Essen. Im Tatort „Borowski und die Sterne” am 20. September spielt das Multitalent Hugo Egon Balder einen Musiker - und kehrt damit zurück zu seinen Wurzeln. Ein Interview mit dem Schauspieler, Sänger, Autor, Moderator und Kabarettist.
Er ist Schauspieler, Sänger, Autor, Moderator, Kaberettist und . . . Über sein jüngstes Projekt, einen „Tatort”, sprach Angelika Wölke mit Hugo Egon Balder.
Sie sind omnipräsent. Was treibt Sie an?
Hugo Egon Balder: Ich muss immer etwas tun. Sonst werde ich krank. Dann horch' ich in mich hinein und spür hier und da ein Zipperlein.
Balder, still auf der Couch. Ist das möglich?
Balder: Ja. Manchmal. Ganz selten. Im Urlaub.
Jetzt spielen Sie im „Tatort: Borowski und die Sterne” einen Musiker. Wie kam's denn dazu?
Balder: Das war ausgesprochen mutig von Angelina Maccarone. Diese junge Regisseurin hat mich für die ernste Geschichte besetzt, obwohl ich ja eigentlich der Clown bin. Ich spiel' da einen Musiker, habe auch schon einen Song komponiert.
Wobei Musik kein fremdes Metier ist. Sie haben 1968 ja bereits „Birth Control” mitbegründet.
Balder: Stimmt. Und deshalb produziere ich zur Zeit auch eine neue CD. Die kommt im Oktober auf den Markt.
Geht's jetzt zurück zu den Wurzeln, weg vom Komödiantischen?
Balder: Na ja, im Fernsehen ist ja zurzeit nichts wirklich mehr wunderbar.
Wie kommt's?
Balder: Es hat sich vieles verändert in den letzten 20 Jahren. Ich gehöre inzwischen zur alten Garde und beobachte, dass bei den Verantwortlichen in den Sendern der Mut fehlt.
Woran machen Sie das fest?
Balder: Die Sender kaufen vornehmlich Produktionen aus dem Ausland, die nicht wirklich funktionieren. Ich bin übrigens sieben Jahre mit meinem Konzept für „Genial daneben” durch die Gegend gelaufen, und keiner konnte sich vorstellen, dass es funktioniert. Oder: Wäre der damalige Programmdirektor Marc Conrad nicht gewesen, hätte RTL „Samstagnacht” nach der dritten Folge abgesetzt.
Zackig in die Gegenwart. Was nervt heute am TV?
Balder: Die Einfallslosigkeit. Das ist grausam. Irgendwann suchen wir noch die größte Klofrau. Diesen Vorführeffekt kann ich nicht mehr ertragen.
Wobei Sie diesen Voyeurismus durch „Tutti Frutti” doch erst geweckt haben.
Balder: Das ist richtig. Aber damals war das neu, eine Weltsensation. Auf dem Trend kann man aber nicht Jahrzehnte rumreiten.
Haben Sie denn Ideen für neue Formate?
Balder: Nö. So etwas kommt zufällig. Über Nacht. Ich hatte nie einen konkreten Plan.
Was machen Sie, wenn sich der Zufall nicht einmischt?
Balder: Fernsehen brauch' ich nicht unbedingt. Schauspielern kann ich bis 75 und produzieren sowieso. Aber jetzt mache ich erstmal Musik.