Essen. Mit der Reportage aus Großküchen sorgte “Team Wallraff“ im Juni für Aufsehen. Nun hat RTL den Film aus dem Netz entfernt - “aus rechtlichen Gründen“.
Die Vorwürfe waren unappetitlich, und sie sorgten deutschlandweit für Aufsehen: Undercover hatten sich Reporter vom "Team Wallraff" in bei Caterern eingeschleust und die Arbeitsabläufe dort beobachtet. Ergebnis: In der einen Großküche sei eher gemischt und gerührt als gekocht worden, in anderen schien es richtig ekelig zu werden: Schimmelige Gurken und abgelaufenes Hackfleisch seien dort verarbeitet worden, warfen die Reporter dem Unternehmen vor.
Die im Juni bei RTL ausgestrahlte Reportage sorgte für mächtig Wirbel - und für den Sender offenbar auch für rechtlichen Ärger. Wer sich die "Team Wallraff"-Folge online anschauen will, sieht folgenden Hinweis auf der Seite: "Aus rechtlichen Gründen leider nicht verfügbar!"
RTL bestätigt: Beitrag komplett aus dem Netz genommen
RTL habe die Episode aufgrund einer Einstweiligen Verfügung komplett aus dem Netz genommen, berichtet am Freitagabend der Branchendienst kress.de. Die in der Enthüllungs-Reportage vorgeführten Caterer hatten die Vorwürfe bestritten - jetzt hat dem Kress-Bericht zufolge ein Gericht "die Verbreitung von Behauptungen durch RTL in der Sendung verboten".
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Die Fachjournalisten zitieren eine RTL-Sprecherin, die erklärt, dass eine "Bearbeitung und Kürzung des Beitrages auf die gerichtlich streitgegenständlichen Sequenzen zu arbeitsintensiv" gewesen wäre. Deshalb sei er zunächst komplett offline genommen worden. Man behalte sich jedoch vor, "nach Prüfung aller gerichtlichen Unterlagen" gegen die Einstweilige Verfügung vorzugehen "und den Wahrheitsgehalt durch umfangreiches Material entsprechend zu beweisen", erklärte die Sprecherin gegenüber kress.de.
Unternehmer Marseille wittert Manipulation
Dem Bericht zufolge ist der Hamburger Unternehmer Ulrich Marseille gegen den Wallraff-Bericht juristisch vorgegangen. Einer der verdeckten Reporter hatte sich auch in die Großküche einer der Marseille-Kliniken eingeschleust. Speisen seien nicht ausreichend gekühlt gelagert worden, hieß es.
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Marseille sieht in der Reportage "grobe Verstöße der journalistischen Sorgfalt". Kress.de zitiert ihn weiter: "Es klingt schon eher nach Manipulation." Er lasse weitere rechtliche Schritte von seinen Anwälten prüfen.
Auch der Wuppertaler Caterer Vitesca hatte sich gegen die Enthüllungen und Vorwürfe aus der Wallraff-Reportage gewehrt. Das Unternehmen belieferte unter anderem Schulen in Duisburg und Iserlohn sowie Kitas in Schwerte mit Mahlzeiten. Viele Städte kündigten Vitesca nach dem Bericht die Verträge. Behörden konnten im Nachgang allerdings keine Hygiene-Mängel oder gesundheitliche Gefährdung feststellen. (we)