Straßburg. Daniel Buren hat einige der größten Museen mit seiner Konzeptkunst bespielt. Mit mannshohen geometrischen Formen und herrlichen Farben ist er nun in das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Straßburg gezogen.

"Wie ein Kinderspiel": Daniel Buren hätte für seine Ausstellung im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Straßburg keinen besseren Titel finden können. Denn die rund 100 bunten und weißen Würfel, Quader und Zylinder, die nebeneinander und aufeinander stehen, erinnern unweigerlich an das Cubus-Kinderspiel.

Ein Spiel, bei dem das Zusammenstellen der geometrischen Formen das räumliche Vorstellungsvermögen fördern soll. Und darin ist Buren, der 2007 mit dem Praemium Imperiale ausgezeichnet wurde, dem Nobelpreis der Kunstwelt, ein Meister. Für die an diesem Samstag beginnende und bis zum 4. Januar dauernde Werkschau hat das Museum dem Konzeptkünstler über 2000 Quadratmeter zur Verfügung gestellt.

Die mannshohen Quader, Zylinder und Würfel sind typisch für die Konzeptkunst Burens. Doch erstmals sind sie in einer solch skulpturalen Weise angeordnet. "Das ist tatsächlich das erste Mal, dass ich die Formen so zueinander in Beziehung gestellt habe", wie der 76-Jährige in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa sagte.

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Er spiele hier mit Formen, die alle kennen. Doch erstmals stehen sie hier nicht in Beziehungen zur Architektur des Museums. Die drei durchbrochenen, hintereinander aufgestellten Quader mit den charakteristischen Streifen in Schwarz und Weiß sind turmähnlich aufgebaut und bilden eine herrliche Perspektive.

Rote, grüne und gelbe Farbflächen bedecken Fensterfront

Der Documenta-Künstler bezieht sich bewusst auf das Cubis-Spiel. "Es wird mit Kinderspiel gleichgesetzt und Kinderspiel wiederum mit dem Begriff einfach, dabei trifft das genaue Gegenteil zu", erklärte Buren. Hinter der Einfachheit verstecke sich jedoch ein komplexer Prozess: "Ein Kind kreiert unbewusst. Ein Künstler braucht Jahrzehnte, um sein Werk auf einfache Formen zu reduzieren."

Als Beispiel führt er Henri Matisse und seine Papierschnitzel und Collagen am Ende seines Lebens an. Erst über die Malerei und langjährigen Erfahrungen sei Matisse zu diesen einfachen, jedoch schönen und kunstvollen Konstruktionen gekommen.

Buren setzt sein Spiel mit Formen und Farben auf der 1500 Quadratmeter großen Glasfassade des Museums fort. Rote, grüne und gelbe Farbflächen bedecken abwechselnd die riesige Fensterfront. Je nach Lichteinfall spiegeln sie sich auf Wänden und Böden in herrlichen Mosaiken wider. Hier arbeitet er mit der Architektur, wie bei seiner das Pariser Grand Palais ausfüllenden Installation im Jahr 2012.

Über 100 farbige Kreise tauchten damals die riesige Glaskuppel in ein Kaleidoskop ähnliches Muster. Buren will mit seiner Konzeptkunst die Wahrnehmung von Orten und Räumen visualisieren und verändern. Weder für den Künstler noch für den Besucher ist das ein Kinderspiel. (dpa)