Recklinghausen. . Regisseur Luc Bondy inszeniert für die Ruhrfestspiele die Komödie „Les fausses confidences“ (Die falschen Vertraulichkeiten) von Pierre Carlet de Marivaux. Die 61-jährige, immerschöne Huppert steht als Witwe Araminte im Zentrum eines perfiden Ränkespiels – als Opfer und Akteurin zugleich.

Nichts weckt die Leidenschaft so sehr wie das Gefühl, selbst begehrt zu werden. In einer tollkühnen Geste nimmt die reiche Witwe Araminte ihrem am Schreibtisch eingeschlafenen Sekretär Dorante die Zigarette aus der Hand, führt sie zu den eigenen Lippen, schließt die Augen: so viel Sehnsucht, Verlangen, Angst und Hoffnung liegen in diesem Moment. So viel Gefühl – als perfektes Ergebnis eines amourösen Ränkeschmiedens.

Die großartige Isabelle Huppert führt uns vor Augen, dass die Liebe immer schon ein Spiel war, auch vor 250 Jahren schon – und doch über alle Spiele erhaben ist. Luc Bondy inszeniert für die Ruhrfestspiele die Komödie „Les fausses confidences“ (Die falschen Vertraulichkeiten) von Pierre Carlet de Marivaux als Koproduktion des Pariser Odéon-Theaters. Die 61-jährige, immerschöne Huppert steht als Witwe Araminte im Zentrum des Ränkespiels: Der junge, ihr verfallene Dorante (Louis Garrel) lässt sich von einem Diener einschleusen. Er flüstert der Witwe von den „verrückten“ Gefühlen Dorantes – oder geht es ihm nur ums Geld? Dies gilt ja für alle anderen, von Aramintes Mutter über einen adligen Verehrer bis hin zum bestechlichen Kammermädchen; ein drohender Gerichtsprozess ist die Folie für allerlei Verwirrung.

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Isabelle Huppert glaubt und zweifelt, zaudert und lockt

Die so heftig Umworbene aber steht schwankend da. Isabelle Huppert, deren heisere Stimme so gar nicht zur filmischen Erinnerungen an sie passt, sehr wohl aber zu dieser abgeklärten, hoffenden Frau – Isabelle Huppert also glaubt und zweifelt, zaudert und lockt. Sie spielt mit ihrem Wissen um Dorantes Gefühle und schämt sich dieser Gerissenheit. Schließlich, die Hochsteckfrisur hat sich in Locken aufgelöst, kostet sie mehr als nur die kalte Zigarette.

Liebt sie ihn nur, weil er sie liebt? Liebt er sie nur des Geldes wegen? Bondy legt das Nein nahe. Wenn Dorante Araminte in die Arme schließt, geschieht dies ohne Kalkül, ohne Pose, in aller Heftigkeit: Hier haben zwei das Spiel beendet. Kann Vertraulichkeit denn falsch sein?