Köln. Der ZDF-Chefredakteur wurde mit dem Hanns-Joachim-Friedrich-Preis ausgezeichnet. Seine Zukunft ist jedoch ungewiss. Denn Hessens Ministerpräsident Koch fordert öffentlich Brenders Abgang.
Gestern Abend wurde der ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender geadelt: In Köln nahm er von Laudator Frank Schirrmacher (FAZ) den renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis entgegen. Und bekommt bestätigt, dass er auf Augenhöhe mit journalistischen Vorkämpfern wie Gerd Ruge und Alexander Kluge steht. Schließlich attestiert ihm die Jury, dass er „für Qualität und Unabhängigkeit steht, sich gegen Widerstände durchsetzt” und dass seine „Haltung und die daraus folgenden Handlungen insbesondere jüngeren Journalisten Mut machen, keinem Druck oder Einflussversuch nachzugeben”.
Ob die Freude über die Anerkennung seiner Arbeit bei Brender lange währt, ist fraglich. Denn seitdem Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) öffentlich den Abgang des 60-Jährigen beim ZDF fordert, scheint eine Vertragsverlängerung Brenders mehr als fraglich. Am 27. November soll die seit März verschobene Personalie im ZDF-Verwaltungsrat endgültig entschieden werden. Und da hat die CDU die Mehrheit.
Brender ist der CDU zu frech
Vordergründig argumentiert Koch mit sinkenden Zuschauerzahlen bei den Nachrichtenmagazinen im Zweiten. Doch das ist nicht richtig, weil Koch nicht berücksichtigt, dass „heute” parallel auch auf 3sat ausgestrahlt wird. „Wenn man die Quote dazurechnet, kommt man im Schnitt auf 220 000 Zuschauer mehr als bei RTL aktuell”, errechnete FAZ-Mitarbeiter Stefan Niggemeier. RTL hatte Koch als großen Gewinner angeführt. Außerdem darf die Quote bei einem öffentlich-rechtlichen Sender keine Rolle spielen. Sein Auftrag ist Qualität, ein gehobenes Programm, das unabhängig vom Zuschauerzahlen produziert werden soll. Fernsehkritiker attestieren Brender, dass er ein Garant dafür ist. Hintergründig ist Brender der konservativen CDU zu frech.
Zwischenzeitlich ist Brender nicht mehr die Hauptperson in dem Politspektakel. In den Mittelpunkt rückt ZDF-Intendant Markus Schächter. Noch steht der Chef zu seinem Chefredakteur, hat ihn selber zur Wiederwahl vorgeschlagen. Sollte die CDU Brender schassen und damit auch die Programmautonomie ad absurdum führen, müsste er handeln. Eine Option wäre: Er könnte das Bundesverfassungsgericht anrufen. Die Richter müssten dann klären, ob der Verwaltungsrat einen Kandidaten überhaupt ablehnen darf und ob er der Verfassung entsprechend zusammengesetzt ist. Die Frage ist nur: Traut Schächter sich?