Köln. . „Daten her“ zeigt auf ebenso unterhaltsame wie eindringliche Weise, wie im Internet Informationen gesammelt werden.
Für viele Menschen vor allem für jüngere, gehört das Internet längst zum Alltag. Always On, lautet ihr Motto – immer im Netz. Surfen, was die Flatrate hergibt. Um die nächste Zugverbindung zu erfahren, Nachrichten abzurufen oder um einfach nur nachzuschauen, was die Freunde so treiben. Auf Seiten wie Facebook, mit Programmen wie Whats’App. Auf der Arbeit, dem Heimweg, dem Sofa. Auf dem Computer, dem Tablet, dem Smartphone. „Kostet ja nichts“, heißt es. Oder doch?
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„Daten her, was du im Netz wert bist“, heiß die Dokumentation, die dieser Frage nachgeht. Eins vorweg: wer „Chrome“ für ein Metall hält und bei „Amazon“ an einen Fluss denkt, der wird nicht viel verstehen in diesen 45 Minuten, obwohl die Macher sich mit Illustrationen und verständlich redenden Experten – auch aus dem Silicon-Valley – bemühen, die Dinge so einfach wie möglich zu halten.
Alle anderen aber dürften schnell ins Staunen geraten. Denn die Reportage, die recht harmlos anfängt mit einer Netzparty, auf der die Autoren das Leben ihrer geladenen Gäste nur anhand von Facebook-Likes durchleuchtet haben, zeigt im Laufe der Zeit eindrucksvoll, was Daten bewirken können, die man wissentlich – immer öfter aber auch ohne es zu ahnen – im Laufe der Zeit preisgibt.
Keine Panikmache sondern Aufklärung
Zielgruppengerecht kommt der Film nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daher. Und die Macher verteufeln das Netz auch nicht, sie zeigen nur auf, wozu es bei aller Nützlichkeit fähig ist. Und dabei müssen sie nicht mal auf die dunkle Seite des Webs wechseln. Hier wüten keine Hacker, sammelt keine NSA. Hier werden keine „gut informierten Kreise“ zitiert, keine aussagewilligen Datendiebe mit verstellter Stimme bemüht. Ist auch gar nicht nötig, denn alles, was in dieser Dreiviertelstunde gezeigt wird, ist legal. Bisher.
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Es geht dem Film nicht darum, Panik zu schüren, er führt nur vor, was passieren kann. Verschiedene Preise für ein und dasselbe Produkt, abhängig von dem Gerät mit dem man es bestellt? Heruntergestufte Kreditwürdigkeit, weil man in den falschen Geschäften mit seiner Kreditkarte bezahlt hat? Alles längst Realität. Ja, die meisten der vorgestellten Fälle sind noch eher die Ausnahme als die Regel, viel kleiner macht das die Gefahr aber kaum.
Nur wer den Stecker zieht, ist sicher
Wer sich auskennt mit der Thematik, der wird manches schon wissen, einiges schon gesehen haben. Doch das hilft kaum gegen das unheilvolle Gefühl, das einen nach 45 Minuten beschleicht. Zum einen, weil man einen Blick in eine Zukunft geworfen hat, in der vieles besser, einiges aber auch sehr bedenklich ist. Vor allem aber, weil man selbst bei größter Zurückhaltung mehr über sich verrät, als man auch nur ansatzweise ahnt.
Im Grunde hilft es nur, den Stecker zu ziehen. Aber um es angelehnt an Loriot zu sagen: Ein Leben ohne Internet mag möglich sein, für meisten Menschen allerdings wäre es mittlerweile sinnlos.
Fazit: Modern gemacht, trotz des ernsten Themas unterhaltsam aufbereitet. Eine Doku, bei der man gerne dranbleibt und die noch dazu nachdenklich stimmt.
WDR, 20.15 Uhr