Essen. . Noch laufen die Proben für die Musicalversion von „Das Wunder von Bern“, am 23. November wird Premiere sein. Der Schauspieler Dominik Hees übernimmt eine der wichtigsten Rollen, die von Helmut Rahn. Über den Boss schwärmt der Fußballbegeisterte: „Er war dynamisch, erdig und cool“.

Mit „Das Wunder von Bern“ hat Regisseur Sönke Wortmann dem „Boss“ ein cineastisches Denkmal gesetzt. Im November kommt das Fußball- und Familiendrama unter demselben Titel in Hamburg als Musical auf die Bühne. In einer Probenpause sprachen wir mit Dominik Hees (25), dem Mann, der Helmut Rahn, den berühmtesten Sportler Essens, verkörpern wird.


Herr Hees, wie stark identifizieren Sie sich mit dem Boss?

Dominik Hees: Sehr! Mir imponiert, wie er sein Leben geführt hat. Ich habe jetzt dasselbe Alter wie er im Jahre 1954.

Welche seiner Charakterzüge imponieren Ihnen besonders?

Hees: Ich empfinde ihn als einen sehr dynamischen, ja, ausgeflippten Menschen. Als einen, der mit seiner unkonventionellen Art die Mannschaftskameraden anzustecken und mitzureißen vermochte. Er war eine Stimmungskanone und trotzdem immer erdig – vielleicht so wie Lukas Podolski heute.

Der Stürmer Rahn war gefürchtet für seinen strammen Schuss und berühmt für seine starke physische Ausstrahlung. Werden Sie diese auf die Bühne bringen?

Hees: Ja, natürlich. Der Helmut Rahn von 1954 war ein sehr körperlicher Typ, sehr locker, sehr cool. Schauen Sie sich die Fotos von damals an, sie zeigen ihn mit einer beeindruckenden männlichen Körpersprache. Mir imponiert besonders seine jugendliche Unbekümmertheit. Rahn war ja nach Eckel der jüngste Spieler der Weltmeisterelf.

Können Sie sich als Schauspieler in einen Fußballer hineinversetzen?

Hees: Klar. Fußball war ebenfalls meine Leidenschaft. Ich bin in Kerpen aufgewachsen und habe bis zur B-Jugend beim VfL Sindorf gespielt. Doch dann hat sich meine zweite Leidenschaft durchgesetzt – die für Musik und das Theater. Die sportliche Seite habe ich von meinem Vater, der Fußballer und Leichtathlet war. Die Musikalität gab mir meine Mutter mit.

Wie bereiten Sie sich vor?

Hees: Ich habe mir Fotos, Filme und Wochenschauen von damals angeschaut, auf denen der Boss zu sehen ist. Sehenswert ist auch die interessante TV-Dokumentation über die WM 1954. Leider gibt’ s aus jener Zeit nicht viele Interviews mit Rahn. Ich hätte gerne genauer gewusst, wie er damals gesprochen hat. Mit viel Gewinn habe ich seine Autobiografie „Mein Hobby: Tore schießen“ gelesen.

Dieser Band ist zugleich ein faszinierender Trip in das Essen des Wirtschaftswunders. . .

Hees: . . . wo Fußball zwischen Schloten und Fördertürmen eine wahnsinnig wichtige Rolle gespielt hat. Mich hat verblüfft, wie die Stars damals gelebt haben. Unter der Woche arbeiteten sie auf Zechen und samstags waren sie die Helden auf dem Fußballplatz. Witzig fand ich die Episode, dass die Sportfreunde Katernberg als Belohnung einen hohen Zaun erhielten, dafür dass Rahn zu Rot-Weiss wechselte – aus heutiger Sicht unvorstellbar.

Essen ist Kulisse des Musicals. Wie haben Sie die Stadt in Erinnerung?

Hees: Als ich 2010 im Colosseum die Titelrolle im „Buddy“ gab, war Essen gerade Kulturhauptstadt. Das besondere industrielle Flair findet man sonst nirgends. Kohle und Krupp haben die Menschen geprägt – und auch ihre Sprache. Sie sind sehr direkt und bodenständig.