Köln. Am Freitag vor zehn Jahren ging „Wer wird Millionär?” mit Günther Jauch erstmals bei RTL auf Sendung. Seitdem lautet das Motto: 15 Fragen bis zum Hauptgewinn. 15 Fragen, die sich die acht Mitarbeiter der Kölner Firma „Mind The Company” ausdenken.
Sie suchen. Den ganzen Tag. Manchmal auch die halbe Nacht. Meist im Internet. Aber auch auf Papier. „Wir arbeiten noch mit Büchern”, bestätigt „Mind the Company”-Mitarbeiter Carsten Schnieders. Mit dem „Lexikon der TV-Serien” zum Beispiel. Aber auch mit eher trockenem Lesestoff wie „Deutsche Vereine seit 1903”. Viele Fragen finden sie aber auch, wenn sie nicht danach suchen. Beim Auto fahren, spazieren gehen oder einkaufen. Deshalb hat fast jeder stets Papier und Kugelschreiber dabei.
Wer glaubt, eine gute Frage gefunden zu haben, sucht nicht gleich nach der Antwort. Er geht zunächst an den Firmencomputer, in dem mittlerweile weit über 60 000 Fragen schlummern. Nachsehen, ob die Idee hinter der Frage wirklich neu ist. Oft ist sie es nicht. „Drei von fünf hatten wir schon einmal.”, hat Firmenchef Günter Schröder bereits vor einiger Zeit festgestellt. Tendenz steigend. Ist die Frage noch nicht im Firmen-Computer, wird nach der richtigen Antwort gesucht. Zwei Quellen verlangt Schröder von seinen Mitarbeitern. Und die Garantie, dass es nicht irgendwo eine ernstzunehmende Minderheitenmeinung gibt, die etwas anderes behauptet. Gegengecheckt wird stets von Kollegen – nie von dem, der sich die Frage ausgedacht hat.
Weitaus schwieriger als die richtige Antwort sind oft die drei falschen Antworten zu finden. „Gerade bei den Einstiegsfragen ist da Kreativität gefragt”, weiß Schnieders. Schröders Vorgabe lautet: „Die Antworten müssen dicht dran, aber garantiert falsch sein.” Etwa so wie „Warum ist die ...? A: Blondine dumm, B. Forelle stumm, C: Banane krumm; D: Show schon rum.”
Hätten Sie's gewußt?
Auf Konferenzen wird der Schwierigkeitsgrad der Fragen festgelegt. Ist sie 500 oder 500 000 Euro wert? Ein heikles Thema. Schnieders: „Was der eine für kinderleicht hält, ist für den nächsten unlösbar. Da hilft nur Erfahrung.”
Für den Firmenchef sind diejenigen Fragen die besten, die nicht nur schwierig, sondern auch interessant sind: „die den Zuschauer mit etwas füttern, was ihm völlig vertraut ist, wobei er dann aber feststellen muss, er kennt die Antwort nicht”. „Was bedeutet das Borussia in Borussia Dortmund?" war so eine Frage, die auch am nächsten Morgen noch die Nation bewegten. Antwort: Preußen.
Ob es ähnliche Klassiker auch in den Jubiläumssendungen am 11., 18. und 25. September bei RTL gibt, weiß niemand. Der Fragenblock wird erst im Studio zusammengestellt. Per Zufall und mit Hilfe eines Laptops, mit dem sich Schröder in einen abgeschlossenen Raum zurückzieht. Der Rechner sucht die Fragen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden heraus, sorgt aber auch dafür, dass nicht zu viele Fragen aus einem Wissensgebiet vorkommen.
Bleibt für angehende Millionäre nur eine gute Vorbereitung. Blättern in Nachschlagewerken gehört nicht dazu. „Wer weit kommen will", sagt Schnieders, „der sollte lieber jeden Tag Zeitung lesen. Von vorne bis hinten.”