Essen. Bücher haben Konjunktur im Fernsehen. Jetzt fühlt sich auch "Zimmer frei"-Moderatorin Christine Westermann berufen, das geneigte Publikum mit Buch-Tipps zu versorgen. Aber: Hat sie uns am Dienstagabend auch beglückt?

Früher war vieles anders und manches besser. Nehmen wir nur Marcel Reich-Ranicki und sein „Literarisches Quartett”. Sicher, der zornige, alte Kritiker liebte es, als Göttervater auf dem Bücher-Olymp Blitze zu schleudern. Oft, nicht immer traf es die Richtigen. Aber: Reich-Ranicki & Co. nahmen Kritik ernst. Kritik bedeutet beurteilen, dazu gehören auch Verrisse, mit denen Autoren leben müssen.

Seit einiger Zeit stellt das Fernsehen Literatur unter Naturschutz. Bei Heidenreich war das so, bei Fried und Mangold ist es kaum anders. Seit Dienstagabend hat auch Christine Westermann für Bücher ein Zimmer frei. Einmal im Monat plaudert die Moderatorin in „west.art Bücher” mit Dauergast Werner Köhler von der lit.cologne über Schöngeistiges.

Westermanns Pumucklrot sollte „frech” signalisieren. Stattdessen fühlte sich der Auftakt lahm an, farblos. Dem drögen Duo fehlte die Reibungsfläche. Schauspieler Jürgen Tarrach und Autor Wolf Haas retteten das Format davor, wie Valium zu wirken. Unterm Strich aber machte die Sendung keine Werbung für Literatur – sie machte bloß Werbung.