Essen. Das ZDF schließt die donnerstägliche „Soko"-Lücke mit einem neuen Ableger im Schwabenland. Hauptdarstellerin Astrid M. Fünderich macht als Leiterin der "Soko-Stuttgart" einen Karriere-Sprung.

Und täglich grüßt die „Soko": Mit der „Soko Stuttgart" schließt das ZDF die bisherige Krimi-Lücke am donnerstäglichen Vorabend. Heute um 18 Uhr nehmen die Ermittler um Astrid M. Fünderich ihre Arbeit auf. Für die gebürtige Düsseldorferin ist die Serien-Hauptrolle ein Sprung nach vorn.

Bisher kannten nur wenige Zuschauer den Namen der sportlichen Mimin, die eigentlich Geologin werden wollte. Doch mitten im Diplom brach sie ab. Stattdessen machte Fünderich ihr Hobby zum Beruf: die Schauspielerei. Sie ließ sich ausbilden in London und Los Angeles, schnupperte nebenher die Luft der großen, weiten Welt.

Umso bescheidener waren ihre Rollen lange Zeit, Episoden-Auftritte zumeist, mal bei „Balko", bei „Cobra 11", mal bei „Pfarrer Braun". Und immer wieder zeigte Fünderich ihr Gesicht in der „Soko 51 13", der Blaupause des Erfolgsformates. Jetzt wurde die Wahl-Süddeutsche von der Kölner ZDF-Tochter Network Movie zur Chefin befördert. Brauchen wir mehr Frauen an der Spitze? Astrid M. Fünderich im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ja. Unbedingt." Und wie versteht die neue Fernsehkommissarin ihren Job? „In meiner Rolle arbeite ich meistens mit meinem Team zusammen. Gut, ich habe ein Veto-Recht und kann einiges entscheiden, aber wichtig ist die Mannschaft."

Die Mannschaft ist der Star

Kaum noch Dialekt

Auch wenn das ZDF inzwischen nahezu allen Regionen Deutschlands und obendrein sogar einigen Ecken Österreichs „Sokos" gönnt – Dialekt wird kaum gesprochen. Vielmehr reden die Darsteller schönstes „Tagesschau"-Deutsch. Regional soll's sein, provinziell hingegen nicht.

Bescheidenheit? Mag sein. Aber Fünderichs Antwort verrät auch Cleverness. Auch wenn das ZDF den deutschsprachigen Raum zwischen Köln und Kitzbühel, Weimar und Wien inzwischen mit den unterschiedlichsten „Sokos" beglückt, die Ermittlungen folgen einem Grundgedanken: Die Mannschaft ist der Star.

Hinter diesem Konzept steckt eine graue Eminenz des öffentlich-rechtlichen Unterhaltungsfernsehens: Reinhold Elschot. Zehn Jahre lang bestimmte der 58-Jährige die Geschicke von Network, bevor er kürzlich Hans Janke als Filmchef des Zweiten beerbte. Elschot, Westfale wie Janke, weiß, dass die Ära der genialen Einzelkämpfer längst vorbei ist. Heutzutage sind nur funktionierende Mannschaften wirklich erfolgreich. Nichts weniger als das spiegeln die „Sokos" wieder. Nebenher bindet die Vielzahl der Darsteller ein größeres Publikum, als ein einzelner Star.

Charme und Härte helfen

In Stuttgart steht Chefin Martina Seiffert (Astrid M. Fünderich) einer Truppe vor, die aus Hauptkommissar Joachim Stoll (Peter Ketnath), Polizeipsychologin Anna Badosi (Nina Gnädig) und IT-Jung- spund Rico Sander (Benjamin Strecker) besteht. Zugleich arrangiert sich Seiffert ihrerseits mit Kripochef Kaiser (knurrig: Karl Kranzkowski). Charme und Härte helfen dabei.

Die Fälle sind konventionell, wie gleich die Auftaktfolge „Santa Maria" beweist. Bei einem Mord in einem italienischen Ristorante mit Mafiosi und Amore zu spielen, ist so originell wie der Hinweis, dass der Heilige Abend auf den 24. Dezember fällt. Das Publikum stört es nicht. Die „Sokos" unterhalten im Schnitt vier Millionen Zuschauer – ein Marktanteil von stolzen 20 Prozent. Daran werden die Neuen gemessen. Dafür bringt Fünderich ein Opfer: Die leidenschaftliche Fallschirmspringerin verzichtet vorerst auf ihr Hobby. „Das wäre viel zu gefährlich", gesteht sie, „da geht die Sicherheit der Schauspieler vor. Denn wenn man sich beim Fallschirmspringen verletzt, dann richtig."