Essen. Schon seit 20 Jahren ist Maria Ketikidou auf Ganoven-Jagd - nur Jan Fedder ist länger im Dienst. Bekannt wurde sie mit dem Ruhrgebietsfilm „Heartbreakers“. Ihre Rolle im ARD-Vorabend sei so anspruchsvoll, dass es ihr nie langweilig geworden ist.

Heute nimmt der Ede wieder Reißaus. Weil der Schutzmann ums Eck kommt. Soll heißen: Es gibt neue Folgen vom Großstadtrevier (ARD, 18.50 Uhr). Seit 30 Jahren wird dort nun schon ermittelt. 20 Jahre davon ist Maria Ketikidou dabei – nur Jan Fedder ist länger im Dienst. „Ich habe das gar nicht so gemerkt“, sagt die 48-jährige. „Die Jahre sind einfach so zusammengekommen.“

Die Zeit fliegt halt, wenn man Spaß hat, wie die Engländer sagen. Das kann Ketikidou nur bestätigen. „Was ich mache, fühlt sich nicht an wie Arbeit. Das ist ein geiler Job.“ Und das nun schon so lange.

Lieblingsstadt: Hamburg

1994 ist sie erstmals in die Rolle der Zivilfahnderin Hariklia „Harry“ Möller geschlüpft. Eine Figur, die sie mag, mit deren Schwächen und Macken sie sich „durchaus identifizieren“ kann, auch wenn Harry anders ist als Ketikidou. „Viel besonnener als ich, nicht so ein Bauchmensch“, sagt die Tochter griechischer Eltern, die in Hagen geboren wurde, in Itzehoe aufwuchs, heute aber nur in einer Stadt leben möchte: „Hamburg. Diese Stadt kann man jeden Tag neu entdecken. Es gibt so schöne, malerische Flecken.“

Dort hat sie ihre Freunde, geht sie vor die Tür. Ungerne zu offiziellen Anlässen, lieber in einen Club, um dort aufzulegen. „Funk oder Blues, solche Sachen.“ Damit kennt sie sich aus, schließlich wollte sie früher gerne Musik-Journalistin werden. Am Ende aber wird die zierliche Frau mit den schwarzen Locken Schauspielerin. Mit dem Ruhrgebietsfilm „Heartbreakers“ wird sie bekannt, in der TV-Serie „Sterne des Südens“ bekommt sie ihre erste große TV-Hauptrolle. Dann wechselt sie zur Hamburger TV-Polizei, für die sie nun schon lange Dienst schiebt.

Wenn man in eine Schublade gesteckt wird

Natürlich weiß sie, dass es gleichzeitig Fluch wie Segen ist, eine Rolle über so lange Zeit zu spielen. Auf der einen Seite kann man seinen Charakter in aller Ruhe entwickeln, kann ihr immer neue Facetten geben. „Bei uns ist keine Figur nur perfekt oder immer gut.“

A uf der anderen Seite steckt man natürlich irgendwann in einer Schublade. Es gibt dann auch Leute, die glauben, Ketikidou habe zu wenig aus ihren Möglichkeiten gemacht. Sie selbst sieht das anders. Sie sei halt kein Mensch, der rücksichtslos die Ellenbogen ausfahre, um weiter zu kommen. Zumal sie sich ja wohl fühlt, da wo sie ist. „Ich muss um nichts mehr kämpfen, niemandem etwas beweisen.“

Die Frau, der die Zuschauer vertrauen

Und überhaupt, stellt sie klar, habe das Großstadtrevier sich ja ständig verändert in all den Jahren, in denen sie dabei ist. „Es ist ein Spiegel der Gesellschaft.“ Und auch immer noch eine Herausforderung für Ketikidou, die das, was sie macht, stets perfekt machen will. „Gerade in der neuen Staffel, gibt es Drehbücher, die haben die Qualität von Fernsehfilmen“, schwärmt sie.

Ketikidou ist eine, der die Zuschauer vertrauen. Weil sie wirkt, wie eine von ihnen. Bodenständig, ehrlich. Wie eine, der man sein Auto anvertrauen würde und sogar sein Geld. Wahrscheinlich ist ein großer deutsches Geldinstitut auch deshalb vor kurzem darauf gekommen, sie als Gesicht für eine neue Werbekampagne zu verpflichten. Ausgerechnet eine Griechin, wo doch die Griechen nicht im Ruf stehen, mit Geld umgehen zu können.

Aber für die Deutschen ist sie gar nicht eine typische Griechin, Für sie ist sie die „Harry vom Großstadtrevier“. „Ich werde auf der Straße immer wieder so gerufen.“ Und wie sieht sie sich selber. „Ich habe die griechische Staatsbürgerschaft“, sagt sie. Zu sehen bekommt sie die Heimat ihrer Vorfahren aber nur, wenn sie dort mal Urlaub macht. Was sie nicht weiter stört: „Im Grunde meines Herzens“, hat Ketikidou festgestellt, „bin ich deutsch.“