Essen. . Er sieht aus wie ein Hipster aus Berlin-Mitte, schreibt schräge Theaterstücke, die auch auf You Tube geklickt werden, sowie Romane, die an überdrehte René-Pollesch-Inszenierungen erinnern. Jörg Albrecht wirkt wie ein Kind der Kreativbranche – ist aber einer ihrer wortwitzigsten Kritiker.

Jörg Albrecht, Jahrgang 1981, ist in Dortmund aufgewachsen und hat in Bochum Germanistik studiert, in den literarischen Zirkeln beider Städte erhielt er frühe Förderung. Und auch, wenn er nun seinen Hauptwohnsitz nach Berlin verlegt hat, bleibt er der Region treu: „Die Gegend hier interessiert mich immer noch wahnsinnig“, sagt Albrecht. Mit dem Theaterkollektiv „copy & waste“, das er 2007 gemeinsam mit Steffen Klewar gründete, gastiert er nun zwei Jahre lang am Mülheimer Ringlokschuppen: Das nennt sich dann etwas uncharmant „Modellversuch für ortsspezifisches Theater in einer sich auflösenden Region“. Beim Theaterfestival Favoriten erhielt eine ihrer ersten Produktionen, „Orlac Hand Out“, den Preis des Landes NRW.

Jörg Albrecht, Jahrgang 1981, wuchs in Dortmund auf. (Foto: Goeke)
Jörg Albrecht, Jahrgang 1981, wuchs in Dortmund auf. (Foto: Goeke) © Bodo GOEKE

Im für den Herbst geplanten Theater-Roman-Projekt „Anarchie in Ruhrstadt“ schildert er eine futuristische Revier-Vision, in der es von Selbstverwirklichern nur so wimmelt. Im Jahr 2044 besteht das Revier nur noch aus Kreativzentren: „So leben im Kreis Wesel die Schriftsteller, weil es da schön ländlich und einsam ist. Die bildenden Künstler sind in Hagen, in Unna sitzen die Bands in so kleinen Dörfern...“ Für Furor sorgen Abspaltungspläne: In Gelsenkirchen schart ein Schamane Anhänger um sich, im Ennepe-Ruhr-Kreis gründet der Ruhr-Messias eine Kommune.

Wie wichtig ist ihm die eigene Kreativität? Das Schreiben nennt Albrecht erstens „elementar“, zweitens eine Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle – „ich frage mich schon manchmal, muss das überhaupt sein?“ Drittens weiß er durchaus, was er schreibend erreichen will: „einen Pfad zu schlagen in diese Überforderung, die die Wirklichkeit ja eigentlich ist“.

Albrechts Textcollagen

Wenn seine Leser, oder seine Zuschauer, den Witz in Albrechts Wirklichkeitsvisionen sehen, wenn sie beginnen, in seine Textcollagen ihre eigenen Geschichten einzufügen – dann hat Albrechts Kreativität ihr Ziel erreicht. Fern aller dafür vorgefertigten Quartiere.

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