Köln. Bei „Schlag den Raab“ hat erstmals eine Frau gewonnen. In den Sozialen Netzwerken war die 27-jährige Ärztin Maria jedoch zunächst durchgefallen.

Mit dem zweiten Zug schnipste sie den „Floh“ aufs Holz. Aus der kleinen gelben Plastikmünze in ihrer Hand hatte Maria Kleinebrahm aus Hannover 1,5 Millionen Euro gemacht und nach über fünf Stunden Sendezeit deutsche TV-Geschichte geschrieben. Als erste Frau gewinnt sie „Schlag den Raab“. Vor ihr hatten neun Herausforderinnen vergebens gegen Showmaster Stefan Raab um den Jackpot gekämpft. In einer irren Schlussphase bewies die 27-Jährige einen kühlen Kopf und feierte eine unglaubliche Aufholjagd.

Mit Altpapier holt Maria die "Schlag den Raab"-Zuschauer auf ihre Seite

Einer Kiefer- und Gesichtschirurgin? „Die würde gut passen“, hatte Kommentator Frank Buschmann im Scherz richtig vorhergesagt, welcher der fünf Teilnehmer das Rennen im Telefonvoting machen würde, um gegen den Hausherren anzutreten. Ganz anders sah das Bild in den Sozialen Netzwerken aus: Auf Twitter und Facebook war die Ärztin wegen ihres Geschlechts von vorneherein durchgefallen. Das würde ein kurzer Abend werden, lautete der Tenor.

Sie sollten danebenliegen: Erst um 1:21 fiel der Konfettiregen von der Studiodecke, was jedoch auch den insgesamt 75 Minuten Werbung geschuldet war, sowie der üblichen Promotion für Raab-Brettspiele, Raab-Apps und Raab-Eisfußball. Selbst der erste Musikact, Stefanie Heinzmann, ist ein Produkt des Kölner Entertainers: Er entdeckte die Sängerin 2007 im Rahmen seiner Castingshow „SSDSDSSWEMUGABRTLAD“.

Stefan Raab war eher Bezirksliga als Beckham

Mit ihrem Sieg im dritten Spiel, „Altpapier“, erntete Maria erste Sympathiebekundungen. Sie hatte eine bessere Technik gewählt, um sechs leere Umzugskartons in die blaue Abfalltonne zu bekommen. Gefühl im Fuß bewies keiner der beiden Protagonisten beim anschließenden Freistoßschießen. Von fünfzehn Versuchen landeten fünf Raab-Schüsse im Netz, immerhin zwei mehr als Maria. Doch der gelernte Metzger war dabei eher Bezirksliga als Beckham. Sichtlich mehr in seinem Element war der 48-Jährige beim Gabelstaplerfahren, das einen Hauch von „Wetten dass...?“ versprühte und er ebenfalls für sich entschied. Marias Ladung war vor der letzten Kiste umgekippt.

Den Songtext zu „Atemlos“ sortierte Raab bei Spiel 6 besser ein als das Geburtsjahr von Claude Monet. Nur kurz aus der Puste brachte ihn Marias erfolgreiche Aufholjagd beim darauffolgenden „Ubongo“, eine Art dreidimensionalem Analog-Tetris. Im Vorstellungsvideo hatte die Brünette angegeben, neben ihrem Job noch zu studieren, Sport zu treiben und Tennis zu spielen (woher nimmt sie bloß die Zeit?), doch beim kleineren Ping Pong musste sie sich gegen den Hausherren geschlagen geben. Immerhin ging die Hannoveranerin an der grüne Platte erstmals aus sich heraus, brüllte laut „nein“ und haute frustriert vergebene Bälle durchs Studio. Ihr erster Return traf Raab genau an der Leiste. „Nicht entschuldigen! Genießen, wenn es ihm weh tut“, rief Buschmann aus der Kabine. Ein Kommentar hinter dem durchaus Wahrheit steckte.

Maria meldet sich nach „Hovertrax“ zurück

„Sie ist so lieb, sie ist so nett, sie ist so freundlich“, wiederholte „Buschi“ wenig später, mehr Galle sei nötig, um gegen Raab zu bestehen. Am Ende triumphierte die Herausforderin mit ihrer Ruhe. Insgesamt war Maria Raab zu dem Zeitpunkt bei vielen Matches dichter auf den Fersen, als es der Zwischenstand aussagte. Kaum ein Spiel gewann der Showmaster haushoch. An seine Schmerzgrenze musste Raab bis dahin allerdings nicht gehen, auch wenn „Sätze merken“ (Spiel 9) ihn sichtlich vor große Herausforderungen stellte – trotz jahrzehntelanger Moderationserfahrung.

Ihre Sternstunde hatte Maria bei „Hovertrax“, ausgerechnet einem motorisierten Wettrennen, die für gewöhnlich als Raabs Paradedisziplinen gelten. Alle drei Durchgänge gewann sie auf dem stiellosen Pedalo-Segway, auf dem sie eine wesentlich sichere Figur machte. Zwar brachte Raab im Anschluss „Blamieren oder Kassieren“ erwartungsgemäß deutlich nach hause, doch „Hovertrax“ stellte den Wendepunkt für die Medizinerin dar, die sofort danach bei „Röhren“ punktete – wenn auch dank Raabs hoher Fehlerquote beim Balancieren des Balles von Rohr zur Rohr übers Studiolinoleum.

Die Spannung war wieder da: Chancenlos unterlag Maria zwar beim Geographie-Quiz „Wo liegt was?“, bei dem sie Kopenhagen auf Höhe von Köln lokalisierte und die Ardennen in Spanien setzte. Auch beim Leitergolf lag sie zunächst weit zurück und der Millionengewinn schien endgültig fort, doch mit einem sensationellen Schlussspurte drehte sie nicht nur das Duell, sondern stellte die Sendung komplett auf den Kopf. Sie blieb cool wie am OP-Tisch als bei den finalen Spielen die fetten Punkte vergeben wurden, selbst als Raab mit seinen Späßen Sekunden vor der Entscheidung versuchte, sie zu verunsichern. Doch Maria war es, die am Ende zuletzt lachte und auch die Zuschauer im Netz verblüffte.

Liste: Diese 15 Spiele gab's bei "Schlag den Raab"

Stundenlang kämpfte Ärztin Maria am Samstag mit Stefan Raab um den Sieg. Durch diese 15 Spiele mussten sich die beiden Kontrahenten kämpfen:

  1. BALANCE BALL Megaversion des Geduldsspiel aus dem Ärztevorzimmer: Kugeln müssen  auf einem kreisrunden Bord in Mulden balanciert werden. Knapper Sieg  für Stefan Raab. Der erste Punkt geht an den Entertainer. 
  2. FEHLERBILDER Wer erkennt die Fehler in den auf dem Pult dargestellten Bildern  schneller? Stefan Raab! 3:0. 
  3. ALTPAPIER Sechs leere Umzugskartons müssen in eine blaue Tonne entsorgt werden. Wer alle Kartons als erster in der Tonne untergebracht hat, gewinnt.  Maria hat die bessere Technik. Ausgleich! 3:3. 
  4. FREISTOSS Freistoßtraining um 1,5 Millionen Euro: Freistöße müssen über eine  Mauer aus Pappfiguren in ein Fußballtor versenkt werden. Maria  schießt ein Traumtor, Stefan gewinnt. 7:3 für den Entertainer. 
  5. GABELSTAPLER Sechs Kisten müssen mit einem Gabelstapler nacheinander jeweils  aufeinander gestapelt werden. Klarer Sieg für Stefan Raab. 12:3. 
  6. SORTIEREN Vorgegebene Begriffe müssen sortiert werden. Beispiel: Sortiere die  angegebenen Tiere nach ihrer Größe. Stefan Raab baut seine Führung  aus. 18:3. 
  7. UBONGO Die Kontrahenten müssen mit Spielklötzchen die vorgegebene  dreidimensionale Form nachbauen. Maria gibt nicht auf, gewinnt. Nur  noch 18:10. 
  8. TISCHTENNIS Tischtennismatch mit zwei Gewinnsätzen. Stefan Raab souverän. 26:10. 
  9. SÄTZE MERKEN Konzentration, bitte: Ein Satz wird eingeblendet und muss fehlerfrei wiederholt werden. Wer ihn sich schneller einprägen und aufsagen  kann, gewinnt. Das ist Stefan Raab. 35:10. 
  10. HOVERTRAX Ungewöhnliches Fahrgerät: Ein Hovertrax ist eine Art Skateboard auf  zwei seitlichen Rädern, das sich allein mit Gewichtsverlagerung  beschleunigen und steuern lässt. Wer absolviert den Parcours  schneller? Maria! Noch 35:20 für Stefan Raab. 
  11. BLAMIEREN ODER KASSIEREN Auftritt Elton: Der Wissensklassiker bei "Schlag den Raab". Stefan  Raab lässt sich die Punkte nicht nehmen. 46:20 für den Entertainer. 
  12. RÖHREN Ein gelber Ball muss mit Hilfe einer Röhre durch einen Parcours  bewegt werden. Die Kugel darf nicht den Boden berühren. Wer ist  schneller? Maria kämpft! Noch 46:32. 
  13. WO LIEGT WAS? Wo liegen die gesuchten Orte in Europa? Wer tippt genauer? Klare  Sache: Raab. 59:32. 
  14. LEITERGOLF Matchball für Stefan Raab. Wer wirft mit Bolas genauer auf eine  Leiter mit der Sprossen? Maria wehrt ab. Nur noch 59: 46. 
  15. FLOHHÜPFEN Entscheidungsspiel: Ein Plastikchip muss mit Hilfe eines zweiten  Chips in ein Schälchen geschnippt werden. Wer ist schneller? Maria!  Die erste Frau in der Geschichte von "Schlag den Raab" gewinnt 1,5  Millionen Euro!