Essen. Am Samstagabend ermittelt Joachim Kròl als Essener Hauptkommissar den Mord an einem jungen Juwelenräuber.
„Wissen Sie, in unserer tannenbewipfelten Wäldern”, schwadroniert die elegante Dame im schönsten Schwyzerdütsch ins Telefon und am anderen Ende verdreht der Kommissar die Augen. Wollte er doch nur wissen, wann der Tatverdächtige zuletzt seine teure Armbanduhr zur Reparatur abgab. Also wiederholt er präzise und distinguiert erneut seine Frage, so wie man es im Ruhrgebiet halt macht: „Hömma, wann wurd' der Wecker das letzte Mal durchgepustet?”
Schon sind wir mittendrin im neuen Lutter-Krimi „Toter Bruder” (Samstag, 20.15 Uhr, ZDF), dem vierten Film der ruppigen Ruhri-Reihe. Diesmal ermittelt Joachim Kròl als Essener Hauptkommissar den Mord an einem jungen Juwelenräuber. Wie auch in den drei bislang ausgestrahlten Folgen, gelten als sichere Bank: a.) die Fußballbank – Lutter-Filme beginnen und enden immer auffem Platz, b.) der Kneipenhocker – die wahren Erkenntnisse kommen den Protagonisten in der passenden Spielerkneipe und c.) die hinteren Plätze – denn die heimlichen Stars der Lutter-Filme sind die Schauplätze. Also ergötzen wir uns an schönen Aufnahmen von der A40, der Kettwiger Straße und Zeche Zollverein. Meine Herren, ist das schön hier!
Dabei ist Lutters vierter Fall leider arg konstruiert: Ein junger Mann wurde beim Juwelendiebstahl ermordet, der Tote erweist sich ausgerechnet als Halbbruder von Lutters Kumpel Sunny Schwecke (Jochen Nickel), der sich äußerst verdächtig verhält.
Überhaupt wirft die Vergangenheit der Familie Schwecke einige Fragen auf, vor allem das Verhältnis der Halbbrüder zu dem zwielichtigen Antiquitätenhändler Kovac. Armin Rohde mimt letzteren mit einer wunderbaren Schmierigkeit und herrlichem osteuropäischen Akzent. Fehlt noch ein Lob für Matthias Koeberlein, Lutters jüngeren Partner, der beseelt vom jungen Papaglück, des öfteren ins Telefon quietscht.
Über fünf Millionen Zuschauer wollten die bisher gezeigten drei Folgen der Krimireihe „Lutter” sehen. Auch diesmal lohnt sich das Einschalten. Da verzeiht man auch die gewagte Kameraführung, deren Drehungen – wie man es im Ruhrpott halt sagt – einen ganz wuschig machen.