Essen. Erst eins, dann zwei, dann drei – jetzt ermittelt Richy Müller als TV-Fahnder Thorsten Lannert zum vierten Mal am "Tatort" (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) in Stuttgart, als rei'g'schmeckter Schwabe, der aus dem kühlen Hamburg kam. Das Publikum liebt ihn dafür.

Lannert, der harte Hund, zog bisher pro Ausgabe knapp acht Millionen Zuschauer. Wie viel Volk der „Tatort” aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt tatsächlich lockt, hängt vom Wetter ab. Doch egal wie es kommt – der Marktanteil der Erstausstrahlung wird, wie üblich, deutlich über 20 Prozent liegen.

Kein Wunder, dass sich die Konkurrenz nicht traut, dem Quoten-Kracher des SWR ein kostspieliges Angebot entgegenzusetzen. Nach exakt diesem Muster haben die Mitbewerber an diesem Sonntag programmiert: Das Zweite lässt das „Traumschiff” zwischen Chile und den Osterinseln schippern – allerdings in einer Wiederholung von 2002. RTL setzt ebenfalls romantische Billig-Ware. Die US-Komödie „Der Prinz & ich: Die königliche Hochzeit” aus dem Jahr 2006 ist ebenso leicht wie seicht. Sat.1 vertraut, wie so oft, der Zugkraft von „Navy CIS”. Die amerikanische Krimi-Reihe ist in der Quoten-Liste immer gut für einen ordentlichen Mittelplatz.

Körperliche Präsenz

Was aber macht die Faszination von Richy Müller aus? Die Antwort ist klar: seine körperliche Präsenz. Dabei ist Müller, gelernter Werkzeugmacher aus Mannheim, alles andere als ein Schönling. Gedrungen ist er, muskulös, kompakt. Seine blauen Augen wirken wach, Umwelt und Mitmenschen immer im Blick. Der Spätberufene, der sich in Bochum zum Schauspieler ausbilden ließ, wirkt allzeit auf dem Sprung.

Genau das floss in das Rollenprofil des TV-Ermittlers Lannert ein, der verdeckt an der Elbe ermittelte. Lannert – er wirkt wie ein Gegenentwurf seines ebenso bauernschlauen wie behäbigen Vorgängers Dietz-Werner Steck, dessen „Tatorte” Spätzle-Duft umwehte. Hobby-Rennfahrer Richy Müller umweht Benzin-Geruch. Er darf, durchaus im Interesse der beiden Stuttgarter Automobil-Hersteller, fürs Fernsehen Gas geben.

Es knallt im Ländle

Gas geben aber auch Regisseur Thomas Freundner und Drehbuch-Autor Stefan Brüggenthies, die Macher der aktuellen Episode um „Das Mädchen Galina” (Titel), auch wenn die Geschichte auf den ersten Blick konventionell daherkommt. Eine blutjunge Edelprostituierte stirbt. Ihr Zuhälter weiß nichts, ein Politiker, Kunde offenbar, sagt nichts – wäre da nicht seine 16-jährige Tochter (Ulrike Grote), die für Überraschungen sorgt. Im Ländle knallt es, und Lannerts jungen Partner Bootz (Felix Klare) trifft es.

Tatort-Spezial

Für alle Freunde des gepflegten Sonntagsabendskrimi gibt's bei DerWesten ein Tatort-Spezial.

Zum Spezial

Der Grimme-Preisträger Freundner inszeniert seinen ersten Fall für die Stuttgarter mörderspannend – ein echter Hingucker.

Der „Tatort” hat nur einen Nachteil: Die nächste Episode folgt erst im kommenden Jahr. Selten war Warten so hart.