Essen. Volksabstimmung, leere Geldautomaten, drohende Staatspleite - im Thema Griechenland ist jede Menge Pfeffer. Bei “Günther Jauch“ prallten ein Ex-Gastarbeiter und ein Ex-Regierungschef frontal aufeinander.
Das hat selbst Viel-Talker Wolfgang Bosbach nicht geschafft: An zwei Sonntagen hintereinander zu Günther Jauchs sonntäglicher ARD-Runde eingeladen zu werden. Theodoros Paraskevopoulos - Wirtschaftsforscher und Berater der griechischen Syriza-Regierung - ist dieses Kunststück gelungen. Erneut wurde der ehemalige AEG-Arbeiter in Deutschland dort aufgeboten, um den Kurs der Regierung Tsipras zu erklären. Seine Linie: An der dramatischen Misere in Griechenland haben alle Schuld - außer den Griechen.
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Die Welt, oder wie Paraskevopoulos sie sieht: Die Kreditgeber? Machen "keine Zugeständnis" an Athen, sondern werfen den Griechen stattdessen "einen Rettungsring aus Blei" zu. Die Tsipras-Regierung hat die Verhandlungen verlassen? "Am Montag wird weiterverhandelt." Die Zeit läuft ab? "Das ist nicht die Schuld der griechischen Regierung." Athens Sonderrolle? "Wir stehen auch für die anderen Länder in Europa, die leiden." Und im übrigen habe die ARD mit ihrem "Blickpunkt" zur Krise eine gemeine "Propaganda-Sendung" abgeliefert. Alles klar?
Jauch-Gast Stoiber: Euro-Partner müssen Griechen aus dem Euro "hinausbegleiten"
Diese Sicht auf die Dinge hatte Paraskevopoulos bei Jauch exklusiv. Da rutschte Edmund Stoiber immer unruhiger auf seinem Stuhl herum. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident, der nach seinem Rücktritt ein paar Jahre in der Rolle des EU-Bürokratiebeauftragten zu sehen war, legte sich derart ins Zeug, mit viel Ähhs und ausladender Gestik, dass man sich an die Zeiten seiner legendären Transrapid-Rede erinnert fühlte. Die Euro-Partner müssten die Griechen "hinausbegleiten" aus dem Euro, Athen solle "eine eigene Währung" einführen. Stattdessen wollten die Griechen "ein Umverteilungs-Europa: Die anderen sollen die Haftung übernehmen für Ihre Schulden". Das sei auch den deutschen Steuerzahlern nicht zuzumuten, wetterte Stoiber. Und überhaupt, "jetzt ähh lassen Sie mich mal ausreden!".
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Die insgesamt zwar muntere, aber wenig erhellende Diskussion, so meinte Gastgeber Jauch, lasse erahnen, wie groß die Kluft zwischen Griechenland und den anderen Euro-Staaten sein müsse. Vor allem aber ließ die Debatte eine Ahnung zu, wie unerquicklich und unergiebig die Verhandlungen zwischen der griechischen Regierung und ihren Kreditgebern verlaufen sein müssen. Man darf wohl dankbar sein, nicht dabeigewesen zu sein.
Keine Erkenntnis für Griechenland-Urlauber
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Anja Kohl, die in der ARD unermüdlich die Börsenexpertin gibt, blieb es vorenthalten, die Erkenntnis des Abends zu liefern. Von Jauch gefragt, ob man denn als deutscher Griechenlandurlauber auf Kreta und Rhodos mit Einschränkungen rechnen müsse, etwa beim Bezahlen mit Kreditkarten oder am Geldautomaten, gab Kohl zum Besten: "Das sind Fragezeichen, wo keiner reinguckt. Da steckt man dann drin." Besser hätte man die Sendung nicht zusammenfassen können.