Essen. Ein stark besetzter ZDF-Film mit Jan Josef Liefers, Henry Hübchen und Gudrun Landgrebe - und doch zeigt „Der Mann ohne Schatten“ manche Schwäche.
Jan-Josef Liefers, Henry Hübchen und Gudrun Landgrebe spielen die Hauptrollen. Der Schauplatz Kuba liefert unwahrscheinlich schöne Bilder, und die Geschichte dieses Filmprojekts erzählt eine der unglaublichen Verwicklungen aus dem Spannungsfeld deutscher Verirrungen. Da kann nun wirklich nichts mehr schief gehen, denkt man, und irrt: „Der Mann ohne Schatten“ ist trotz bester Voraussetzungen ziemlich daneben gegangen.
Da fragt man sich natürlich warum. Fing doch eigentlich viel versprechend an. Der Berliner Anwalt Joachim Vernau (Liefers) wird von einer schönen Dame (Landgrebe) mit einem mysteriösen Auftrag bedacht. Wegen einer Erbsache soll er den verschwundenen Bruder aufspüren, der sich vor mehr als drei Jahrzehnten nach Kuba abgesetzt haben soll.
Befremdliches Klischee-Havanna
Im Hollywood-Vorbild rollt Humphrey Bogart in solch einem Fall vor einer düsteren Schwarz-Weiß-Kulisse die erloschene Kippe zwischen den Lippen, knurrt „Kein Interesse, Lady“, und wir rutschen erwartungsvoll auf dem Sessel nach vorn. Liefers etwas abgerissene Vernau-Karikatur dagegen macht sich eilfertig auf in die Karibik, weil die Büroräume dringend renoviert werden müssen – was uns dann auch in den folgenden 90 Minuten immer wieder mit ziemlich müden Gags unter die Nase gerieben wird.
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Havanna ist so, wie man es zu kennen glaubt: bröckelnde Fassaden und verblühte Taxi-Chauffeusen, die mit einer dicken Zigarre im Mund den rostigen Straßenkreuzer steuern. Alles ziemlich befremdlich, vor allem, wenn sich bei der Hauptfigur die Spanisch-Kenntnisse noch im Wörterbuch verschanzt halten.
Die schöne Fremde
Wie erwartet, meldet sich aber in der plüschigen Absteige umgehend eine schöne Fremde und stellt ruckzuck den Kontakt zum gesuchten Bruder (Hübchen) her und hastdunichtgesehen sind die Erbschaftsdokumente schon unterschrieben. Das ist aber natürlich nur der Anfang. Es folgt eine geschlagene Stunde, in der mit größtmöglicher Umständlichkeit eine konfuse Geschichte entwirrt werden soll. Ab und an wird nach Berlin umgeschaltet, wo die verwaiste Rechtsanwaltspraxis derweil mit ausgesucht scheußlichen Tapeten verunziert wird, hehehe, oder in eine Köpenicker Eckkneipe, wo die großartige Leslie Malton ziemlich unterfordert Bier zapfen muss.
Als alles der Aufklärung zustrebt, wird die Geschichte des Mannes ohne Schatten sicherheitshalber mehrfach in aller Breite erklärt, und zwar im Dialog, nicht etwa durch Bilder und Handlung, was Drehbuch und Dramaturgie stets einen Eintrag im Armutszeugnis sichert.
Fazit: Eine verschenkte Chance. Der Film kann sich einfach nicht entscheiden, ob er Agentenkrimi, Komödie oder Vorabend-Jux sein will. Die eigentlich spannende Geschichte um ein Schicksal zwischen Studentenrevolte und Stasi-Verstrickung wird so langatmig und konservativ ausgebreitet, dass auch hervorragende Schauspieler und exotischer Schauplatz das Projekt nicht retten können.
ZDF, 20.15 Uhr