Barcelona. . Es soll das Comeback werden: Die kolumbianische Sängerin Shakira mit dem weltweit bekanntesten Hüftschwung bringt ihr erstes Album seit vier Jahren heraus. Schlichter Titel: „Shakira“. Ein Gespräch über Fußball, Kindererziehung und ein Video mit Rihanna.
Ihr neues Album heißt „Shakira“, ist das erste seit vier Jahren und musikalisch ein Gemischtwarenladen. Wilder Latino-House („Dare“), Country („Medine“), Gitarrenpowerrock („Empire“) und spanische Ballade („Loca por Ti”) stehen ohne roten Faden, aber ziemlich unterhaltsam nebeneinander. Steffen Rüth traf die Kolumbianerin Shakira (37), liiert mit Gerard Piqué vom FC Barcelona und Mutter des gerade ein Jahr alten Milan, im schnieken „W Hotel“ am Strand von Barcelona.
Shakira, Deine Songs „Hips don’t lie (2006) und „Waka Waka (2010) sind zu WM-Superhits geworden. Was hast Du für Brasilien in petto?
Shakira: Dieses Mal bin ich bloß Groupie (lacht). Milan und ich werden Gerard selbstverständlich begleiten und ihn anfeuern.
Shakira als Spielerfrau?
Shakira: Das kannst du dir nicht vorstellen? Soccer Wife, Soccer Mum, das bin ich jetzt alles auch. Und ich finde das toll.
Wie ist es um deine eigenen fußballerischen Qualitäten bestellt?
Shakira: Hundsmiserabel. Ich bin eine schrecklich schlechte Fußballerin!
Und kein Shakira-WM-Lied?
Shakira: Der offizielle Fifa-Song kommt in diesem Jahr bekanntlich nicht von mir. Aber meine Beziehung zum Fußball ist zu eng, als dass ich diesen Anlass einfach verstreichen lassen würde. Das heißt, ich habe einen Song für die WM gemacht, der kurz vor der WM veröffentlicht wird.
Und über den Du jetzt noch rein gar nichts erzählen darfst?
Shakira: Das hast Du vollkommen korrekt erfasst (lacht).
Wirst Du Spanien oder Kolumbien die Daumen drücken?
Shakira: Mein Traumszenario ist ein Finale zwischen Kolumbien und Spanien.
Welcher spätere Beruf für Milan wäre Dir lieber: Popstar oder Profifußballer?
Shakira: Falls so ein Leben wirklich sein Traum sein sollte, werde ich ihn immer unterstützten. Aber eigentlich hoffe ich, er macht einen Bogen um das Showgeschäft. Das ist ein wirklich aufreibender Beruf. Du bist ständig unter Druck, immer im Stress, hast permanent zu wenig Zeit.
Wirklich so schlimm?
Shakira: Ich habe viele Opfer gebracht. Und ich wünsche Milan, dass er ein normales Leben führen kann, dass er nicht immer unter Beobachtung steht. Aber gut, ich mache mir nichts vor. Er ist der Sohn von zwei öffentlichen, zwei berühmten Menschen, so richtig normal wird sein Leben wohl nie sein. Wichtig ist mir nur, dass er später etwas tut, wofür er wirklich brennt. Leidenschaft ist das Allerwichtigste.
Worauf achtet Ihr bei der Erziehung?
Shakira: Unser Sohn ist ein extrem privilegiertes Kind, unsere Herausforderung als Eltern wird auch darin liegen, ihm Ehrgeiz und Biss beizubringen. Und er soll früh wissen, dass es überall auf der Welt Kinder gibt, die nicht so begütert und materiell rundumversorgt sind wie er.
Shakira genießt das Leben als Hausfrau und Mutter
Du selbst kommst aus einer Mittelschichtsfamilie aus Barranquilla in Kolumbien und bist schon als Teenager ein Popstar gewesen. Wie sehr hast Du Deine Jugend vermisst?
Shakira: Ich habe diese ganze verrückte Pubertät irgendwie ausgelassen. Man sagt ja, dass Mädchen während der Pubertät die Hölle sein sollen, doch an mir ist diese Phase total vorübergegangen. Ich glaube, ich war vorher schon schwierig. Ich war ein zickiges Kind, und dafür keine zickige Jugendliche mehr(lacht) (lacht)(lacht). Ich hatte ein klares Ziel: Sängerin zu sein. Von diesem Pfad habe ich mich durch nicht und niemanden abbringen lassen.
Hattest Du später das Bedürfnis, Deine Pubertät nachzuholen?
Shakira: Ach, mir fehlt das eigentlich nicht. Ich habe immer ein ziemlich komplettes und erfülltes Leben gelebt. Ich bin ja vor einigen Jahren sogar ein Semester lang in Los Angeles zur Uni gegangen und habe Geschichte studiert – weil ich immer davon geträumt hatte zu studieren. Ein Teil von mir ist ja sehr wissbegierig, fast schon streberhaft. Ich lerne einfach auch wahnsinnig gerne. Jedenfalls habe ich es geschafft, dass meine wahre Identität dort wochenlang verborgen blieb.
Hat die Geburt Deines Sohnes Einfluss gehabt auf deine Musik? Oder hast Du sogar erwogen, längere Zeit nicht zu arbeiten?
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Shakira: Ich bin nicht süchtig nach dem Leben in der Öffentlichkeit, ich kann gut auch ohne Kameras und Aufmerksamkeit zurechtkommen. Ich muss mich nicht ständig exponieren, damit ich das Gefühl habe, ich existiere. Als Milan zur Welt kam, war ich monatelang zu Hause. Ich war einfach nur eine Hausfrau und Mutter und fand das sehr schön. Aber ich bin nicht naiv, ich weiß, dass ich diese Karriere habe, dass ich Verträge habe und eine Verantwortung. Und ich mache diesen Job ja wirklich gerne und bin auch immer noch hungrig. Mich treibt an, dass ich relevant bleiben möchte. Aber ich genieße das Leben zuhause.
Wo ist Dein Zuhause jetzt?
Shakira: In Barcelona. Gerard muss jeden Tag trainieren, er ist nicht so flexibel wie ich. Also leben wir hier.
„Shakira“ ist das erste Album seit vier Jahren. Wie hast Du Dich als Künstlerin verändert?
Shakira: Normalerweise schreibe ich alle meine Lieder selbst, doch diesmal gibt es auch Songs, die nicht von mir sind. Das kommt auch durch Milan, denke ich. Ich merke, wie ich lockerer lasse, seit er da ist. Aber ich bin immer noch die Hauptverantwortliche. Ich habe mir das Album jetzt nicht schneidern lassen, die meisten Ideen und Songs stammen immer noch von mir. Ich denke, es ist ein sehr buntes Album. Es ist wie eine Tüte voller Bonbons.
Wenn Rihanna dabei ist, wird es ziemlich hitzig
Du und Gerard Piqué, Ihr seid ein sogenanntes Powerpaar. Wie kriegt Ihr es hin, Euer Leben, Euren Sohn, Eure Berufe zu kombinieren?
Shakira: Unsere Karrieren versuchen wir zu trennen. Wir arbeiten in unterschiedlichen Bereichen, und wir hängen beruflich nicht voneinander ab. Auf diesem Gebiet sind wir sehr unabhängig voneinander, wir gehen beide unseren eigenen Karriereweg. Bevor wir uns kennenlernten, war Gerard ja schon Fußballspieler und ich war Sängerin. Wir haben uns dann getroffen und schnell gespürt, dass wir uns ziemlich toll finden (lächelt).
Im Song „23“ sagst du über Euch: „I knew we had something from the moment that I met you“. Du wusstest du also gleich, als du ihn zum ersten Mal gesehen hast im Frühjahr 2010, das da was geht?
Shakira: Ja. Jedes Mal, wenn ich Gerard in die Augen sehe, dann weiß ich, dass das Schicksal uns zusammengefügt hat. Gerard war der Mensch, der mir zum Glücklichsein noch gefehlt hatte.
Stimmt es eigentlich, dass Rihanna, als Ihr das Video zur Single „Can’t remember to forget you“ gedreht habt, eifersüchtig auf Dich war, weil du so sexy bist?
Shakira: Rihanna muss nun wirklich nicht neidisch auf mich sein. Sie ist die erotischte Frau der Welt, wenn du mich fragst. Also echt. Ich selbst? Okay, ich kann auch sexy sein. Aber nur auf Befehl. So nach dem Motto „Shakira, noch fünf Sekunden, und dann guckst du bitte sexy!“
Hast Du etwas von Rihanna gelernt?
Shakira: Es ist schon bewundernswert, wie sie sich vor der Kamera bewegt, so natürlich und so cool. Sie weiß genau, in welchem Winkel sie zur Kamera stehen und was sie in jeder einzelnen Aufnahme tun muss. Beyoncé ist auch so. Das sind wirklich ganz, ganz großartige und inspirierende Frauen für mich. Da werde ich so richtig zum Fan (lacht).
Hast Du Rihanna beigebracht, wie Dein Bauchtanz geht?
Shakira: Den hatte sie bereits drauf. Sie meinte, sie habe sich das vor über zehn Jahren bei mir schon abgeguckt und sich selbst beigebracht.
Das Video ist von einigen konservativen Medien kritisiert worden, weil es zu heiß sei. Was sagst Du dazu?
Shakira: Tja, Gerard ist für sein Alter überraschend konservativ, er lässt mich keine Videos mehr mit Männern drehen. Also muss ich Frauen nehmen (lacht laut). Irgendwas muss ich ja machen, es muss ja weitergehen mit der Karriere. Jedenfalls, ich finde das Video sinnlich und feminin. Ist ja klar, wenn Rihanna dabei ist, wird es immer ziemlich hitzig.