Regensburg. . Regensburger Bischof Voderholzer wird zum Auftakt des Katholikentags in die römische Glaubenskongregation berufen. Extra Katholikentagsbier gebraut

Diese Szene wird zweifellos in die neuere deutsche Kirchengeschichte eingehen: Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer erläutert unmittelbar vor der Eröffnung des 99. Katholikentages einigen Medienvertretern den geplanten Ablauf und die Zielsetzung der Veranstaltung, als ihm plötzlich sein Referent einen Zettel zusteckt: „Sie werden neues Mitglied der Glaubenskongregation in Rom“, steht handschriftlich darauf notiert.

Der Bischof gibt sich demonstrativ überrascht, aber doch auch gefasst und schlagfertig: „Eine Ernennungsurkunde habe ich jedenfalls noch nicht. Na gut. Papst Franziskus hat ja gesagt, dass er keine Flughafenbischöfe mag, dann werde ich wohl künftig häufiger mit der Bahn oder per Anhalter unterwegs sein müssen.“

Neben der launigen Einlassung hatte nur Sekunden zuvor noch ein ganz anderes Bischofswort an gleicher Stelle für Aufhorchen gesorgt. Nach seiner Beziehung zur katholischen Abtreibungsberatung „Donum Vitae“ befragt, hatte der Regensburger Theologe zwar betont, dass er der Laienorganisation keineswegs den guten Willen absprechen wolle. Dann aber verstieg er sich doch in die Formulierung: „Ich bin mir sicher, dass keine Frau gern abtreibt und damit ihren Leib zum Schauplatz eines Massakers machen möchte.“

„Donum Vitae“ aktiv eingebunden

Erstmals auf einem Katholikentag wird „Donum Vitae“ nicht nur mit einem Info-Stand geduldet, sondern kann auch im Rahmen einer Podiumsdiskussion die eigene Haltung im kontroversen Dialog darstellen. Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, sieht in der aktiven Programm-Einbindung von „Donum Vitae“ ein deutliches Zeichen für den brückenbauenden Charakter des Katholikentages.

Der wurde am Mittwochabend nach stundenlangem Dauerregen auf dem Regensburger Domplatz feierlich eröffnet. Ein freundliches Schreiben von Papst Benedikt an seinen „verehrten Bruder Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg“ wurde dabei verlesen: „Auf dem Katholikentag gebt ihr ein Zeichen für echten Dialog. Dialog mit Christus und untereinander. So werdet ihr wahre Zeugen und tüchtige Mitarbeiter Christi beim ,Brückenbau’ für den Frieden und für das Heil.“

Katholikentag bringt zusammen

Das einprägsame Bild vom Brückenbau mit Christus, das dem ­Katholikentag in diesem Jahr zum Motto gegeben worden ist, griff der gastgebende Bischof Voderholzer noch einmal aus einer anderen Perspektive auf: „Welcher andere Event vermag Jugendliche und Greise, Unternehmer und ­Angestellte, Linke und Rechte, Konservative und Fortschrittsenthusiasten, Behinderte und Nichtbehinderte, Nerds und ­Ballprinzessinnen, Klassikfans und Rapper, Philippinos und Norweger, Juden und Muslime zu einer großen Feier unter einen Hut zu bringen?“

Eine buchstäblich schmackhafte Kostprobe eines solchen Gelingens bot gleich nach dem Eröffnungsgottesdienst der traditionelle Abend der Begegnungen, der bayerisch-hemdsärmelig „An Guatn“ überschrieben war, was in unserer Sprache einfach „Guten Appetit“ bedeutet.

Die gastgebende Regensburg-Region bot viel Landestypisches in Hausmannskost an und wurde von Bischof Voderholzer klimatisch aufmunternd unterfüttert: „Ohne Regen würde es all diese kulinarischen Köstlichkeiten gar nicht geben. Dessen müssen wir uns auch gerade heute bewusst sein.“ Während bei Katholiken- und Kirchentagen am Eröffnungsabend eigentlich Alkohol stets verboten ist, lockten die Regensburger ihrerseits nun mit besonderem „Katholikentagsbier“ auf Märzenbasis und mit 5,6 Prozent Alkohol.

Katholikentags-Bier

Augenzwinkernd wurde bei diesem besonderen Bierausschank auf die Meinung der heiligen Hildegard verwiesen: „Wenn einer Durst hat, dann trinke er Bier, aber kein Wasser, denn Wasser hat keine Kraft. Nur wenn einer ganz gesund ist, kann er auch manchmal Wasser trinken, ohne dass es ihm sonderlich schade.“

Gutgläubig und Hildegard-verbunden hielten sich viele Katholikentagsteilnehmer, nicht zuletzt wegen der kühl-nassen Witterung, an das fromme Ansinnen der Heiligen. Von überdurstigen Seelen war am Ende des feuchtfröhlichen Beisammensein gegen 22 Uhr gottlob nichts zu hören. Selbst ein bierbereiter Katholikentag in Bayern ist eben noch immer kein vorgezogenes Oktoberfest.