Frankfurt. Der Autor Clemens J. Setz hat mit „Die Frequenzen” ein verschlungenes Familiendrama geschrieben

Deutscher Buchpreis 2009

Selten geworden sind jene Bücher, aus denen man einzelne Sätze sogleich vorlesen möchte, und wenn nur dem Nachbarn im Zug. Clemens J. Setz Zweitlingswerk, „Die Frequenzen” (Residenz, 718 Seite, 24,90 Euro), ist so ein Buch; es steht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.

Verblüffend belebt ist die Welt des jungen, 1982 geborenen Grazer Autors: Parkbänke versuchen Menschen zu trösten, Hunde sprechen, Schlingpflanzen im Garten trachten sich nach dem Leben, angebissene Äpfel „schaukeln wie in Trance” auf einem Sitz im Bus hin und her. Sprachlich spielerisch entwirft Setz eine ausufernde Geschichte, die dennoch mit wenigen Figuren auskommt: Walter, laienschauspielernder Sohn eines Architekten. Alexander, Altenpfleger. Valerie, Therapeutin. Deren Eltern, Geschwister. Letztlich erhält Walter einen seltsamen Job als fiktiver Verrückter in Valeries Gruppensitzungen. Alexander wird Valeries unglücklicher Geliebter.

Familienroman

Schon der Titel des Romans spielt an auf die Mutter aller Familienromane, „Die Korrekturen” von Jonathan Frantzen, und tatsächlich ist dies im Kern ein Familienroman – der erzählt von Verstrickungen, Ketten und -reaktionen. Daneben aber geht es um Gewalt, Sex und Liebe (in dieser Reihenfolge), um die Leiden der Jugend und des Alters, um Musik (Setz ist Obertonsänger), um Kleinstädtisches und Großstädtisches. Setz' Bruder im Geiste dürfte angesichts dieser Fülle eher David Foster Wallace gewesen sein, dessen „Unendlicher Spaß” ebenfalls den nicht-linearen Erzählstil mit überbordender Fantasie verteidigt.