Berlin. Kinder, die zu früh auf die Welt kommen, sind erstmal Sorgenkinder. Die dreiteilige Vox-Doku zeigt, dass das nicht so bleiben muss.

"Frühchen" werden sie liebevoll genannt - die Kinder, die vor der 24. Schwangerschaftswoche geboren werden. Jährlich kommen weltweit 15 Millionen Babys zu früh auf die Welt, allein in Deutschland jedes elfte; 8000 davon werden vor der 30. Woche geboren.

Die Überlebenschancen dieser Kinder, die manchmal nur ein paar hundert Gramm wiegen, tendierten früher gegen null. Doch sie werden dank der modernen Medizin immer besser. Die dreiteilige Dokumentation "Frühchen - Ein kleines Wunder" am Dienstag auf Vox gibt Einblicke in das schwierige Leben mit Frühgeborenen.

Besondere Schwierigkeiten im Alltag

Für die Sendung wurde deutschlandweit in sieben Kliniken mit Neonatologie-Stationen gedreht, wo erfahrene Mediziner einen Einblick in die rasanten Fortschritte der Medizin geben. Zunächst geht es einmal um nüchterne Tatsachen: Durch die zu frühe Geburt finden wichtige Entwicklungsprozesse des Gehirns eines Babys nicht im geschützten Mutterleib statt, sondern in einem Brutkasten auf einer Intensivstation.

Computertomographien zeigen dabei deutliche Unterschiede: Die häufigsten Folgen einer Frühgeburt sind Defizite in der Entwicklung, Störungen in der Motorik und bei der Aufmerksamkeit. Diese Kinder haben besondere Schwierigkeiten im Alltag, die oft erst dann auffallen, wenn sie in den Kindergarten oder in die Schule kommen.

Vox-Dokumentation begleitet zehn Familien

Die Vox-Dokumentation begleitet zehn Familien mit ihren Frühchen, teilweise schon vor der Geburt im Kreißsaal bis hin zur Entscheidung der Ärzte, die Babys ganz in die Fürsorge der Eltern zu geben, und teilweise auch in der ersten Zeit zuhause.

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Mirjeta Murseli hat in der 29. Woche gleich Drillinge bekommen, die lediglich zwischen 800 und 900 Gramm wiegen. Die Mutter kann ihre Kleinen fast drei Monate lang nur unter medizinischer Aufsicht beim "Kangarooing" (Nähe durch Körperkontakt) in die Arme schließen, weil sie in sogenannten Säuglingsinkubatoren aufgepäppelt werden müssen. Familie Kokollari aus Magdeburg hat elf Wochen zu früh ebenfalls dreifachen Nachwuchs bekommen und bangt um die Gesundheit von Lena, die eine Gehirnblutung erlitten hat.

Dr. Franziska Rubin (45, "Hauptsache gesund", MDR) ist Ärztin, Moderatorin und Buchautorin - sowie selbst Mutter zu früh geborener Zwillinge. Sie kommentiert die Sendung mit fachlichem Wissen und einem großen Schatz an persönlicher Erfahrung: "Wir werden in den nächsten Jahren immer mehr Frühchen sehen. Dieser Trend wird weiter zunehmen, denn viele Frauen sind heutzutage älter, wenn sie Kinder bekommen. Außerdem entstehen durch künstliche Befruchtung öfter Mehrlinge. Es ist für Eltern gut zu wissen, was durch ein Frühchen auf sie zukommt - das ist das A und O."

Familien in einer der emotionalsten Phasen ihres Lebens

Vox-Chefredakteur und -Unterhaltungschef Kai Sturm (54) sagt im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur über die Sendung: "Wir zeigen Familien in einer der emotionalsten Phasen ihres Lebens. Zum einen wollen wir porträtieren, mit welchen Ängsten und Problemen sich Frühchen-Eltern konfrontiert sehen - zum anderen zeigen wir die faszinierende Entwicklung von Frühgeborenen und den hohen Stand der medizinisch-technischen Forschung auf deutschen Frühgeborenen-Stationen. Alle beteiligten Familien können am Ende des bis zu einjährigen Betrachtungszeitraumes ihre gesunden Kinder mit nach Hause nehmen."

Festzuhalten bleibt nach dieser gefühlvollen, aber auch erstaunlich sachlichen und informativen Sendung: Zu früh geborene Kinder haben einen mühsameren Weg in ein eigenes Leben, sie kämpfen mit aller Kraft und großem Überlebenswillen darum, es zu bestehen.

Das haben sie ich nicht ausgesucht, aber es macht sie stärker als viele andere. Wichtig ist, dass alle Menschen in seinem Umfeld ein solches Kind akzeptieren, es unterstützen und fördern - und zwar so, wie es ist. (dpa)

Dienstag, 21. Juli, Vox, 22.15 Uhr