Essen. . Essens Polizeipräsident Frank Richter bezeichnet sich selbst als “Tatort“-Junkie. In unserem Interview macht er den “Tatort“-Realitätscheck.
Frank Richter ist Polizeipräsident in Essen und großer „Tatort“-Fan. Wie nah die Krimiserie wirklich am Arbeitsalltag der Kommissare dran ist, darüber sprach er mit Katharina Kalhoff.
Ist der „Tatort“ ein Pflichttermin im Fernsehen?
Frank Richter: Ich bin ein „Tatort“-Junkie. Wenn ich abends rechtzeitig zu Hause bin, schaue ich die Dritten Programme durch, wo dann die Wiederholungen laufen. Und ich kann mir „Tatort“-Folgen auch mehrmals anschauen. Es ist das Beste, was an Krimiserien läuft.
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Ihr Lieblings-„Tatort“?
Richter: Da gebe ich mal einen Medaillenrang ab. Als Erstes ist es Münster, als Zweites ist es Wien und als Drittes Köln. Von den alten „Tatort“-Serien ist es natürlich Essen, so ein Mann wie Hansjörg Felmy, das war auch noch ein Kommissar alter Art.
Im „Tatort“ geht es meist um Schwerverbrechen. Wie viel macht das in der täglichen Arbeit aus?
Richter: Schwerverbrechen machen viel aus, vor allem weil sie sehr arbeitsintensiv aufzuklären sind. Es wäre schön, wenn wir auch den einen oder anderen Fall innerhalb von anderthalb Stunden lösen könnten. Das ist meistens aber nicht so.
Wie hoch ist die Aufklärungsquote?
Richter: Was Mordfälle angeht liegen wir bei einer Quote von 98 Prozent. Das lässt den Menschen keine Ruhe, den Täter nicht gefasst zu haben. Hier wird wirklich mit absolutem Hochdruck gearbeitet. In der Regel passt das dann auch wieder mit dem „Tatort“. Am Ende siegt das Gute.
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Wie sieht die Arbeit wirklich aus, was trifft zu, was nicht?
Richter: Leider sieht die Realität häufig sehr viel grausamer aus, als in einem „Tatort“. Man muss auch durchaus das eine oder andere abkönnen. „Tatort“ ist gute Krimiunterhaltung. Der „Tatort“ lebt von den Figuren, die nicht immer etwas mit der Realität zu tun haben. Aber größtenteils sieht die Arbeit sehr viel kleinteiliger aus, aber es ist nicht schlecht gemacht. Das muss man einfach sagen.
Wie sind die Arbeitszeiten tatsächlich?
Richter: Selbstverständlich achtet man nicht so auf die Uhrzeit, wenn ein Kapitaldelikt vorliegt. Aber die Kollegen arbeiten nicht immer nur nachts durch und schlafen im Büro und ernähren sich nur, hoffe ich jedenfalls, von der Currywurstbude. Entscheidend ist, Polizeibeamter oder auch Kriminalist zu sein ist eine Berufung und kein Job.
Wird sachlich alles richtig dargestellt?
Richter: Wenn ich immer genau auf die sachlichen Aspekte schauen würde, na ja. Aber das muss man da auch ausblenden, man will ja auch unterhalten werden. Da darf man nicht auf jede Kleinigkeit achten. Die Charaktere müssen Typen sein, über die man denkt, die möchte ich nicht einmal als Nachbarn haben. Wenn sich ein Mitarbeiter das „Tatort“-Gucken als Fortbildung aufschreiben lassen wollen würde, das würd’ ich nicht gelten lassen.
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Wünschen Sie sich noch etwas für den „Tatort“? Was fehlt Ihnen?
Richter: Essen als Drehort wäre natürlich toll und spannend, weil es eine Stadt ist, die ausgesprochen bunt ist, die Tradition hat, die Werte hat und eine Vielzahl von Drehmöglichkeiten bietet. Eine bessere Visitenkarte gibt es nicht. Ich will zwar jetzt nicht unbedingt mit Berlin und Hamburg konkurrieren, aber wir sind knapp dahinter. Wenn ein Regisseur eine gute Kulisse haben will, wir helfen gern dabei.