Berlin.. Gleich in ihrer ersten Spielzeit haben es die neuen Macher des Maxim Gorki Theater zum Theater des Jahres geschafft. Der neue Auftritt der Berliner Bühne überzeugt die deutschsprachigen Kritiker. Sie vergaben auch noch zwei weitere Preise an das Gorki.
Das Berliner Maxim Gorki Theater unter der Leitung von Shermin Langhoff und Jens Hillje ist Theater des Jahres. Die deutschsprachigen Theaterkritiker wählten die Berliner Bühne zum ersten Mal auf Platz eins der jährlichen Bestenliste. Damit zeichneten sie die neue Intendanz gleich für ihre erste Spielzeit an dem Haus aus.
Von den 44 von der Fachzeitschrift "Theater heute" befragten Kritikern stimmten 15 für das Gorki Theater. Eine Nominierungsliste gab es bei der Umfrage unter Theaterkritikern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht.
Schauspielerin des Jahres ist mit zehn Stimmen Bibiana Beglau (43) vom Residenztheater München. Zum Schauspieler des Jahres wurde mit fünf Stimmen Peter Kurth (57) vom Schauspiel Stuttgart gewählt, wie aus der der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Kritikerumfrage hervorgeht.
Nachwuchspreis für ehemaligen Schauspieler des Schauspielhaus Bochum
Beglau wurde für ihre Rolle als Bardamu in Frank Castorfs Inszenierung von Louis-Ferdinand Célines "Reise ans Ende der Nacht" ausgewählt. Kurth holte sich die begehrte, undotierte Auszeichnung für die Titelrolle in Robert Borgmanns Tschechow-Inszenierung "Onkel Wanja".
Das Maxim Gorki Theater räumte gleich drei Mal ab: Mit Dimitrij Schaad kommt auch der Nachwuchsschauspieler des Jahres von der kleinen Berliner Bühne. Zuvor war er mehrere Jahre am Schauspielhaus Bochum engagiert. Zum besten Stück des Jahres wurde Sibylle Bergs am Berliner Gorki Theater uraufgeführtes Werk "Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen" gewählt.
Alle Künstler und Mitarbeiter hätten in der intensiven Anfangszeit hart gearbeitet, so Langhoff und Hillje am Donnerstag. Das ganze Team habe sich mit Enthusiasmus und Engagement in die Auseinandersetzung gestürzt. "Wir sind auch unserem Publikum dankbar, das uns so offenherzig aufgenommen hat", erklärten die Theaterintendanten. "Mit kritischer Neugier hat es unsere Stücke auf der Bühne verfolgt, die Geschichten vom Leben hier und heute, in einer Stadt wie Berlin erzählen, in all ihrer Vielfalt und konflikthaften Widersprüchlichkeit."
Krise am Wiener Burgtheater als "größtes Ärgernis" ausgezeichnet
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) beglückwünschte die Intendanz des Gorki Theaters. "Dieser Erfolg schon in der ersten Spielzeit ist bemerkenswert", erklärte Wowereit. "Die Auszeichnung zeigt einmal mehr die herausragende künstlerische Qualität der Theaterarbeit am Gorki und steht zugleich für die große Bedeutung Berlins als Schauspielmetropole."
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Beste Nachwuchsschauspielerin wurde Katharina Knap als Sonja im Stuttgarter "Onkel Wanja". Inszenierung des Jahres ist Karin Henkels Kleist-Interpretation "Amphitryon und sein Doppelgänger" vom Schauspielhaus Zürich. Das beste Bühnenbild stammt von dem Serben Aleksandar Denic, der die Räume für Castorfs "Reise ans Ende der Nacht" schuf.
Zur besten Kostümbildnerin wurde wie bereits im vergangenen Jahr Victoria Behr gekürt, die die Schauspieler in Herbert Fritschs Werk "Ohne Titel Nr. 1" an der Berliner Volksbühne einkleidete. Als bester ausländischer Autor wurde der Brite Martin Crimp für "Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino" (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) geehrt.
"Für das mit Abstand größte Ärgernis des Jahres sorgte Matthias Hartmann und das Finanzdebakel am Wiener Burgtheater", lautet das Fazit der Kritikerumfrage von "Theater heute". (dpa)