Washington. . Der Oscar-Preisträger Robin Williams ist tot. Der Hollywoodstar wurde leblos in seinem Haus in Tiburon bei San Francisco gefunden. Offenbar hatte sich der unter Depressionen leidende Schauspieler das Leben genommen. Williams wurde 63 Jahre alt.

Als Robin Williams vor fünf Jahren eine neue Aorta-Klappe aus Rinderherz eingesetzt werden musste, verkündete Hollywoods Spaßmacher vom Dienst demonstrativ seine Abkehr von der Fleischeslust. „Ein Stück Kuh hat mich gerettet. Darum esse ich kein Fleisch mehr! Wenn ich ein Steak sehe, sage ich. ,Nein - du bist einer von uns!'" Für einen prallen Witz kehrte Williams hemmungslos und lachtränensicher wie wenige seines Fachs auch das Allerinnerste nach Außen. Wie es wirklich in ihm aussah, mag man erst jetzt erahnen.

"Er brachte uns zum Lachen. Er brachte uns zum Weinen“

Am Montag fand die Polizei in seinem Haus in Tiburon bei San Francisco seine Leiche. Williams hat sich mit einem Gürtel erhängt, so der vorläufige Befund der Polizei. Mit 63 Jahren, darauf deuten bisher alle Indizien hin, hat sich der in Chicago geborene Komödiant das Leben genommen.

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Ganz Hollywood, noch vom Drogentod von Philip Seymour Hoffman erschüttert, ist erstarrt vor Trauer. Selbst Präsident Obama verneigte sich vor dem Mann, der ihn in Talkshows x-mal durch den Kakao gezogen hat: „Er kam als Außerirdischer in unser Leben, aber am Ende berührte er jede Faser des menschlichen Geistes. Er brachte uns zum Lachen. Er brachte uns zum Weinen.“ Womit die wesentlichen Gaben des 1951 geborenen Humor-Riesen ziemlich genau beschrieben wären.

Hilfe bei Depressionen und Suizid-Gedanken

  • Falls Sie Suizid-Gedanken haben oder jemanden kennen, der Suizid-Gedanken hat, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge: 0800/1110111 oder 0800/1110222. Die Anrufe sind kostenlos, die Nummern sind rund um die Uhr zu erreichen.
  • Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet im Internet einen Selbsttest, Wissen und Adressen zum Thema Depression an. Im Online-Forum können sich Betroffene und Angehörige austauschen. Für Jugendliche gibt es ein eigenes Forum.

Sein Vater war Manager beim Automobilbauer Ford, seine Mutter verdingte sich zwischenzeitlich als Model. Der junge Williams war schüchtern. Und sehr klein. Schon als Kind, die Familie zog viel umher, entwickelte er eine Art Clown-und Klassenkapser-Syndrom. Es half ihm, dem im Grunde schüchternen Einzelkind, Aufmerksamkeit und Sympathie auf sich zu lenken und Freundschaften zu schließen.

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Als Teenager träumte Robin Williams von einer Karriere als Wissenschaftler und studierte einige Semester Politik-Wissenschaften. Bevor ihn eine Theater-AG an der Uni vom Kurs abbrachte. „Das war‘s für mich“, sagte er später mit leuchtenden Augen. Williams hatte seine Berufung gefunden, schmiss das Studium und schrieb sich an der New Yorker Juilliard School für Literatur und Drama ein, bis heute die Kaderschmiede für Broadway und Traumfabrik. Sein engster Freund dort wurde Christopher Reeve, der nach einem Reitunfall lange querschnittgelähmt im Rollstuhl saß. Williams kümmerte sich wie ein Bruder um ihn. Wie auch später um dessen Witwe Dana.

Oscar für „Good Will Hunting“ 

Hollywood war reichlich spät dran mit dem 1,60 Meter großen Mann, der Grimassen schnitt wie andere Brot. Als Williams 1998 für die Rolle des bärtigen Psychologen Sean McGuire an der Seite von Matt Damon in „Good Will Hunting“ den Oscar für die beste männliche Nebenrolle bekam und dabei Burt Reynolds ausstach, war er bereits 20 Jahre im Geschäft.

Alles begann in einem rot-silbernen Neoprenanzug. 1978 hatte der TV-Sender ABC die Serie „Happy Days“ ausbaldowert, aus der die Reihe „Mork & Mindy“ erwuchs. Als Außerirdischer, der die Erdenbewohner mit einem fröhlichen „Na-Nu Na-Nu“ begrüßte, schuf sich Williams in „Mork vom Ork“ alsbald auch in Deutschland eine treue Fan-Gemeinde.

Pfeiler der Filmindustrie

„Popeye“, sein erster Kino-Versuch 1980, floppte noch. Danach ging es steil bergauf. „Garp und wie er die Welt sah“, „Good Morning, Vietnam", „Der Club der toten Dichter", „Der König der Fischer“, „Mrs. Doubtfire" - bis Mitte der 90er Jahre hatte es Williams zum tragenden Pfeiler der Filmindustrie gebracht. Adrian Cronauer, der verrückte Truppenbespaßer aus dem Saigon des Vietnam-Kriegs, und John Keating, der großartige Lehrer, der unfertige Jungs für die Schönheit der Kunst und des eigenen Denken begeistert, zählen bis heute zu den Meilensteinen seines Schaffens.

Abseits des Drehbuch-geleiteten Frohsinns gab Williams seiner Begabung als Stand-Up-Urgewalt wann immer möglich hemmungslos Ausdruck. Keine Pressekonferenz war vor seinen Spaß-Anschlägen sicher, Zwerchfellweh inklusive. Mit maschinengewehrartiger Wucht und Präzision imitierte er von John Wayne über Keith Richards, Michael Gorbatschow und George W. Bush so ziemlich jeden prominenten Zeitgenossen mit einer theatralischen Präzision und Leichtigkeit der Extraklasse. Robin Williams kannte wenige Tabus. Er war einer der ersten, die nach dem 11. September 2001 Witze über Muslime machten. Für ihn galt die Formel: Komödie ist Tragödie plus Zeit.

Neustart nach der Herz-OP

Auch im eigenen Leben. All das Jungenhafte in seinem Auftreten, das spitzbübische Funkeln in den Augen, das ihn bis zuletzt deutlich jünger aussehen ließ, konnte nicht wirklich verbergen, dass Williams ein Leben an der Kante lebte und das Entertainment-Geschäft lange Zeit nur auf Speed ertragen konnte. Im übertragenen Sinne und mit chemischer Hilfe. Alkohol und Kokain in Massen in den 70ern, danach 20 Jahre trocken, dann der erste schwere Rückfall 2006. Obwohl er es doch war, der seinen Freund, den großen John Belushi, noch kurz vor dessen Drogentod 1982 besuchen konnte und genau wusste, wie es enden kann.

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Nach der Herz-OP verordnete sich der zutiefst mit der Bay Area in Kalifornien verbundene Schauspieler einen Neustart. Mit Susan Schneider, einer Grafik-Designerin, begann der Vater dreier erwachsener Kinder (Zachary, Cody und Zelda Rae) 2011 seine dritte Ehe. Was Harmonie und Einfühlsamkeit anbelangt, soll die Verbindung „unübertroffen“ gewesen sein, sagen Kollegen und Nachbarn.

"Ruhm ist eine Droge"

Was hat Robin Williams trotzdem gefehlt? Im Nachhinein gewinnen nebulöse Vorboten Konturen. „The Crazy Ones“, Williams erster großer Ausflug vom Kino ins Fernsehen nach über 30 Jahren, wurde neulich nach nur einer Staffel wegen prekärer Einschaltquoten abgesetzt. Und erst im Juli hatte sich der leidenschaftliche Radfahrer abermals in eine Entziehungsklinik in Minnesota einweisen lassen. Am Ende, so räumte seine Sprecherin ein, sollen Depressionen seinen Alltag regiert haben.

„Ruhm ist eine Droge“, hat Robin Williams in so vielen Interviews gesagt, „sie kommt und geht und ist gefährlich wie die Meeresbrandung.“ Die letzte Welle war offensichtlich zu gewaltig für ihn.