigentlich will Dr. Maximilian Bloch (Dieter Pfaff) keinen neuen Patienten. Mit Burnout-Syndrom zieht er sich auf die eigene Couch zurück und will einfach nur in Ruhe gelassen werden. © WDR/Frank Dicks
Eigentlich will Dr. Maximilian Bloch (Dieter Pfaff) keinen neuen Patienten. Mit Burnout-Syndrom zieht er sich auf die eigene Couch zurück und will einfach nur in Ruhe gelassen werden. © WDR/Frank Dicks © WDR/Frank Dicks

Ich habe gehört, Sie fahren oft Bahn. Welche Begegnungen ergeben sich daraus?

Dieter Pfaff: Bei längeren Strecken verzichte ich aufs Auto. Ja, ich werde oft erkannt. Dabei passieren ganz witzige Sachen. Ich habe neulich einen Brief von einer Frau bekommen. Sie schrieb mir, dass wir ein wunderbares Gespräch auf Sylt hatten und dass sie gar nicht wusste, wer ich war, bis sie mich in einer Zeitschrift wiedererkannt hatte. Die Sache hatte nur einen Haken: Ich war in dieser Zeit gar nicht auf Sylt.

Wäre Psychologe für Sie eine berufliche Option gewesen?

Dieter Pfaff: Ja, das wollte ich mal werden. Aber dann fand ich die Schauspielerei schöner. Alles, was ich mir ausdenke, kann ich da machen.

Die Grundmelodie der aktuellen Bloch-Folge ist: Der traumatisierte Soldat will seine keine professionelle Hilfe holen – und er steht nicht allein damit. Was hält viele Mitmenschen davon ab?

Dieter Pfaff: Der Soldat denkt, er braucht keine Hilfe. Er hat das im Griff. Und das ist bei vielen Menschen so. Wenn Sie sich einen Knochen brechen, ist die Diagnose eindeutig. Bei Störungen dieser Art, ist das schwerer festzustellen. Helfen kann ein Therapeut nur dann, wenn der Patient sagt: Hilfe.

Bloch (Dieter Pfaff) und der ehemalige Soldat Frank (Jochen Nickel, vorn). © WDR/Frank Dicks
Bloch (Dieter Pfaff) und der ehemalige Soldat Frank (Jochen Nickel, vorn). © WDR/Frank Dicks © WDR/Frank Dicks

Genau das ist das Problem in der Episode. Nicht der Soldat kommt zu Bloch, sondern Bloch kommt zu dem Soldaten. – Wie reagieren Zuschauer auf „Bloch“?

Dieter Pfaff: Bei meiner Agentur rufen täglich Leute an, die sagen, wie wichtig ihnen „Bloch“ ist. Bei dem „Dicken“ ist es übrigens ähnlich. Der Tenor lautet: So einen Anwalt hätte ich gern.

Was verbindet den Therapeuten und den Anwalt?

Dieter Pfaff: In der Episode fragt ein Jugendlicher Bloch, ob er gedient hat, und Bloch antwortet, ich diene der seelischen Gesundheit. Und auch dem Anwalt geht es um die Menschen, er hat ein soziales Gewissen.

Wie wichtig ist ein gutes Ende?

Dieter Pfaff: Es gab beides. Es gab auch das Scheitern des Therapeuten. Für mich ist wichtiger als ein gutes Ende, dass ein „Bloch“ eine Perspektive aufzeigt. Bei den meisten Folgen geht es darum, die Basis zu legen – und die eigentliche Therapie müsste danach beginnen. Denn eine Therapie kann Jahre dauern.