Essen. In "Mordshunger" (Samstag, 20.15 Uhr, ZDF) kommt vieles anders, als es zunächst scheint - wie es sich für einen guten Krimi gehört. Als Super-Ermittler ist Joachim Krol allerdings nicht die ideale Besetzung.

Ein unschlagbares Team: Joachim Krol und Matthias Koeberlin in
Ein unschlagbares Team: Joachim Krol und Matthias Koeberlin in "Lutter - Mordshunger". (c) ZDF/Michael Böhme © Michael Böhme

Was wäre der deutsche Wochenend-Krimi nur ohne die Currywurst? Zwischen Waterkant und Mainlinie begegnen uns inzwischen so viele kauende Kommissare, dass der Verdacht naheliegt, der Dachverband der Imbissbuden-Betreiber würde verstärkt auf Produkt-Placement setzen.

Im neuen Lutter mit dem Titel „Mordshunger” (Samstag, 20.15 Uhr, ZDF), spielt die Wurst sogar eine Hauptrolle, denn Gastronom Peter Siegener hat es vom Betreiber der Familien-Imbissbude zum Besitzer eines Sterne-Lokals gebracht. So richtig genießen kann er den kometenhaften Aufstieg aber nicht. Als der erste Stern für den „Goldenen Löwen” mit viel Chi Chi gefeiert werden soll, kommt der Patron mit Verspätung, dafür aber übel zugerichtet hinzu und schmeißt als erste Amtshandlung alle Gäste raus. Am nächsten Morgen wird Siegener tot aufgefunden.

Ein Motiv haben viele

Wie in jedem guten Krimi ist nichts so, wie es anfänglich scheint. Und handfeste Motive für den aufgesetzten Herzschuss haben viele. Opfer- Ehefrau Sophia (Ulrike Krumbiegel) tröstet sich mit dessen bestem Freund (Dietmar Mues), der zugleich sein Wurstlieferant ist und bei ihm mit einer sechsstelligen Summe in der Kreide steht. Bruder Klaus (Uwe Kockisch) wurde einst von ihm über den Leisten gezogen und muss sich nun mit Doppelschichten in der Pommesbude über Wasser halten.

Küchenchefin und Stieftochter Christina (Jasmin Schwiers) wiederum ist überfordert. Den Stern verdankt der Löwe seinem Koch Marcello (Denis Moschitto), ihrem Lover, den Siegener aber mit einem fiesen Trick abservieren will.

Voraussetzung: ein starker Magen

Joachim Krol als Lutter. (c) ZDF/Michael Böhme
Joachim Krol als Lutter. (c) ZDF/Michael Böhme © Michael Böhme

Eine ziemlich trübe Suppe also für Lutter (Joachim Krol) und seinen Assistenten Engels (Matthias Koeberlin), die bei den Dreharbeiten einen starken Magen haben mussten. Gefühlte zehn Currywurst, extra scharf, werden es sein, die das Duo in diesem von Torsten Wacker (Regie) routiniert inszenierten, wendungsreichen und spannenden Streifen verdrücken. Doch trotz der prominenten Besetzung – Karl Marcovics Stockinger darf als Puff-Besitzer Waller mal so richtig böse sein und etwas Essener Lokalkolorit hereinbringen – kommt Lutter nicht an die Klasse von Wilsberg oder diversen Tatort-Krimis heran.

Was allein an Joachim Krol liegt. Der ist ein begnadeter Schauspieler, doch als Super-Ermittler wie schon als Brunetti die falsche Besetzung. Ein melancholischer Bulle ohne richtige Autorität, dem man die Eckkneipe als zweite Heimat und die schrägen Freunde nicht abzunehmen vermag. Lutter kommt rüber wie der Junge, den bei der Mannschaftswahl niemand haben will. Er bleibt stehen.