Abu Dhabi. . Revier-Schriftsteller Jörg Albrecht war Gast der Internationalen Buchmesse in Abu Dhabi – und wurde drei Tage ohne Begründung in Haft genommen. Er kam auf Kaution frei, darf aber das Land nicht verlassen. Offenbar steht er unter Spionage-Verdacht. „Ich schlafe vor Angst kaum“, meldet Albrecht.

Der Schriftsteller Jörg Albrecht ist in Abu Dhabi vom Geheimdienst ohne Angaben von Gründen vier Tage in Haft genommen worden. Anschließend wurde er weiterhin in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate festgehalten und durfte sein Hotel nicht verlassen. Albrecht war von der Internationalen Buchmesse in Abu Dhabi zusammen mit einem weiteren deutschen und sieben Schweizer Autoren eingeladen worden, um dort das Thema Übersetzungen zu bereden.

Jörg Albrecht, 1981 geboren und in Dortmund aufgewachsen, hat nach einem Studium in Bochum und Wien viel als Theater-Texter und -Regisseur mit der 2007 von ihm mitbegründete Gruppe „copy & waste“ am Mülheimer Ringlokschuppen gearbeitet, wo er seit Anfang 2014 auch für zwei Jahre gastiert. Dort arbeitet er an einer Science-Fiction-Satire über ein Ruhrgebiet, das im Jahr 2044 nur noch aus Kreativzentren besteht.

Botschaften fotografiert?

In Abu Dhabi ist Albrecht wenige Stunden nach seinem Eintreffen im Hotel in Haft genommen worden. 24 Stunden lang war sogar völlig unklar, wo er sich befindet. Albrecht hatte kurz zuvor mit seinem I-Pad Fotos von den Häusern rings um sein Hotel aufgenommen. Dabei könnte Albrecht eventuell die Botschaften des Iraks und Afghanistans fotografiert haben.

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Er wurde drei Minuten lang einem Haftrichter in Fußfesseln und ohne Rechtsbeistand vorgeführt, ohne etwas sagen zu dürfen. Sein deutscher Verleger Thorsten Ahrend (Wallstein) und auch Vertreter der deutschen Botschaft vor Ort waren anwesend. Sie vermuten, Albrecht werde Spionage vorgeworfen. Dabei gelten Abu Dhabi und die Vereinigten Arabischen Emirate als eher liberales denn als repressives Terrain unter den Staaten im Nahen Osten.

Petition ist in Arbeit

Über die Internet-Seite nachtkritik.de meldete sich Albrecht selbst zu Wort: „Zum Glück ist mein Schweizer Kollege Jonas Lüscher noch hier, um mich zu stützen. Ich schlafe dennoch vor Angst kaum, da hier keine neuen Informationen zu bekommen sind. Ich bange jede Minute um die Ausreisegenehmigung.“

Er stehe immer noch unter Beobachtung des Geheimdienstes. Der Wallstein Verlag wollte zunächst im Stillen klären, ob es sich bei der Verhaftung um ein Missverständnis handelt. Nach vier Tagen aber hat er sich entschlossen, den Skandal öffentlich zu machen. Am gestrigen Nachmittag arbeitete er mit dem Mülheimer Ringlokschuppen und Freunden Albrechts an einer Petition, in der die sofortige Freilassung Albrechts gefordert wird. Sie soll von möglichst vielen Kulturschaffenden unterzeichnet werden.